Keine Diplomaten in PekingAuch Grossbritannien und Australien boykottieren die Winterspiele
Boris Johnson macht für seinen Entscheid Chinas Umgang mit Minderheiten geltend. Die Regierung in Peking reagiert mit scharfer Kritik.
Nach den USA und Australien hat auch Grossbritannien einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in China verkündet. Kein Minister seiner Regierung werde zu diesem Anlass nach Peking reisen, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch im Londoner Unterhaus. Die USA hatten diesen Schritt am Montag verkündet und mit Menschenrechtsverletzungen in China begründet.
«Es wird einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking geben», verkündete Johnson und verwies wie die USA auf das Vorgehen der chinesischen Behörden gegen die muslimischen Uiguren und andere Minderheiten. Einen sportlichen Boykott der Spiele schloss er hingegen aus.
Viele Meinungsverschiedenheiten
Ähnlich hatte sich zuvor Australien positioniert. «Es ist natürlich keine Überraschung, dass wir keine australischen Beamten zu diesen Spielen entsenden werden», sagte Premierminister Scott Morrison am Mittwoch. Es gebe eine Reihe von «Meinungsverschiedenheiten» zwischen Canberra und Peking. Die Sportler des Landes sollen hingegen schon nach China reisen.
Australien und China liegen bei einer Reihe von Themen über Kreuz. So ist Peking etwa über Gesetze verärgert, die den Einfluss Chinas auf die australische Politik und Wirtschaft verringern sollen. Auch das neue Verteidigungsbündnis mit den USA und Grossbritannien für den Indopazifik wird in China als Einmischung in dessen Angelegenheiten verstanden. Peking hat deshalb australische Exportgüter wie Wein und Kohle mit Sanktionen belegt.
Peking kontert
Peking reagierte auf Morrisons Ankündigung mit Trotz. Es interessiere niemanden, ob australische Diplomaten zu den Spielen nach Peking reisten, sagte der chinesische Aussenamtssprecher Wang Wenbin. Er warf Australien «politisches Getue» und «egoistische Spielchen» vor. Die Regierung in Canberra folge «blindlings» den USA.
Die USA hatten am Montag als erste angekündigt, dass sie keine Regierungsvertreter zu den Spielen im Februar schicken werde. Berichte über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in der westchinesischen Provinz Xinjiang sorgen seit langem für diplomatische Spannungen mit Peking. Die China-Expertin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Sophie Richardson, begrüsste den Boykott als «entscheidenden Schritt, um die Verbrechen der chinesischen Regierung gegen die Menschlichkeit zu bekämpfen».
AFP/chk
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