FCZ-Debakel in LuzernAusgespielt wie auf dem Pausenplatz – «wirklich, wirklich, wirklich schlecht»
Captain Brecher redet von «elf Totalausfällen», Trainer Henriksen vom miesesten Auftritt seit langem. Beim 1:4 in Luzern präsentiert sich der FCZ wie ein Team in Abstiegsgefahr.

Die Wände sind dünn. Die Türen bestehen aus Glas. Und so war in den Katakomben des Luzerner Stadions gut zu hören, was sich in der Pause in der Kabine des FC Zürich abspielte. Der dänische Trainer Bo Henriksen schäumte. Und in seiner Rede vor der Mannschaft kam ein englisches Wort ziemlich häufig vor. Es beginnt mit einem f.
Genützt hat es nichts. Der FC Zürich liegt zur Pause 1:2 zurück, nachdem er in der 45. Minute mit seinem ersten Torschuss überhaupt getroffen hat. Doch danach geht der Match praktisch genau gleich weiter. Luzern spielt mit Zug, Lust, Können. Und der ohne die gesperrten Dzemaili und Kamberi angetretene FCZ hat nichts, um sich dagegen zu wehren.
Als sich Henriksen nach der Partie beruhigt hat, sagt er: «Wir waren wirklich, wirklich, wirklich schlecht.» Der 48-Jährige liegt damit auf einer Linie mit Yanick Brecher. Und mit Fidan Aliti. «Unter aller Sau» hätten sie gespielt, urteilt Captain Brecher und schiebt nach: «Wenn ich das so benennen darf.» Und Linksverteidiger Aliti sagt: «Wir sind schlecht gestartet, hatten eine schlechte Einstellung und haben die Zweikämpfe nicht angenommen. Wir haben 1:4 verloren – ohne Wenn und Aber.»

62 Sekunden dauert es nach Spielbeginn, bis die Luzerner die erste grosse Möglichkeit haben. Nach fünf Minuten könnten sie schon 2:0 führen. Sie spielen vorne teilweise Katz und Maus mit den Zürchern. Und verteidigen hinten souverän, obwohl ihre Abwehr aus lauter Youngstern aus dem eigenen Nachwuchs besteht. Der FCL hat höchstens einen Mangel: Er macht aus seinen Möglichkeiten wenig. Und hat trotzdem Reserven genug, um den FCZ auf Distanz zu halten.
In der ersten Halbzeit stecken die Zürcher Gegentore durch Max Meyer und Sorgic ein, wobei Brecher beim 0:2 aus spitzem Winkel nicht gut aussieht. Dafür hält er davor und danach immer wieder stark. Nach dem schönen Hocheckschuss durch Mathew kann der FCZ nach der Pause genau 182 Sekunden auf den Ausgleich hoffen. Dann liegt er 1:3 zurück. Bald folgt das 1:4. Teilweise werden die Zürcher ausgespielt wie auf dem Pausenplatz.
Luzern kämpft um den Europacup, der FCZ gegen den Abstieg
Brecher redet nach dem Match von «elf Totalausfällen». Sie hätten als Team komplett neben den Schuhen gestanden. «So, wie wir verteidigten – und da gehöre ich als Goalie auch dazu –, hätten wir auch acht oder neun Tore erhalten können.»
Seit Henriksen den FCZ im Oktober übernommen hat, holten nur YB und Luzern mehr Punkte als die Zürcher. Das klingt zwar gut, heisst aber nichts. Erstens war der Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten zehn Spielen miserabel. Zweitens ist die jüngste FCZ-Bilanz mit nur einem Sieg und vier Unentschieden in den vergangenen sieben Partien nicht mehr gut. Und drittens ist mit den Siegen von Winterthur und Sion am Sonntag die Lage am Tabellenende noch delikater geworden. So gilt für den FCZ umso mehr, was Henriksen schon am späten Samstagabend nach der «mit Abstand schlechtesten Leistung» seit der Winterpause gesagt hat: «Wir können in den nächsten Wochen nur ein Ziel haben: nicht abzusteigen.»
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