Exodus im UnihockeyAusgerechnet Schweden – die Spieler fliehen wegen Corona
In der Schweiz ist die Unihockeymeisterschaft bis Anfang Jahr unterbrochen. Um dennoch Spielpraxis zu sammeln, zieht es viele Nationalspieler nordwärts.
«Es ging alles sehr schnell, das Gespräch am Freitag, der Flug am Sonntag, am Mittwoch das erste Heimspiel», sagt Manuel Maurer am Telefon, während er in Växjo im Homeoffice sitzt. Die Universitätsstadt in der südschwedischen Provinz Smaland mit knapp 67’400 Einwohnern, sie ist bis Weihnachten wieder die temporäre Heimat des 27-jährigen Unihockeyspielers. Wie auch die seines WG-Mitbewohners Pascal Meier. Der Goalie des Schweizer Nationalteams und der Grasshoppers trainiert und spielt ebenfalls für die Växjo Vipers in der schwedischen Superligan (SSL), der stärksten Liga der Welt.
Anders als in der Schweiz ruht in dieser der Spielbetrieb nicht. Am 23. Oktober hatte der Schweizer Verband bekannt gegeben, in allen Ligen die Meisterschaft zu unterbrechen. Ab dem 29. Oktober verbot der Bundesrat Kontaktsport im Amateurbereich auf unbefristete Zeit. Und obwohl die Nationalligen der Frauen und Männer neben dem Training auch Spiele bestreiten dürften, da sie als semiprofessionelle Ligen eingestuft werden, entschied sich die Taskforce des Verbands gegen eine Wiederaufnahme der Meisterschaft. Erst Anfang Januar 2021 soll der Ball wieder rollen.
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«Wir haben unsere Verantwortung im Oktober wahrgenommen und wollen dies auch jetzt tun», sagt Daniel Bareiss, Verbandspräsident von Swiss Unihockey. «Die Covid-19-Fallzahlen in der Schweiz stabilisieren sich zwar, befinden sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Deshalb sind wir überzeugt, dass es momentan der richtige Entscheid ist», so Bareiss.
Das Risiko ist bekannt
Die «Gruppe», die zurzeit in Schweden weilt, umfasst inzwischen sechs Spieler. Beim hiesigen Verband beobachtet man die Entwicklung gespannt. «Wir freuen uns für jeden Nationalspieler, welcher den Unterbruch in der Schweizer Meisterschaft mit Trainings und Spielen in der SSL überbrücken kann», so Remo Manser, Verantwortlicher Nationalteams. Dort könnten sich die Spieler bei höchsten Anforderungen beweisen.
Und der Widerspruch, die Liga aus gesundheitlichen Gründen zu unterbrechen, nur um dann ins Ausland, nach Schweden zu wechseln, wo die Zahlen der Corona-Infektionen auch nicht gerade tief sind? «Den sehe ich. Ich bin mir auch bewusst, dass ich ein höheres Risiko eingehe», so Maurer. GC hat seinen nach Schweden gezogenen Spielern sogar ins Gewissen geredet, sich an die dortigen Vorgaben zu halten und sich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu sein, erklärt der Kommunikationsverantwortliche André Meier.
Für Maurer war es ein Abwägen sportlicher Aspekte, es sei für ihn klar gewesen, dass er spielen und körperlich fit bleiben wolle. «In der Schweiz sind wir als Profiliga eingestuft, aber wir sind keine Profis, bei 95 Prozent der Spieler steht der Job an erster Stelle.» Er hingegen sehe sich in erster Linie als Unihockeyspieler. Aber wo sind die Unihockeyspielerinnen? Das Männer-Unihockey habe einen grösseren Stellenwert, für Arbeitgeber und in der Gesellschaft, sagt Lara Heini, die Torhüterin des Frauen-Nationalteams, die seit zwei Jahren in Schweden spielt. «Die Frauen-Teams hier müssen ums Überleben kämpfen, da kann man nicht noch eine Ausländerin verpflichten.» Ihr wurde erst kürzlich der Lohn gekürzt.
Bei den aktuellen Meisterinnen der Kloten-Dietlikon Jets heisst es zudem, dass es keine Anfrage von Spielerinnen gab, welche gerne gegangen wären. Zudem möchte der Club, sobald die Teamtrainings wieder aufgenommen werden, diese in Vollbesetzung antreten. «Für uns als Verein stehen natürlich unsere Ziele im Vordergrund und um diese zu erreichen, brauchen wir alle unsere Spielerinnen», sagt Sportchef Antti Uimonen.
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