TV-Kritik «Tatort»Ende mit Schrecken
Ein hervorragender Dortmunder «Tatort» ging an Grenzen – hat aber jetzt ein James-Bond-Problem.
Der «Tatort» hat normalerweise wenig mit James Bond zu tun, dieser hier aber schon. Natürlich nicht wegen geschüttelter Martinis und Bösewichten, die nach der Weltherrschaft greifen. Sondern wegen des Endes. Denn in beiden Fällen stirbt eine Hauptperson. Und nichts wird je sein wie zuvor.
Beim aktuellen James Bond namens «No Time to Die» kam das Ende mit Schrecken nicht ganz unerwartet, Daniel Craig hatte seinen Ausstieg lange angekündigt, sein Ableben in der Rolle war eine Möglichkeit, mit der gerechnet werden konnte. Beim Dortmunder «Tatort» namens «Liebe mich!» hingegen schien nichts, aber auch gar nichts darauf hinzudeuten.
Der Schreck reicht bis zum Abspann
Aber es ist tatsächlich so, zum Schluss liegt diese Hauptfigur tot auf dem kalten Boden, selbst die «Tatort»-Abspannmusik scheint erschrocken zu sein und lässt sich Zeit, bis sie dann doch erklingt. Und nein, hier soll nicht verraten werden, wer gestorben ist, vielleicht wollen ja Lesende die Folge noch nachholen. Es lohnt sich.
Das Dortmunder Team zeigt nämlich noch einmal, was es kann. Es fetzt und funkelt so richtig zwischen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt), die ihre komplizierte Liebesgeschichte – die beiden würden abstreiten, dass es sich um eine handelt – weitertreiben. Und auch die Hilfskommissare Pawlak (Rick Okon) und Herzog (Stefanie Reinsperger) bekommen noch mehr private Probleme aufgeladen, als sie sonst schon haben.
Was wird im Beerdigungsinstitut verborgen?
Das wirkt stellenweise übertrieben, aber der Fall selbst geht dabei nicht vergessen: In Dortmund mordet ein Serientäter, der immer am gleichen Tag im Juni zuschlägt und die toten Frauen in einem Waldfriedhof vergräbt. Entdeckt wird die erste Leiche nur per Zufall. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf ein Beerdigungsinstitut. Dort ist einiges zwielichtig, was die Betreiber jedoch mit den Toten zu tun haben, bleibt lange rätselhaft.
«Liebe mich!» beginnt verhalten, aber die Geschichte funktioniert sofort. Regie führte Routinier Torsten C. Fischer, von dem vor zwei Wochen der ungewöhnliche Swimmingpool-«Tatort» aus Köln zu sehen war. In Dortmund steigert er die Spannung unerbittlich, bis sie zum Schluss fast nicht mehr auszuhalten ist.
Ja eben, dieser Schluss. Ist die Person gar nicht tot, steht sie nächstes Mal wieder da, nur verletzt, kuriert, durch ein Wunder genesen? Nichts deutet darauf hin. Das ist schade, denn in diesem Team wäre noch einiges möglich gewesen.
Wie weiter also? Da kommt wieder James Bond ins Spiel, bei dem sich diese Frage auch stellt. Und man nicht weiss, ob es jetzt einen totalen Neubeginn gibt, einen Bruch mit dem Vergangenen oder mehr vom Gleichen. Abwarten! Der Vorteil beim in schnellerer Folge gedrehten «Tatort»: Die Antwort werden wir früher erhalten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.