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Figur in Erfolgsserie «Baby Reindeer»
Vermeintliche Stalkerin will Netflix verklagen – sie fühle sich falsch dargestellt

Die Miniserie ist der Netflix-Überraschungshit des bisherigen Jahres: Donny Dunn (Richard Gadd) und seine Stalkerin Martha (Jessica Gunning).
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Gute Storys leben von überraschenden Wendungen. Da ist das Netflix-Drama «Baby Reindeer» keine Ausnahme, die Geschichte eines britischen Komikers, der von einer Frau gestalkt wird. Die erste Überraschung war der Erfolg der Miniserie: Vor rund einem Monat wurde sie auf dem Streamingdienst veröffentlicht, bis heute haben sich über 54 Millionen Zuschauer zugeschaltet.

Plötzlich begannen Hobby-Detektive weltweit nach den echten Menschen hinter den Filmfiguren zu suchen. Und fanden sie unter anderem vermeintlich in der schottischen Anwältin Fiona Harvey. Sie sagt von sich selber, sie sei das Vorbild für die Figur der Stalkerin. Aber es habe sich alles ganz anders zugetragen, als in der Serie dargestellt.

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Am Wochenende nun wagte sich Harvey noch weiter vor. Fast eine ganze Stunde lang sass sie beim umstrittenen britischen Fernsehmoderator Piers Morgan in der Sendung, um ihre Version der Ereignisse zu präsentieren. Sie fühlt sich von der Netflix-Serie falsch dargestellt. Deshalb werde sie nicht nur Gadd selber, sondern auch Netflix und die Zeitung «Dailymail» verklagen, sagte sie zu Morgan, der sich ihr gegenüber sehr skeptisch zeigte. Das Interview, das seinerseits wegen Morgans aggressivem Interviewstil für Kritik sorgte, wurde bislang über 10 Millionen Mal angeklickt.

Wie in der Serie dargestellt, habe sie Gadd tatsächlich in einer Bar kennen gelernt, sagte Harvey. Sie habe ihm auch ein paar E-Mails geschickt und über ihn getweetet. Sonst überzeichne die Serie aber masslos. Da heisse es, alles basiere «auf wahren Tatsachen» – dennoch habe Netflix sie nie kontaktiert, kritisierte Harvey. Und sie auch nicht geschützt. Ausserdem behauptet sie, Gadd habe sie angemacht. Sie nennt ihn auch psychotisch.

Netflix wies Harveys Vorwürfe zurück. Man habe das Nötige unternommen, um die Identität der Beteiligten zu schützen. Dem widerspricht, dass Harvey – wenn sie denn tatsächlich das reale Vorbild ist – bereits äusserlich grosse Ähnlichkeiten mit der Filmfigur aufweist.

Fotografisches Gedächtnis, aber keine Erinnerung

Wie glaubwürdig ist Harvey? Im Interview wirkt sie sehr erregt, was mit der Situation zu tun haben mag. Doch manche Dinge wirkten fragwürdig. Sie gibt an, ein fotografisches Gedächtnis zu haben, kann sich aber nicht erinnern, mit welcher Note sie ihr Studium abgeschlossen hat. Sie bestreitet auch, sich die Serie angesehen zu haben, dennoch spricht sie en détail über gewisse Szenen.

Wer hier die Wahrheit sagt, dürfte ein allfälliges Gerichtsverfahren ohne weiteres zutage bringen. Schliesslich sagen Gadd und Netflix, sie seien im Besitz der über 40’000 Mails, die die echte Stalkerin Gadd geschrieben hat. Auch die Frage, ob Harvey je in einer solchen Sache verurteilt worden ist, lässt sich leicht überprüfen. So oder so wird diese Geschichte weitere überraschende Wendungen nehmen. Dank ihrer Fortsetzung im echten Leben.