SommerserieAuf der Suche nach den verborgenen Schätzen am Zürichsee
Manche Abenteuer beginnen direkt vor der Haustür. So auch beim Geocaching – einer besonderen Schatzsuche. ZSZ-Redaktor Daniel Hitz probierte es aus und fand dabei mehr als Gold und Silber.

Das Reisen in ferne Länder ist derzeit schwierig. Wahre Abenteuer können jedoch auch direkt vor der Haustür beginnen. Zum Beispiel mit Geocaching. Das Prinzip ist einfach: Die Grundlage für das Geocaching bietet eine digitale Weltkarte, auf der Abertausende von Koordinaten eingezeichnet sind, an denen jemand einen Schatz, den sogenannten Cache, versteckt hat. Diese Schätze gilt es zu finden.
Während es am linken und rechten Zürichsee-Ufer vor fünf bis zehn Jahren noch eher wenig Verstecke gab, liegen heute Hunderte solcher Caches in der Region verborgen. Schweizweit gibt es über 27’000 Geocacher, die rund 35’000 Schätze versteckt haben. Das Einzige, was man für eine einfache Suche braucht, sind Stift und Papier, Smartphone und Neugierde. Mit diesen drei Dingen ausgestattet, beginne ich die Suche auf der Halbinsel Au.
Logbuch statt Edelstein
Durch die Rebberge der Halbinsel schlendern täglich zahlreiche Menschen. Die wenigsten wissen, dass inmitten der Trauben ein Schatz darauf wartet, gefunden zu werden. Die Geocaching-Karte auf meinem Handy führt mich an jenen Ort, an dem der Cache versteckt ist. Nur ein kurzer Hinweis hat jener Geocacher hinterlassen, der den Schatz versteckt hat: «Beim Suchen musst du den Wanderweg nicht verlassen.»

Vorsichtig blicke ich hinter die ersten Trauben und suche nach der Dose oder Kiste. Denn ein wichtiger Grundsatz beim Geocaching ist es, nichts kaputt zu machen und stets der Natur Sorge zu tragen.
Bereits eine Viertelstunde irre ich in den Rebbergen umher, ohne den Cache gefunden zu haben. Schon kurz davor, die Suche aufzugeben, kommt die etwa handgrosse Dose doch noch zum Vorschein. Wo genau sie sich versteckt hatte, sei hier nicht verraten – das müssen Sie schon selbst herausfinden.
Die Dose beherbergt weder Silber noch Edelsteine, sondern ein kleines Logbuch. Darin kann der Finder seinen Namen und das Datum des Fundes eintragen. In manchen Caches sind auch Kleinigkeiten wie eine Schachtel Zündhölzer oder eine Zinnfigur versteckt. Man darf sie mitnehmen, wenn man den Gegenstand mit etwas Gleichwertigem ersetzt. Danach wird der Cache wieder dorthin zurückgelegt, wo man ihn gefunden hat.
Auf der Halbinsel Au sind fünf solche Logbücher versteckt, wie die Karte auf dem Smartphone verrät. Einer der Schätze lässt mich die zahlreichen Höhlen erforschen, um einen anderen zu erreichen, gilt es, einen steilen Hang voll mit dornigem Gestrüpp hochzuklettern. Letztlich finde ich drei der fünf Caches. Mit der Suche zu Ende bin ich aber noch lange nicht.
Denn die Rätsel gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Jene auf der Halbinsel Au gehörten eher zu den leichteren. Um gewisse Schätze zu finden, muss man zuerst mehrere Rätsel an verschiedenen Orten lösen. Der Start einer solchen Schnitzeljagd liegt unter anderem in Oberrieden.
Moral statt Schatz gefunden
Es beginnt damit, die Quersummen der Anzahl Meter über Meer des höchsten Gipfels aus dem Alpstein und eines «bekannten Gärtli im Glärnischmassiv» sowie die Höhe weiterer Gipfel zu addieren. Eine Panoramatafel in der Nähe des Oberriedner Schiessstandes hilft, die Höhe der Berge in Erfahrung zu bringen. Nach einer halbstündigen Mathematikübung habe ich die Zahlen zusammen, aus welchen ich die Koordinaten ableiten kann, an denen sich der nächste Hinweis befindet.

Die Koordinaten führen mich an eine Kreuzung zweier Waldwege in der Nähe. Dort soll ein hölzernes Strassenschild auf mich warten. Rechnet man den Zahlenwert der einzelnen Buchstaben auf diesem Schild zusammen, ergeben sich die Koordinaten für den nächsten Hinweis. Dieses hölzerne Strassenschild war allerdings nicht auffindbar. Nach etwas Grübeln lässt sich der übernächste Anhaltspunkt dann doch finden. Mit Papier, Handy und Stift ausgerüstet, geht die Schnitzeljagd weiter.

Rund drei Stunden irre ich durch den oberen Teil der Gemeinde, berechne Koordinaten und suche Hinweise. Endlich: Eine kleine Dose, versteckt in der Nähe der frohen Aussicht, liefert mir den Ort des Schatzes. Meine Neugierde hat nun ihren Höhepunkt erreicht. Fast schon rennend laufe ich auf das Ziel zu. Nach einer solch strapaziösen Suche muss der Schatz besonders lohnenswert sein. Mit grossen Erwartungen komme ich bei der Lichtung an, auf welcher der Schatz versteckt sein soll. Ich finde aber vor allem eines vor: Meterhohe Berge von kürzlich abgeholzten Fichten sowie ein von Ranken und Büschen überwucherter Waldboden.
Eine halbe Stunde suche ich – vergebens. Kommt hinzu, dass sich mit meiner Miene auch der Himmel verfinstert. Es beginnt zu regnen und ich realisiere, dass die Suche wohl kurz vor dem Ende scheitert. Die Enttäuschung macht sich breit, ich breche die Aktion ab. Lange hält der Unmut aber nicht an. Denn beim Geocaching zählt vor allem eines: Der Spass an der Suche.
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