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Corona-Verdacht am Leutschenbach
Bald Maskenzwang bei SRF?

Wirbt für eine Maskenkultur: Patrizia Laeri auf Twitter.
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«Maskenpflicht nun auch bei SRF. Richtig so», schreibt Patrizia Laeri am Mittwochnachmittag auf Twitter. Die Moderatorin veröffentlichte ein Foto von sich mit Mundschutz und fügte den offiziellen Präventionshashtag #soschützenwiruns des Bundesamtes für Gesundheit zur Corona-Epidemie hinzu. Kurze Zeit später sind das Foto und der Tweet von Laeri wieder gelöscht. Was ist da passiert?

Klar ist: Die Corona-Krise hat auch das Schweizer Fernsehen fest im Griff. So wurde am Dienstag publik, dass Mario Grossniklaus, stellvertretender Redaktionsleiter der «Tagesschau», während einer Corona-Sondersendung Kontakt mit einem Gesprächsgast hatte – dem Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann –, der inzwischen positiv auf das Virus getestet wurde. Grossniklaus zog sich deshalb am Dienstag in eine freiwillige Quarantäne zurück – «eine reine Vorsichtsmassnahme», wie SRF auf Anfrage schreibt. Der Mindestabstand von zwei Metern sei während der Sondersendung vom Freitag «zu jeder Zeit eingehalten» worden.

Sind das zwei Meter? Mario Grossniklaus im Gespräch mit dem Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann während der Corona-Sondersendung vom Freitag, 20. März.

Ebenfalls in eine freiwillige Quarantäne verabschiedete sich eine weitere Person von SRF, die Hofmann mit dem Mikrofon ausrüstete – obwohl sie «nur ganz kurzen Kontakt» mit dem Aargauer Regierungsrat hatte und dabei alle Hygienevorgaben inklusive Desinfektionsmassnahmen eingehalten worden seien. So äusserte sich das Schweizer Fernsehen gegenüber dem Branchenportal «Persönlich».

Zwei Ausfälle aufgrund eines Gastes: Das wirft die Frage auf, wie sich das Schweizer Fernsehen für den Fall vorbereitet, dass die Zahl der Infizierten weiter nach oben schnellt, wie zu erwarten ist – und auch grosse Teile des SRF-Personals sich mit dem Virus anstecken.

Die Präventionsavantgarde geht in Isolation

«Wir gründen jetzt eine Corona-WG», schreibt ORF-Moderator Armin Wolf am Montag auf Twitter. Der ORF ist zurzeit die Avantgarde, was den Schutz der Mitarbeiter und die Aufrechterhaltung des Sendebetriebs anbelangt: Der österreichische Rundfunk hat Isolationsbereiche eingerichtet, in denen «Schlüsselmitarbeiter» während zweier Wochen abgeschottet von der Aussenwelt arbeiten und leben, essen und schlafen. Dann werden sie von ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Homeoffice abgelöst.

Insgesamt 180 der 3000 Angestellten werden sich in den Isolationsbereichen des ORF aufhalten, um von dort aus «Zeit im Bild» – das Pendant zur Schweizer «Tagesschau» – sowie weitere Radio- und Fernsehsendungen für Österreich zur produzieren. Vor dem Einzug in die «Corona-WG» werden die ORF-Angestellten jeweils auf das Virus getestet. «Für den Nasenabstrich fährt mir die Ärztin mit einem Staberl ziemlich weit ins linke Nasenloch hinauf, echt unangenehm», schreibt Armin Wolf in seinem persönlichen Blog.

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Derart radikale Massnahmen wie beim ORF will man beim Schweizer Fernsehen vorerst nicht ergreifen. Aber untätig war man auch hierzulande nicht: Aktuell sind bei SRF die Deutschschweizer Redaktionen in zwei Gruppen geteilt, die sich nicht persönlich begegnen sollen. Während eine Gruppe jeweils im Homeoffice arbeitet, ist die andere vor Ort in den Studios und den Redaktionsräumen. Dort soll das Risiko einer Ansteckung gesenkt werden durch Social Distancing und die Hygienemassnahmen, die das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt. Ähnlich arbeiten auch ARD und ZDF.

Sichtbar für das TV-Publikum sind von Schweizer Schutzmassnahmen nur die Plexiglasscheiben, die in Sendungen zum Einsatz kommen, in denen der Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen den Gesprächspartnern nicht eingehalten werden kann, etwa beim abgesetzten «Schawinski». Hier wurde in der zweitletzten Sendung zwischen Gastgeber und Alt-Bundesrat Christoph Blocher erstmals die Glasmauer hochgezogen, die nun auch in anderen Sendungen zum Einsatz kommt, etwa in den Studiogesprächen der «Rundschau», der «Sternstunde Philosophie» und des «Kassensturzes». Die Möglichkeit einer Ansteckung – wie in der SRF-Sondersendung zu Corona – soll damit verhindert oder zumindest vermindert werden.

Reden hinter Glas: Schawinski im Gespräch mit Christoph Blocher, beide Angehörige der Risikogruppe, am 16. März, also am Tag, als der Bundesrat den Notstand ausrief.

Je nach Verlauf der Pandemie will SRF weitere Massnahmen ergreifen, um seinen Grundauftrag auch in Krisenzeiten erfüllen zu können. Die SRG räumt aber ein, dass die Situation schon jetzt angespannt sei, vor allem im Tessin: Bereits 87 Angestellte von RSI wurden vorsorglich für mehrere Tage ins Homeoffice beordert – wegen Verdachtsfällen oder gar positiv getesteter Personen im näheren Umfeld der Mitarbeitenden. Die Folge davon waren personelle Engpässe in den Redaktionsteams, die ein normales Arbeiten verhindern. Deshalb – und aufgrund der neuen Sicherheitsbestimmungen – wurden bereits vergangene Woche Abstriche im Programm vorgenommen. So werden einige Formate wie die Talksendung «Borotalk» oder Sportsendungen wie «Domenica sportiva» zugunsten von Informationssendungen nicht mehr produziert.

Der gelöschte Tweet von Patrizia Laeri.

In der Deutschschweiz sind solche Engpässe noch nicht bekannt. Und auch im Programm müssen zurzeit noch keine allzu grossen Abstriche verzeichnet werden – mit Ausnahme von «Sport aktuell», das nach Absage von Wettbewerben an den meisten Sendetagen durch einen kürzeren «Sportflash» ersetzt wird.

Und die Maskenpflicht, von der Patrizia Laeri in ihrem gelöschten Tweet schrieb? Die gibt es bei SRF offiziell nicht. Das Schweizer Fernsehen halte sich an die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, laut dem Masken für Gesunde keinen Schutz bieten. Gesichtsmasken kommen bei SRF aber dann zum Einsatz, wenn das Social Distancing in der Arbeitssituation nicht möglich ist, etwa an den Schnittplätzen.

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Patrizia Laeri trägt ihre Maske aber nicht ohne Grund: Am Mittwoch gab es bei SRF einen weiteren Corona-Verdachtsfall, diesmal in den Reihen der eigenen Redaktion. Bei wem es zum Corona-Verdacht kam, will SRF nicht sagen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes. Aber die Maskenpflicht gilt nun auch für die Redaktion – «kurzfristig und maximal bis Sonntag», in einem «begrenzten Bereich», so SRF. Sobald die entsprechenden Räume einer Grundreinigung unterzogen wurden und das noch ausstehende Testergebnis vorliegt, werde die Tragepflicht wieder aufgehoben.

Tweet löst «emotionale Diskussion» aus

Gelöscht hat Laeri ihren Tweet, weil er eine «emotionale Diskussion» auslöste. Tatsächlich gab es unter Laeris Tweet innert kürzester Zeit gleich mehrere Kommentare, die auf die Masken-Engpässe in den Krankenhäusern hinwiesen. Auf die Diskussion, wie gross die Engpässe tatsächlich noch sind und wer bei der Ausstattung mit Masken allenfalls Priorität haben sollte, wollte sich Laeri nicht einlassen: «Für eine gute Moderation einer solchen Diskussion habe ich im Newsroom keine Zeit», schreibt die Moderatorin.

Ihre Maske trägt Laeri mit einem guten Gefühl: «Wir haben jetzt auch Firmen in der Schweiz, die ihre Produktion umgestellt haben und genügend Masken produzieren.» Damit sei die Versorgung in den Krankenhäusern gewährleistet, die «immer Priorität haben» muss, wie die Moderatorin schreibt. Sie selbst findet die Tragepflicht bei SRF eine gute Massnahme: «Doch wir Europäer haben anscheinend generell immer noch Mühe mit der Maskenkultur.» Vor der Kamera wird sie – wie auch andere Moderatorinnen und Moderatoren – die Maske dennoch nicht tragen, denn SRF setzt vor der Kamera weiterhin auf Social Distancing. Und wo dies nicht geht, wird nun konsequent die Plexiglasmauer hochgezogen, damit die Grundversorgung via Mattscheibe weiterhin gewährleistet werden kann.