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Meinung

Kommentar zum Regierungswechsel in Frankreich
Aus Macrons Schatten

Vom getreuen Vasallen zum Konkurrenten: Edouard Philippe tritt nicht ab, um in der Provinz Däumchen zu drehen.
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Glamourös ist das Amt des französischen Premierministers nicht. Der Präsident gibt die Linien vor, der Regierungschef setzt sie um. Edouard Philippe erfüllte diese Aufgabe zuverlässig, loyal, souverän. Eigentlich ein Traumpartner für einen Mann wie Emmanuel Macron, der den grossen Auftritt liebt und für jede seiner Reden das perfekte Setting wählt, damit die Bilder stets zu den Worten passen.

Das Volk sah die Rollenaufteilung so: Macron zieht den Zorn auf sich, Philippe geniesst Respekt.

Philippe machte Macron die Rolle des Visionärs nie streitig. Doch genau dieses Unaufgeregte liess Philippe irgendwann vom Bollwerk zum Konkurrenten des Präsidenten werden. Tempolimits auf den Landstrassen, Erhöhung des Rentenalters – die unbeliebtesten Massnahmen der Präsidentschaft Macrons wurden regelmässig von Philippe verkündet.

Philippes Popularität blieb davon unberührt. Im Gegenteil: Sie wuchs und wuchs. In den Umfragen sieht die Rollenaufteilung an der Spitze des Staates so aus: Macron zieht den Zorn auf sich, Philippe geniesst Respekt.Lange wurde darüber spekuliert, was Philippes Erfolg für Macron bedeutet. Sieht sich der Präsident von seinem Premier in den Schatten gestellt? Oder profitiert er von der Stabilität seines Regierungschefs? Diese Fragen hat nun Philippe selbst obsolet werden lassen: Er trat am Freitag zurück. Er kehrt aus Paris zurück nach Le Havre und zieht dort wieder ins Rathaus ein. Ein Rückschritt ist das nicht. Eher die Vorbereitung der nächsten Etappe. Auf Macron kommen harte Monate zu.

Philippes skandalfreie Vergangenheit rückt ihn für die kommende Präsidentenwahl ins Zentrum der Spekulationen.

Der Einbruch der Wirtschaft hat gerade erst begonnen, im Parlament wandern seine Abgeordneten nach links und rechts ab, bei den Kommunalwahlen war Macrons Partei so erfolglos und unsichtbar, als wäre sie gar nicht angetreten. Philippe hingegen geht ohne Makel und Reue.

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Es gibt keinen Skandal, keinen Konflikt, der ihm nachgetragen werden könnte. Das rückt ihn für die kommende Präsidentenwahl 2022 ins Zentrum der Spekulationen. Seit seinem Eintritt in Macrons Regierung ist Philippe offiziell parteilos. Doch er verkörperte die vom Präsidenten geforderte Links-rechts-Gleichzeitigkeit, indem er einfach ein klar erkennbarer Konservativer zwischen Ex-Sozialdemokraten blieb.

Auch Jean Costex, der als neuer Premierminister auf Philippe folgt, kommt aus dem konservativen Lager. Als Charismatiker fiel Costex bisher nicht auf – genau genommen, fiel Costex nie irgendwie auf. Costex’ Ernennung ist ein demonstratives Ärmelhochkrempeln Macrons. Es gibt viel zu tun, es ist nicht so wichtig, wer es macht, Hauptsache, es wird gemacht.