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Sportmythen im Check
Aufgepasst beim Dehnen – besser gar nicht als falsch

Statisches Dehnen vor einer sportlichen Betätigung kann die Leistung mindern. Nach dem Sport spricht nichts dagegen.
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Dieser Text wurde für die Laufwoche neu aufbereitet. Er erschien erstmals im Juli 2021.

Vor dem Fussballspiel noch kurz die Waden dehnen, vor dem Velorennen die Oberschenkel stretchen und auf die harten Höhenmeter vorbereiten – das Dehnen gehört für viele Sportler vor einer Belastung genauso dazu wie das Einlaufen und die mentale Vorbereitung. Doch ist Stretching vor dem Sport überhaupt sinnvoll? Trainer und Wissenschaftler sind sich mittlerweile grundsätzlich einig und mahnen zur Vorsicht.

Eine grosse skandinavische Meta-Untersuchung aus dem Jahr 2013, die über 100 verschiedene Studien umfasste, kam zum Schluss: Das statische Dehnen, also das Halten einer Stellung über mehrere Sekunden, reduziert nicht nur die Kraft, sondern auch die Schnelligkeit – und das um bis zu 5 Prozent. Bei Sprungtests beispielsweise schnitten Probanden nach langem statischem Dehnen weniger gut ab als solche, die darauf verzichteten. Dies sei unter anderem damit zu erklären, dass während langen Dehnens die Blutversorgung in den beanspruchten Muskeln vermindert wurde. Dabei konnte auch widerlegt werden, dass regelmässiges Dehnen Verletzungen vorbeugen und Muskelkater mindern kann. 

Für Tänzer geeignet, für Eishockeyspieler nicht

Dynamisches Dehnen, also Stretchen mit leicht wippender Bewegung, soll hingegen positive Auswirkungen auf die Leistung haben. Die Wissenschaftler ziehen das Fazit: Vor dem Sport macht dynamisches Dehnen Sinn, und nach der Belastung könne man statisch dehnen, wenn einem danach ist. Besonders empfehlenswert sei das regelmässige Stretchen für Athleten, die in ihrem Sport besonders beweglich sein müssen, also beispielsweise Kunstturner oder Tänzer, da so die Bewegungsradien erhöht werden können.

Sadie Müggler ist Medical Athletic Coach und Physiotherapeutin in Pfäffikon – und kann lachen, wenn es ums Dehnen geht. Sie sagt: «Das Thema wird schon lange kontrovers diskutiert, und die Meinungen ändern sich immer wieder. Doch heute ist sich die Sportwissenschaft grundsätzlich einig, was Sinn macht und was nicht.» Müggler zählt auf:

Erstens: Auf statisches Dehnen sollte man vor der Belastung grundsätzlich verzichten. Gerade bei schnellkräftigen Sportarten wie Eishockey oder Leichtathletik hätte dies negative Auswirkungen auf die Leistung.

Zweitens: Wippendes Dehnen vor einer Belastung könne den Bewegungsapparat aktivieren, ähnlich wie das Einlaufen. Dabei können auch Sprünge helfen, um den Körper vorzubelasten.

Und drittens mache dynamisches Dehnen auch als eigenständiges Training eingebaut im Alltag durchaus Sinn.

Müggler spricht dabei vom sogenannten «Muskellängentraining». Sie sagt: «Gerade mit unserem heutigen Lebensstil, wo wir viel im Sitzen verbringen, macht es Sinn, die verkürzten Muskelketten immer wieder zu verlängern.»

In der Serie «Sportmythen im Check» nehmen wir vermeintliches Sportwissen unter die Lupe und überprüfen, was wirklich dahintersteckt. Zuletzt erschienen: Bier nach dem Sport – ist das wirklich sinnvoll?