Auktionen von KontrollschildernZH 50 war rekordverdächtig, aber das Jahr eine Enttäuschung
Die Versteigerung von speziellen Zürcher Autonummern spült Jahr für Jahr Millionen in die Staatskasse. Nun sinken die Erlöse erstmals wieder.
Ist der Boom vorbei? Bei den wöchentlichen Versteigerungen von ZH-Blechschildern haben Autofans im vergangenen Jahr weniger Geld ausgegeben als in den Vorjahren. Mit 4,9 Millionen Franken lag der Jahreserlös so tief wie seit drei Jahren nicht mehr.
Die höchste Summe – 5,5 Millionen – wurde im Jahr 2022 ausgegeben. Gleichwohl ist die Summe immer noch fast doppelt so hoch wie vor dem Jahr 2018. Dann fiel der Entscheid, die ZH-Nummern unter 1000 für Auktionen freizugeben, was viel Dynamik erzeugte. Heute sind gut 200 dreistellige Nummern im Verkehr.
Im Jahr 2023 spülte die Autonummer ZH 50 am meisten Geld in die Staatskasse: 202’000 Franken. Das ist die zweithöchste je im Kanton Zürich bezahlte Summe. Ein Jahr zuvor hatte ein zahlungskräftiger Autofahrer sogar 226’000 Franken für das Schild mit der Aufschrift ZH 100 hingeblättert. Vielleicht war es auch eine Autofahrerin – das Strassenverkehrsamt macht keine Angaben zum Geschlecht der Auktionsteilnehmenden.
Schweizweit am meisten wurde mit 233’000 Franken für die Zuger Nummer ZG 10 bezahlt. Diesen Luxus hat sich im Jahr 2018 der exzentrische Bitcoin-Milliardär Niklas Nikolajsen geleistet. Inzwischen hat der Kanton Zug die Versteigerungen eingestellt, weil er das Geld aufgrund der glänzenden Kantonsfinanzen nicht mehr braucht.
Warum die Zürcher Einnahmen 2023 gesunken sind, ist unklar. Severin Toberer, Sprecher des Zürcher Strassenverkehrsamts, sagt, das Amt erkenne keine besonderen Trends oder Auffälligkeiten. «Dass der Erlös über die Jahre schwankt, hängt unter anderem von der Anzahl der Kontrollschilder und den genauen Nummern ab, die in einem Jahr versteigert werden», erklärt er.
Jede Woche werden 30 Nummernschilder für Autos versteigert, also rund 1500 im Jahr. Dazu kommen 250 Töffnummern.
Versteigerungen seit 1995
Autonummern werden im Kanton Zürich seit 1995 versteigert. Zuerst fanden die Auktionen physisch statt, etwa im Gasthaus Albisgüetli. 2006 wurde umgestellt auf Onlineauktionen.
Dass der Erlös in die Staatskasse fliesst, könnte sich bald ändern. Das Kantonsparlament hat im vergangenen November mit einer hauchdünnen Mehrheit entschieden, dass die rund 5 Millionen in den Strassenfonds fliessen sollen, wo sie für Bau und Unterhalt der Kantonsstrassen verwendet würden.
Die Gegner befürchten nun, dass die Auktionen weniger erfolgreich sein könnten. Denn der positive psychologische Effekt, dass das Geld in die allgemeine Staatskasse und damit in Schulen und Spitäler fliesst, sei nicht zu unterschätzen, hiess es in der Debatte.
«Erotisierende Wirkung»
Der Regierungsrat und namentlich Sicherheitsdirektor Mario Fehr wehrte sich ebenfalls gegen die Änderung. Jetzt muss er aber innerhalb von zwei Jahren eine konkrete Vorlage ausarbeiten. Dann stimmt der Kantonsrat nochmals ab.
Bis jetzt unbeantwortet bleibt die Frage, wieso Menschen Zehntausende Franken in ein geliehenes Blechschild investieren. Mario Fehr bemerkte dazu einmal: «Die Schilder scheinen für einige eine erotisierende Wirkung zu entfalten.»
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