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Milliardenplan in Paris
Schwimmvergnügen statt Fäkalien: Das kühne Projekt mit der Seine

Olympiawettkämpfe auf der Seine im nächsten Jahr, so stellt sich Paris das vor.
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Jüngst liess sich Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, mit einer Ausgabe des renommierten US-Magazins «Time» ablichten und stellte davon ein Foto auf Twitter. «Saving the Seine» stand gross auf dem Cover. 

Wissen muss man: Der Fluss mag ikonisch sein. Er hat über die Jahre aber ein derartiges Geschmäckle entwickelt, natürlich von Menschen verursacht, dass Schwimmen darin schon seit 1923 verboten ist. Nun aber baut Paris am grossen Comeback der Seine, will sie schon im nächsten Sommer zum Star der Spiele machen. 

Eröffnungsfeier auf der Seine

So wird die Eröffnungsfeier auf der Seine statt im Stadion ablaufen. An vielen Monumenten und Sehenswürdigkeiten wird diese innovative Feier auf Booten vorbeiführen. Ein globaler Werbespot für eine ohnehin schon immens populäre Stadt soll diese Zeremonie also werden. Die Organisatoren hoffen zudem auf 600’000 Zuschauer entlang des Flusses. 

Nebenbei sollen die Langstrecken-Wettkämpfe der Schwimmer und Schwimmerinnen und die erste Disziplin im Triathlon die Seine zum olympischen Pool werden lassen. Aber wie gesagt, da gibt es ein Problem: Sie ist noch immer stark von Fäkalbakterien durchdrungen, weshalb auf die Twitter-Botschaft von Bürgermeisterin Hidalgo zurückgezwitschert wurde: «Man muss den Leuten Geld dafür zahlen, dass sie da reingehen.» Oder: «Nein danke, ich habe keine grosse Lust, in der Scheisse zu baden.» Der Kritiker hängte als Beweis ein Foto an.

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Ganz so schlimm ist es dann doch nicht (mehr) um die Seine bestellt. Als ideales Abfallbecken aber versteht so mancher Pariser und Tourist den Fluss noch immer. 360 Tonnen in Form grosser Gegenstände würden pro Jahr reingeworfen, schrieb die «Time» im Artikel, aber auch, dass sich die Wasserqualität dank verschiedener Projekte massiv verbessert habe.  

Trotzdem wurden im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Kubikmeter unbehandeltes Abwasser – von Haushalten und der Industrie – in die Seine geleitet. Der Grund hat mit Stadtplaner Georges-Eugène Haussmann zu tun. Als er Paris vor 150 Jahren umfassend umbauen liess, legte er ein Abwassersystem an, das Abfälle und Regenwasser von den Strassen sammelte.

Damals war das innovativ, heute ist das veraltet und hat trotz Anpassungen nie komplett behoben werden können. Nötig ist das Ablassen schmutzigen Wassers in die Seine auch heute noch, weil das Abwassernetz von Paris ansonsten bei sehr starkem Regenfall überfluten würde – und damit die Stadt. Heisst dann aber auch: Fäkalbakterien gelangen in die Seine.

Tokio oder Rio: Immer dieses Wasser!

Wer sich ein bisschen mit Sommerspielen auskennt, weiss: Schwimmen oder segeln in beschissenem Wasser, pardon der Ausdruck, ist kein Novum. Tokio plagte sich mit suboptimaler Wasserqualität (2021) herum, in Rio (2016) war sie gar legendär mies (hier unser Bericht vor Ort).

Paris arbeitet hingegen am ganz grossen Wurf: Die Seine soll so weit sauber werden, dass 26 Schwimmbäder an ihren Ufern entstehen – davon vier im Stadtzentrum (2025 sollen sie geöffnet werden). Das Team von Bürgermeisterin Hidalgo träumt also auch davon, dass Touristinnen wie Einheimische am Eiffelturm vorbeiplanschen können. Das soll die Stadt aufwerten.

Planschen am Eiffelturm soll bald bedenkenlos möglich sein.

1,5 Milliarden Franken kostet das Grossprojekt, weil unter anderem ein riesiges Reservoir in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz entsteht. Es soll bis zu 45’000 m³ Regenwasser aufnehmen können, was 20 olympischen Pools entspricht – und dafür sorgen, dass bei starken Regenfällen das Abwassernetz von Paris nicht überschwemmt wird und folglich unsauberes Wasser in die Seine gelangen kann.

Schon andere Bürgermeister planten, die Seine wieder schwimmbar zu machen. Hidalgo dürfte der Wurf dank der Spiele nun gelingen. Immerhin erhielt Paris den Zuschlag auch darum, weil die Seine in der Bewerbung als Herzstück präsentiert wurde. Die Deadline fürs Projekt rückt näher.