Klimawandel am Mount EverestBasislager auf dünnem Eis
Auf dem Dach der Welt schmelzen die Gletscher – eine immer grössere Gefahr für die Alpinisten. Weil es immer mehr Steinschläge und Gletscherspalten gibt, will Nepal nun das Basecamp verschieben.
Während der Frühlingssaison nächtigen bis zu 1500 Bergsteigerinnen und Bergsteiger am Fusse des Mount Everest. Das Basecamp werde jedoch zunehmend unsicher, berichtet BBC. Der Khumbu-Gletscher, auf dem das Camp steht, werde immer dünner. Schuld seien der Klimawandel und die menschliche Aktivität am Gletscher. Um Schlimmeres zu verhindern und um das Geschäft nachhaltiger zu machen, planen nun die Behörden in Nepal, das Basecamp zu verschieben.
Steinschläge und Schmelzwasser
Wie viele andere Gletscher auf der Welt wird auch der auf über 5300 Meter gelegene Khumbu-Gletscher immer dünner. Eine Studie der Universität Leeds von 2018 zeigte, dass der Abschnitt des Gletschers, der nahe dem Camp liegt, pro Jahr einen Meter dünner wird. Zusätzlich berichten Alpinisten zunehmend von Gletscherspalten.
Der grösste Teil des Gletschers ist von felsigem Geröll bedeckt. Jedoch gibt es auch Bereiche mit freiliegendem Eis, sogenannten Eisklippen. Schmölzen diese, werde der Gletscher instabil, erklärt der Forscher Scott Watson der BBC. «Wenn Eisklippen auf diese Weise schmelzen, bewegen sich die Felsbrocken, die sich oben auf den Eisklippen befinden.» Dies führe zu gefährlichen Steinschlägen und Schmelzwasserbewegungen an der Oberfläche des Gletschers.
Laut dem Forscher verliert der Gletscher so 9,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Plötzlich tauchen Gletscherspalten auf
Nicht nur der Klimawandel ist Ursache des Problems, sondern auch die Masse der Menschen, die im Basislager übernachten, erklärt Khimlal Gautam. Gautam ist ein führendes Mitglied des Komitees, das die Verlegung des Camps empfohlen hat. «Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass die Menschen im Basislager bis zu 4000 Liter Urin ausscheiden an einem Tag», sagt er der BBC. Nicht nur der Urin verschmutze die Umwelt. «Die riesige Menge an Brennstoffen wie Kerosin und Gas, die wir dort zum Kochen und Heizen verbrennen, wird definitiv Auswirkungen auf das Eis des Gletschers haben.»
«Wir bereiten uns jetzt auf den Umzug vor und werden bald alle Beteiligten konsultieren», erklärt der Generaldirektor der nepalesischen Tourismusabteilung, Taranath Adhikari, der BBC. Das Lager soll an einen Ort versetzt werden, an dem es kein permanentes Eis gibt. Neu soll es 200 bis 400 Meter unterhalb des aktuellen Standorts stehen. Der Umzug könnte laut nepalesischen Beamten noch vor 2024 erfolgen. Zuerst müsse man das Vorhaben mit den örtlichen Gemeinden besprechen.
Auch der höchste Gletscher am Mount Everest ist nicht vor den Gefahren steigender Temperaturen geschützt. Forscher unter der Leitung der University of Maine haben herausgefunden, dass der South-Col- Gletscher in den letzten 25 Jahren mehr als 54 Meter an Dicke verloren hat. Der Gletscher, der sich auf etwa 7906 Meter über Meer befindet, werde 80-mal schneller dünner, als sich das Eis auf der Oberfläche neu bilden könne. Der Grund: steigende Temperaturen und starke Winde. Der Schnee auf der Oberfläche sei erodiert, wodurch das Eis noch schneller schmelze.
Paul Majewski, der leitende Forscher der Studie, vermutet, «dass der South-Col-Gletscher auf dem Rückzug sein könnte – er könnte bereits ein Relikt aus einer früheren, kälteren Zeit sein».
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