Auktion von Zürcher AutonummerRekord knapp verfehlt: ZH 50 wurde für 202’000 Franken ersteigert
Für das bisher tiefste Kontrollschild wurde weniger geboten als für ZH 100 vor zehn Monaten. Die Auktion hat erst am Mittwochabend richtig Fahrt aufgenommen – und ging in die Verlängerung.
Die knapp einwöchige Versteigerung des Kontrollschilds ZH 50 ist beendet. Es wurde am Mittwochabend auf der Auktionsplattform des Zürcher Strassenverkehrsamts von einer Teilnehmerin oder einem Teilnehmer mit dem Pseudonym DAGA für 202’000 Franken ersteigert.
Insgesamt waren 170 Gebote für die bisher tiefste Nummer eingegangen, welche je unter den Hammer gekommen ist. Vor allem ist es die erste zweistellige Autonummer, die nun in Verkehr gesetzt werden kann. Bisher waren nur sogenannte U-Nummern mit Ziffern unter 100 auf den Zürcher Strassen unterwegs. Sogenannte Händlerschilder mit Nummern wie ZH 99 U sind Autogaragen vorbehalten.
Die Versteigerung kam erst am Mittwochabend so richtig in Fahrt. Am Morgen des letzten Auktionstages lautete das Höchstgebot noch 79’000 Franken. Die Grenze von 100’000 Franken wurde erst eine knappe halbe Stunde vor Auktionsende (19 Uhr) überschritten. Dann gings Schlag auf Schlag – und sogar in die Verlängerung. Um 19.06 Uhr war Schluss, und DAGA kann sich freuen über die derzeit tiefste Autonummer des Kantons und gleichzeitig das drittteuerste Autoschild der Schweiz. Nun muss der Gewinner oder die Gewinnerin nur noch die 202’000 Franken zahlen.
Ist der Erlös von 202’000 Franken der höchste?
Nein. Am meisten wurde im Kanton Zürich bisher für die Autonummer ZH 100 bezahlt. Ein Autofan zahlte dafür im vergangenen November 226’000 Franken. Dieser Betrag ist wiederum «nur» der zweithöchste in der Schweiz. 2018 wurde für das Blechschild mit der Nummer ZG 10 die Rekordsumme von 233’000 Franken bezahlt. Käufer war der dänische Bitcoin-Milliardär Niklas Nikolajsen, der seit 2011 in der Schweiz wohnt. Der Kanton Zug hat die Versteigerungen inzwischen eingestellt, weil er das Geld aufgrund der glänzenden Finanzen nicht mehr braucht.
Ist es der höchste Erlös im Jahr 2023?
Ja, und zwar klar. Am meisten ist im laufenden Jahr bisher für das Kontrollschild mit der Nummer ZH 918 bezahlt worden, nämlich 51’200 Franken. Mit 46’000 Franken am zweitmeisten erzielte die Nummer ZH 408. Es ist bisher ein vergleichsweise laues Auktionsjahr. 2022 blätterten gleich drei Teilnehmende einen Betrag von über 170’000 Franken für ein Autoschild hin.
Das sind die teuersten Zürcher Nummernschilder:
ZH 100: 226’000 Franken (2022)
ZH 50: 202’000 Franken (2023)
ZH 888: 194’000 Franken (2022)
ZH 911: 173’600 Franken (2022)
ZH 987: 152’400 Franken (2018)
ZH 1000: 131’000 Franken (1998)
ZH 556: 76’800 Franken (2022)
Welche sind die tiefsten Nummern?
Nach der am Mittwoch ersteigerten Nummer ZH 50 und dem Kontrollschild ZH 100 sind ZH 345, ZH 408, ZH 432 und ZH 456 die derzeit tiefsten Nummern, welche in den letzten Jahren versteigert wurden und mutmasslich im Verkehr zu sehen sind. Theoretisch kann man die Nummer ja auch über den Kamin hängen.
Darf jede und jeder mitsteigern?
Nein. Es braucht einen Wohnsitz im Kanton Zürich, und man muss volljährig und urteilsfähig sein. Ausserdem muss man sich registrieren. Ab einem Gebot von über 30’000 Franken müssen die Interessenten neuerdings 1000 Franken als Sicherheit per Kredit-/Debitkarte oder per Twint hinterlegen. Das Depot erhält man zurück, wenn das Gebot nicht erfolgreich war.
Wie viele Nummern werden versteigert?
Jede Woche werden 30 Nummernschilder für Autos versteigert. Dazu kommt eine Handvoll Töffnummern. Heute sind rund 200 dreistellige Nummern im Verkehr.
Seit wann kann man Autonummern ersteigern?
Im Kanton Zürich seit 1995. Zuerst fanden die Versteigerungen physisch statt, etwa im Gasthaus Albisgüetli. 2006 wurde umgestellt auf Onlineauktionen. Bis 2018 wurden nur Nummern ab ZH 1000 versteigert. Dann gab es ein Umdenken, und seither kommen die dreistelligen Nummern tröpfchenweise unter den Hammer.
Erhält man eine tiefe Nummer auch auf normalem Weg?
Nein, die Autonummern bis ZH 99 999 sind nur über die Versteigerungen des Strassenverkehrsamts zu haben.
Kann man die Nummern weiterverkaufen?
Nein, das ist verboten. Die Nummer darf nur im engeren Familienkreis weitergegeben werden. Und geht das Schild verloren oder wird es gestohlen, wird es nicht ersetzt.
Wie einträglich ist das Geschäft?
Sehr – und es wird immer einträglicher. Während die Versteigerungen vor der Ausweitung des Angebots jährlich rund 2,5 Millionen Franken in die Kasse spülten, stiegen die Erträge seither auf zuletzt 5,5 Millionen (2022).
Wohin fliesst das Geld?
Das Strassenverkehrsamt leitet es weiter an die Finanzdirektion. Die Erlöse fliessen in die allgemeine Staatskasse. Bezahlt werden damit also zum Beispiel Prämienverbilligungen, Flussrenaturierungen oder die Löhne der Universitätsprofessorinnen.
Was ist die Motivation der Ersteigerer?
Das ist Spekulation. Wer die Auktionen gewinnt, bleibt geheim. Anzunehmen ist, dass Autofahrer (und Autofahrerinnen) mit einer tiefen Nummer oder einer Schnapszahl am Heck ihres allenfalls speziellen Autos ihr Prestige erhöhen wollen. Unter den Ersteigerern gibt es wohl auch Personen, die von Zahlen fasziniert sind und etwa ihr Geburtstagsdatum oder die Postleitzahl abgebildet haben möchten. Vielleicht dient das Kontrollschild dem einen oder der anderen auch als Erinnerung an den Hochzeitstag.
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