Babyhandel in GeorgienSie hat ihre leiblichen Eltern gesucht – der Vater war schon lange ein Freund auf Facebook
Tamuna Museridze hatte Hunderte getrennte Familien zusammengeführt. Nun hat die georgische Journalistin endlich selbst ihre leibliche Familie gefunden.
Als Tamuna Museridzes vermeintliche Mutter starb, fand die Journalistin bei den Aufräumarbeiten ihre Geburtsurkunde. Der Name stimmte, doch das Geburtsdatum war falsch. So liess sie der Verdacht, dass sie adoptiert worden sei, nicht mehr los, wie BBC berichtet.
In der Hoffnung, ihre leiblichen Eltern zu finden, gründete die Journalistin die Facebook-Gruppe «Vedzeb». Dies heisst auf Deutsch «Ich suche». Mit der Aktion fand sie erst einmal nicht ihre eigenen Eltern, sondern deckte einen grossen Kinderhandelskandal auf. Über Jahrzehnte hinweg wurde Eltern in Georgien erzählt, dass ihre Neugeborenen gestorben seien. Tatsächlich wurden diese aber hinter ihrem Rücken verkauft.
Durch die Aufdeckung des Skandals wurden Hunderte von Familien wieder zusammengeführt. Museridze war daran als Journalistin beteiligt. Das Geheimnis ihrer eigenen Herkunft konnte sie jedoch lange nicht lüften.
Diesen Sommer erhielt sie schliesslich über Facebook die Nachricht, dass eine Frau 1984 in Tiflis heimlich ein Kind zur Welt brachte. Der Absender vermutete, dass es die Mutter von Museridze sein könnte, und übergab ihr den Namen der Frau. Diese verweigerte sich anfangs, die Mutterschaft anzuerkennen. Als ein DNA-Test aber die Verwandtschaft bestätigte, verriet sie ihr den Namen des Vaters.
Museridzes Arbeit, Familien wieder zusammenzuführen, ist in ganz Georgien bekannt. Viele verfolgen ihre Aktionen in den sozialen Medien. Als Museridze den Namen ihres Vaters suchte, stellte sich heraus, dass dieser ihre Tätigkeit seit Jahren online verfolgt, ohne zu wissen, dass es sich um seine Tochter handelt. Er wusste nicht einmal, dass er eine Tochter hatte, freute sich aber sehr über die Nachricht.
Anders als bei den Menschen, denen Museridze geholfen hatte, war sie selbst kein gestohlenes Kind. Die Mutter verheimlichte die Schwangerschaft und gab sie aus Scham zur Adoption frei.
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