Rätsel um Street-Art-KünstlerBanksy gab in den 90er-Jahren Gratis-Spraykurse in Jugendzentrum
Die BBC hat unerwartet neue Details aus der Biografie des geheimnisvollen Ausnahmekönners zugespielt bekommen.

Der britische Street-Art-Künstler Banksy ist ein Mysterium unserer modernen Welt: Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten versuchen Journalisten, Kunstsammler und Hobbydetektive erfolglos, herauszufinden, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Trotzdem schafft er es bislang, unerkannt zu bleiben.
Die BBC hat jetzt ein weiteres kleines Puzzleteil zu dem Ausnahmesprayer ausgegraben. So soll Banksy in den späten Neunzigerjahren in einem Jugendzentrum in Bristol Spraykurse für Kinder gegeben haben. Peter de Boer, der Sozialarbeiter, der das Zentrum leitete, hat für den Fernsehsender sogar sein Fotoalbum geöffnet – unter der Bedingung, dass Banksy auf den Bildern unkenntlich gemacht wird und die Journalisten auch keine unverpixelten Abzüge erstellen.
1997 sei er auf der Suche nach einem lokalen Sprayer gewesen, der eine frische Wand in seinem neuen Jugendzentrum mit den Kindern verziere, erzählt de Boer. Ein Freund habe diesen jungen Mann vorgeschlagen, der mit seinem Bruder nachts durch die Stadt zog. Er habe ihm seine Nummer gegeben. «Wenig später erhielt ich einen Anruf von einem Typen, der sich als Banksy vorstellte. Er fragte nicht nach dem Lohn, sondern war nur an der Arbeit mit den Kindern interessiert. Ich gab ihm 50 Pfund.»
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Der neue Unbekannte war schnell die Attraktion bei den Jugendlichen: «Was mir damals auffiel, war, dass er nicht wirklich ein Ego hatte. Er machte Kunst mit ihnen, anstatt Kunst für sie zu machen», erzählt de Boer. Statt die Wand wie geplant nur einmal zu sprayen, liess er Banksy und die Kids sie über Monate immer wieder neu gestalten. «Morgens sass er mit den Kindern an einem Tisch und sprach mit ihnen über ihre Ideen. Dann haben sie alle mit angepackt und diese Dinge gesprüht, die sie sich ausgedacht hatten.»
Werke im Jugendzentrum übersprüht
Während sich der Jugendzentrum-Leiter über den Erfolg seiner Idee freute, tauchte am anderen Ende der Stadt plötzlich ein gewaltiges Wandgemälde auf. Es zeigt einen Teddybären, der einen Molotowcocktail auf anrückende Polizisten wirft. «Mild Mild West» ist heute eines von Banksys bekanntesten Werken und entstand in der Zeit, als seine Berühmtheit rasant zunahm. Doch weder de Boer noch die Kinder ahnten damals, dass ihr Graffitilehrer dahintersteckte.

Heute stechen sowohl Stil als auch Motive heraus: Banksy erschuf mit den Kindern Kühe, die zu einem Himmel voller Bomben blicken. Oder einen Zirkus, in dem das menschliche Leben von Robotern nachgestellt wird. Die Ähnlichkeiten zu seinen heutigen Werken sind frappant.
Kurz nach der Jahrtausendwende habe ihn der junge Mann informiert, dass er wegziehen werde und seine Kurse deshalb aufgeben müsse, so de Boer. «Ich war enttäuscht, habe das Sprayangebot im Zentrum aber dann selbst weitergeführt.» Er habe wohl persönlich gleich mehrere millionenschwere Werke an der Wand im Jugendzentrum übersprayt, meint er lachend. Traurig sei er deswegen aber nicht: «Es ging damals nicht um das Materielle, sondern um die Arbeit mit den Kindern.»
Banksy gilt heute als einer der teuersten aktuellen Künstler der Welt. «Love is in the Bin», eine im Rahmen einer Performance geschredderte Version des Werks «Girl with Balloon», wurde 2021 in London für 16 Millionen Pfund (17,8 Millionen Franken) verkauft.
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