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SBB kämpfen gegen die Stromlücke
Bähnler müssen kalt duschen – aber das nützt nicht viel

Wenn die SBB ihr Programm reduzieren, dann nur auf Befehl. 
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Die SBB haben am Donnerstag anlässlich einer Medienkonferenz zu ihren Halbjahreszahlen erklärt, wie sie angesichts der drohenden Mangellage Strom einsparen wollen. Die Zusammenfassung: Wenn der Bund die Bahn nicht zum Runterfahren des Angebots zwingt, wird es nicht viel sein.

So reduziert der Konzern ab sofort in seinen Bürogebäuden die Beheizung auf maximal 20 Grad und verzichtet gänzlich auf die Beleuchtung von Fassaden und Logos. Zudem stellt er mit Ausnahme der Duschen in den Werkstätten, in denen die Arbeitskräfte dreckig werden, das Warmwasser ab. Das betrifft nicht nur Lavabos, sondern auch die Duschen in den Umkleiden, die Angestellte beispielsweise nach dem Joggen über Mittag nutzen.

Bei der grössten Stromverbraucherin der Schweiz, die den grössten Teil der Energie zum Bewegen von Zügen benötigt, bewegt sich der Einfluss solcher Massnahmen allerdings im Promillebereich. Signifikanter ist da das Versprechen, 15 Prozent des Gases unter anderem durch den Umstieg auf Öl dank Zweistoffanlagen in den Werkstätten einzusparen. Sobald der Bundesrat die zweite Eskalationsstufe zum Stromsparen ausruft, würden die SBB und zahlreiche andere Verkehrsunternehmen zudem die Heizung in ihren Fahrzeugen reduzieren.

Einen noch grösseren Einfluss auf den Totalverbrauch hätte vor allem eine Reduktion des Bahnverkehrs. «Das entscheiden wir aber nicht von uns aus», sagte SBB-Chef Vincent Ducrot. «Wir haben einen Grundversorgungsauftrag, den wir erfüllen, solange wir können.» Stattdessen müsste die Eidgenossenschaft das befehlen.

Während Corona schon geübt

Die SBB könnten 15 Prozent Strom einsparen, wenn sie 30 Prozent ihrer Züge ausfallen liessen. Mit solchen Abbauten haben sie Erfahrung: In den ersten Wochen der Corona-Pandemie fuhren sie das Programm um 20 Prozent herunter, weil die Züge so schwach besetzt waren. Gleich wie damals würden die SBB dann Züge aussetzen, die im Moment zur Verstärkung in Stosszeiten eingesetzt werden, und teilweise statt eines Halbstunden- nur noch einen Stundentakt fahren.

Für den Fall von zyklischen Netzabschaltungen – vier Stunden in einer Region, dann vier Stunden in der nächsten, und so weiter – bereiten sich die SBB sogar auf die Stilllegung des gesamten Verkehrs vor. Der Grund ist nicht, dass die Züge dann keinen Strom zum Fahren mehr hätten, sondern dass jener für Weichen, Sicherheitssysteme oder Bahnhöfe fehlen würde.

Letzterer wird dem normalen Haushaltsstromnetz entnommen. Während kritische Infrastruktur wie Spitäler in diesem abgesondert selbst in einer extremen Mangellage bedient werden könnte, geht das im dichten Eisenbahnnetz mit seinen Tausenden Anknüpfungspunkten ans Stromnetz nicht mehr.

«Wir kaufen, was wir finden. Im Moment kauft niemand mehr Zertifikate für sauberen Strom.»

SBB-Chef Vincent Ducrot dazu, warum der zusätzlich eingekaufte Strom im Moment oft nicht aus nachhaltigen Quellen stammt.

Für das Bewegen der Züge dagegen sind die SBB dank eigener Wasserkraftwerke und eines eigenen Stromnetzes grösstenteils selbst besorgt. Damit der Strom hierfür auch im Winter reicht, leeren sie ihre Stauseen aktuell nicht und kaufen stattdessen teuren Strom in einer Menge am Markt ein, damit sie im Winter eine Reserve von mindestens drei Monaten haben.

Die Kosten dafür dürften in die Hunderten Millionen Franken gehen, wie SBB-Finanzchef Franz Steiger am Donnerstag ausführte. Fürs Halbjahr präsentierte er ein Minus von 142 Millionen Franken. Dieses kam grösstenteils darum zustande, weil noch immer rund 10 Prozent der Pendler fehlen. Der Freizeit- und internationale Verkehr ist mittlerweile dagegen wieder auf Vorkrisenniveau.