Schäden in MillionenhöheAustralier wollen Mäuse mit Gift bekämpfen
Australische Bauern kämpfen zurzeit gegen Abertausende Nager, welche eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ein bislang verbotenes Pestizid soll die Tiere nun stoppen.
Sie zerstören die Ernte, durchnagen Leitungen von Haushaltsgeräten, beissen Menschen, übertragen Krankheiten und haben einen Hausbrand verursacht – im Osten Australiens haben Landwirte seit Monaten mit der schlimmsten Mäuseplage seit rund 40 Jahren zu kämpfen. Laut Landwirten des am schlimmsten betroffenen Bundesstaates New South Wales könnten die Nager sie diese Saison eine Milliarde australische Dollar (rund 690 Millionen Franken) an Ernteverlusten und Giftködern kosten.
Der Staat will deshalb vor allem seinen Bauern und Produzenten Finanzhilfen von umgerechnet rund 45 Millionen Franken zur Verfügung stellen, wie der Landwirtschaftsminister des Bundesstaates, Adam Marshall, Mitte Mai sagte. Damit sollen die durch die Schäden erlittenen Verluste kompensiert werden, zudem sollen kleine Unternehmen und auch Haushalte Rabatte für den Kauf von Fallen und Gift bekommen. Landwirte sollen demzufolge chemische Giftköder sogar kostenlos erhalten, «um diese Geissel zu bekämpfen». Auch die psychische Gesundheit der Landwirte leide unter der Plage, sagte Marshall. Diese mussten in den letzten Jahren nebst der Corona-Pandemie bereits Dürren, Buschbrände und Überschwemmungen verkraften.
Es «regnet» Mäuse aus Silos
Videos in den sozialen Medien zeigen das Ausmass der Mäuseplage. Darauf sind Tausende Mäuse zu sehen, wie sie über Strassen und Felder flitzen oder aus Silos «regnen».
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Laut Wissenschaftlern wurde die Nagerplage durch die Wetterbedingungen nach jahrelanger Dürre begünstigt. Nachdem 2020 fast so viel Regen gefallen war wie in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen, fuhr Australien dieses Jahr eine Rekordernte ein. Die reichen Erträge schafften jedoch ideale Bedingungen für die Mäuse, die sich aufgrund des ausreichenden Futters rasant ausbreiteten.
Auch neue landwirtschaftliche Praktiken hätten den drastischen Anstieg der Mauspopulation begünstigt. Verbrannten Getreidebauern früher den Rest der Getreidepflanzen, um das Land zu roden, wird die neue Saat seit rund 15 Jahren aus Umweltschutzgründen direkt auf die alten Stoppeln gesät. Dies habe die unbeabsichtigte Folge gehabt, dass mehr Nahrungsquellen und Unterschlupfmöglichkeiten für Mäuse geschaffen worden seien. Hinzu komme, dass sich Mäuse extrem schnell fortpflanzten – sie können etwa alle drei Wochen sechs bis zehn Nachkommen haben. Diese drei Faktoren hätten die Zahl der Mäuse schnell in die Millionen schnellen lassen.
Starkes Gift eine Gefahr für andere Tiere
«Eine Plage von diesem Ausmass haben wir wirklich seit den frühen 80er-Jahren nicht mehr gesehen, und jeder hat gehofft, dass die kühlen Bedingungen im Winter die Zahl der Mäuse eindämmen würden. Bis jetzt hat nichts funktioniert», sagte Landwirtschaftsminister Marshall. Er kündigte deshalb an, die Genehmigung für ein bislang verbotenes Gift einholen zu wollen. Das sogenannte Bromadialon sei «das stärkste Mäusegift», das man auf der Welt bekommen könne.
Doch während das bisher gerne verwendete Pestizid Zinkphosphid nach 24 Stunden im Kadaver abgebaut wird, bleibt Bromadialon 100 bis 200 Tage im Darm. Forscher warnen deshalb, dass dieses starke Gift auch eine Gefahr für fleischfressende einheimische Tiere und Haustiere darstellen könnte. Besonders Greifvögel seien dabei gefährdet, sagte Maggie Watson, Forscherin der Charles-Sturt-Universität. Damit könnten zukünftige Mäuseplagen noch verschlimmert werden, da ohne Greifvögel die natürliche Kontrolle der Mäuse wegfalle.
Anfang dieser Woche ging ein Bild von Dutzenden toten Rosenkakadus auf einem Friedhof in New South Wales viral. Die in Australien Galahs genannten Vögel hatten laut der örtlichen Umweltschutzbehörde vermutlich Mäuseköder gegessen.
Auch einheimische Fische wie der Murray-Dorsch könnten bei einem Einsatz von Bromadialon massenweise sterben, warnten Forscher. In den am stärksten von der Mäuseplage betroffenen Gebieten haben sich die Fische an den Tausenden von Mäusen satt gefressen, die versuchen, den Fluss zu durchschwimmen.
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Für die Gesundheit der Menschen sind die Mäuse ebenfalls eine Gefahr. Von Anfang Januar bis Ende April wurden der Gesundheitsbehörde des Staats 23 Fälle von Leptospirose gemeldet. Das ist eine seltene Krankheit, die zu Nierenversagen und Hirnhautentzündung führen kann – und häufig von Mäusen übertragen wird. Im gesamten Jahr 2020 waren es laut der australischen Nachrichtenagentur AAP elf Fälle.
SDA/lif
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