TV-Kritik «Tatort»Ausserirdisch schlecht
In Münster gab es wie gewohnt einiges zu lachen – aber eher über den verschwurbelten Film als mit ihm.
Klar, es ist lustig, wenn Kommissar Thiel (Axel Prahl) einen frisch gepressten Orangensaft mit den Worten «Nein danke, ist mir zu gesund» ablehnt. Und es ist amüsant, wenn der distinguierte Professor Boerne (Jan Josef Liefers) die meiste Zeit im Hawaiihemd herumrennt. Aber wo bleibt der Plot?
Das war schon immer die Schwierigkeit bei den «Tatort»-Quotenkönigen aus Münster. Wie viel Humor verträgt es, damit der Krimi nicht untergeht? Oder andersherum: Wie bleibt der Fall spannend, ohne dabei den Witz zu verlieren? In einigen der letzten Folgen – zuletzt «Des Teufels langer Atem» vor sieben Wochen – ist dies ziemlich gut gelungen.
Aber jetzt? Boerne und Thiel kommen einer Organisation auf die Spur, die postuliert, eine ausserirdische Echsenart habe die Erde besetzt und sei daran, die Menschheit auszurotten. Die führenden Köpfe, die das verbreiten, glauben zwar selbst nicht an den Reptilienstuss. Aber sie haben gemerkt, dass sich mit Verschwörungstheorien leicht Geld verdienen lässt.
«Propheteus» behandelt also ein durchaus aktuelles Thema. Es wird von den «Tatort»-Neulingen Astrid Ströher (Drehbuch) und Sven Halfar (Regie) allerdings nicht geradlinig erzählt. Sie springen wild herum auf der Zeitachse, was die Spannung nicht erhöht. Im Gegenteil, die Orientierung wird mit der Zeit schwierig. Wo begann die Verschwörung, wo endet sie?
Ein vegetarischer Hund und zwei Witzfiguren
Vielleicht ist das auch egal. Denn es gibt weitere witzige Fixpunkte wie einen Hund, der plötzlich auftaucht und alsbald Banane getauft wird, weil er auf diese Frucht samt Schale als Nahrung steht. Was Thiel Gelegenheit zu seinem zweiten flapsigen Spruch gibt: «Jetzt sind also Hunde auch schon Vegetarier, ich fass es nicht.»
Da ist auch noch ein Pärchen vom Verfassungsschutz, eine – aufgepasst! – Frau Mann und ein Herr Muster, die identisch aussehen (sie werden vom Zwillingspaar Daniela und Melanie Reichert gespielt). Und so wirken, als seien sie direkt einem der «Men in Black»-Kinofilme entsprungen, wo ja auch ausserirdische Reptilien unter uns weilten.
Nichts gegen solche überdrehten Staatsbeamten und Hunde als Himmelsboten. Aber in diesem Fall brachten sie die verschwurbelte Geschichte keinen Deut voran, sondern schienen nur ständig zu postulieren: Seht her, wie lustig das ist.
Irgendwann schien das sogar die beiden Kommissare zu nerven, die dieses Jahr in ihrem zwanzigsten «Tatort»-Dienstjahr stehen. Darum sei der gute Thiel zum dritten Mal zitiert in dieser Kritik: «Jetzt hören Sie endlich auf, mir auf die Eier zu gehen», ruft er gegen Schluss.
Und ich will eine Echse sein, wenn das kein wahres Wort ist.
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