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Macron greift ein
Buchhändler an der Seine dürfen doch bleiben – Paris atmet auf

People look at books and posters as they walk past booksellers "bouquinistes", near the river Seine on May 12, 2013 in Paris. AFP PHOTO KENZO TRIBOUILLARD (Photo by Kenzo TRIBOUILLARD / AFP)
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Wie wenig es doch braucht, um sich beliebt zu machen, gerade für französische Präsidenten. Mit einem Machtwort, über alle Köpfe und Diskussionen hinweg. Emmanuel Macron hat überraschend beschlossen, dass die Pariser Bouquinisten, diese Kulturkrämer mit ihren dunkelgrünen Holzboxen an den Quais der Seine, auch während der Olympischen Spiele im kommenden Sommer genau da bleiben dürfen, wo sie immer waren. Gegen alle Bedenken der Polizei. Weil sie ein «lebendiges Erbe» der Stadt seien, wie Macron findet. Nun, das hatte man schon vorher gewusst, lange vor der grossen Aufregung, dem ganzen Trara.

Begonnen hatte es im vergangenen Sommer, da entschied die Pariser Präfektur, dass ein Teil der Buchhändler, nämlich 428 von insgesamt 932, aus Sicherheitsgründen und «vorübergehend» ihre «boîtes», ihre ikonischen Kisten, abmontieren müssten. Sorgen machte man sich vor allem für die Eröffnungsfeier vom 26. Juli. Die soll ja auf der Seine stattfinden, mit Länderdelegationen auf Booten, mit einem wunderbaren Spektakel für Hunderttausende Zuschauer, die sich an den Flussufern versammeln werden – zahlend an den unteren Quais, am Wasser, und gratis oben, parallel zu den Strassen, wo auch die Bouquinisten sind. «In diesen Kästen kann man Waffen verstecken», sagte damals Laurent Nuñez, der Polizeichef. «Oder schlimmer noch: Sprengstoff.» Die Furcht vor einem Terrorattentat ist gross, nach dem 7. Oktober ist sie noch grösser geworden.

Passers-by walk past an antiquarian bookseller on the bank of the River Seine in Paris on August 21, 2023, as the red heatwave vigilance is activated in four departments, a sign of a "long-lasting" episode that is also affecting 49 departments in a large southern half, still under orange vigilance. Tens of millions of people in France sweated through a late summer heatwave on August 21, 2023, with record temperatures expected in the wine-growing Rhone valley region and a forest fire also blazing in the southeast. (Photo by Miguel MEDINA / AFP)

Die Bouquinisten waren empört, verzweifelt auch. Ihre brüchigen Boxen, sagten sie, würden eine solche Operation nicht überleben, manche sind 150 Jahre alt. Und die Sommerspiele mit Millionen Besuchern aus dem Ausland waren eine Verheissung nach vielen dürren Geschäftsjahren wegen der Demos der Gelbwesten, der Pandemie, des Onlinehandels sowieso. Man lebt nicht besonders gut vom Verkauf alter Bücher, von Heften, Postern, Briefmarken, Platten. «Bouquin» übrigens, das im «Bouquinisten» steckt, ist das umgangssprachliche französische Wort für Buch. Schmöker also.

Das Volk war mit den Bouquinisten, ganz massiv, wie kann man auch gegen sie sein? Es gab Petitionen mit Zehntausenden Unterschriften, in den Zeitungen erschienen offene Briefe. In einem dieser Protestbriefe von Intellektuellen hiess es, das Verschwinden der Boxen sei wohl nur «theoretisch provisorisch». Und so setzte sich mit der Zeit die unbegründete Idee fest, dass diese Demontage und spätere Remontage für Olympia im Grunde das Ende sei: der Tod der «Seele der Seine», wie man die Bouquinisten auch nennt.

Nun ist alles wieder anders, sehr lebendig, dank Monsieur le Président. Aus dem Élysée hört man, Macron habe so entschieden, weil die verschiedenen Parteien in dieser Angelegenheit sich unversöhnlich gegenüberstanden. Es drohte sogar ein Rechtsstreit vor Gericht. Jetzt wird einfach das Sicherheitsdispositiv für die Eröffnungsfeier angepasst: Dort, wo grüne Boxen an den Ufermauern hängen, dürfen keine Zuschauer stehen. Das reduziert die Anzahl der Zuschauer insgesamt noch einmal deutlich, was ganz im Sinn der Polizei ist. Und die Seele der Seine, die ist gerettet.