Kommentar zur Abschaffung des Tenü AWir Schweizer habens einfach nicht mit Uniformen
Dass die Armee die Ausgangsuniform abschafft, hat nur vordergründig mit Geld zu tun. Und viel mehr mit der nationalen Psyche.
- Die Schweizer Armee reduziert die Ausgabe der Ausgangsuniform 95 drastisch.
- Mit dieser Massnahme spart das VBS 5,2 Millionen Franken jährlich.
- Der Tenü B genannte Kämpfer passt zum bodenständigen Charakter der Schweizer.
Es ist nur konsequent, dass die Schweizer Armee ihr Tenü A per Anfang Jahr abgeschafft hat. Also nicht komplett: Sie will es nur noch «bedarfsorientiert» abgeben. Statt 20’000 werden fortan bloss 1500 AdA (Angehörige der Armee) jährlich mit der «Ausgangsuniform 95» ausstaffiert. Das mache eine Ersparnis von 5,2 Millionen Franken aus, rechnet das VBS vor.
Die schmürzeligen 300 Franken, die so eine Uniform 95 kostet, sind aber nicht der Punkt. Man muss auch nicht befürchten, dass der gemeine AdA in seinem Kämpfer (Tenü B) im Ausgang nun keine gute Figur mehr macht.
Es verhält sich gerade umgekehrt! Denn wir Schweizer haben es einfach nicht mit Uniformen. Die sehen nie fesch aus bei uns, sondern immer nur kümmerlich, beim Militär genauso wie bei der Polizei.
Dabei ist das doch Sinn und Zweck einer Uniform: dass man darin was hermacht, sich damit so richtig Schneid verleiht. Mit Büscheln auf den Helmen! Mit geflochtenen Kordeln in Gold und rasiermesserscharfen Bügelfalten! Die italienischen Carabinieri zum Beispiel: Die tragen kniehohe Stiefel, ein schickes, weisses Täschli und Sonnenbrille!
Eleganz und Chic sind keine schweizerischen Stärken
Aber ach, von solch oberflächlichem Tand halten wir Schweizer nichts, den lehnen wir rundweg ab. Wir wollen nichts hermachen und keinen Schneid, denn derart Firlefanz haben wir nicht nötig. Die Schweiz ist eine bodenständige Nation, die einst die Adligen aus dem Land verjagte und ein Flair für Funktionskleidung hat.
Hier bevorzugt man im Alltag das Tenü Survival und ist auch in urbanen Gefilden stets für eine Naturkatastrophe gewappnet. Mit Faserpelz, Windjacke, robustem Schuhwerk und Cargo-Hosen, die sich im Sommer mittels eines raffinierten Reissverschlusses in ein Dreiviertelmodell verwandeln lassen.
Jedenfalls ist der schweizerische Zugang zur Mode praktischer Natur durch und durch. Deshalb verfügt die Ausgangsuniform 95 über zwei Varianten Gürtel: Es gibt neben dem Modell «Hosengurt 2000 FDA schwarz» auch den «Hosengurt dunkelgrau». Der ist aus Elastan gefertigt, was zwar nicht schön ist, dafür vorausschauend, weil er sich dem Bauchumfang in jeder Lebenslage anpasst.
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