Winterferien in GstaadAuch die Schönen und Reichen verschwinden hinter der Maske
Das ist typisch für Gstaad: Ein Chaletdach fürs Kunstwerk, die Diskretion der Einheimischen und Prominente aus aller Welt, die im Corona-Winter allerdings schwer auszumachen sind.
«Promi-Spotting geht jetzt natürlich nicht mehr so gut – man erkennt ja nicht, welche Berühmtheit hinter der Maske steckt.» Antje Buchs von Gstaad Marketing hat den Humor nicht verloren, obwohl die Auslastung der Hotels in der Region im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken ist.
Buchs kann der Corona-Krise sogar etwas Positives abgewinnen: «Wir haben im Moment deutlich mehr Schweizer Gäste.» Früher habe das Luxusimage von Gstaad viele von einem Besuch abgehalten, so Buchs. «Doch seit dem Sommer finden immer mehr Schweizerinnen und Schweizer den Weg zu uns und korrigieren ihre Vorstellungen.»
Die Geschichte der Region ist eher unglamourös: Ende des 19. Jahrhunderts war Gstaad eines von vielen beschaulichen Bergdörfern. Doch dann kam der Bahnanschluss und mit ihm Le Rosey. Das Eliteinternat zügelt seit 1917 jeden Winter vom Hauptsitz am Genfersee ins Berner Oberland – auch in diesem Jahr, Corona zum Trotz.
Auf den Pisten um Gstaad haben schon Prinzessin Diana und die Töchter von Schauspielerin Elizabeth Taylor das Skifahren geübt. Ihren Kindern folgten die Schönen und Reichen selbst, sie kauften exklusive Chalets im Saanenland und verbrachten die Winterferien in einem Umfeld, das sich schnell anpasste.
Mehr Mammut und Salomon
Wer heute durch Gstaad schlendert, sieht auf den ersten Blick schneebedeckte Holzhäuser, auf den zweiten Blick: Louis Vuitton, Hermès, Prada. Beim Flanieren ist es schwer vorstellbar, dass die Bauern zur «Züglete» am Ende des Sommers noch immer ihr Vieh durch die Einkaufsmeile treiben, wo sich im Winter gewöhnlich ein Pelzmantel an den nächsten reiht.
Im Moment sieht man zwar mehr Mammut, Schöffel und Salomon als Designermarken, doch im Vergleich zu andern Destinationen halten sich im Corona-Winter noch relativ viele ausländische Gäste im Saanenland auf. Das liegt auch daran, dass viele ehemalige Le-Rosey-Schüler der Region die Treue halten.
Doch das Saanenland als Destination für die High Society abzuhaken, würde dem Saanenland unrecht tun. Längst gibt es zwar mehr Touristen als Kühe, aber immer noch etwa gleich viele Kühe wie Einwohnerinnen und Einwohner, 7000 an der Zahl. Die alpine Tradition wird sorgsam gepflegt: 200 Landwirtschaftsbetriebe und 80 bestossene Alpen produzieren Hobelkäse, Saanensenf aus Kirschenmus und Trockenfleisch vom Simmentaler Rind.
Und wenn den Veranstaltern nicht gerade eine Pandemie einen Strich durch die Rechnung macht, gehört neben dem Menuhin Festival für klassische Musik auch der Hornberg-Schwinget zu den Topevents.
In Gstaad treffen Welten aufeinander: Kommt es da nicht zu Reibungen? Die Einheimischen winken ab. Das Zusammenleben sei kein Problem, sagt Marianne Lupi, die jahrzehntelang als Skilehrerin in der Region gearbeitet hat und heute Touristen durch ihre Heimat führt.
Über die berühmten Gäste reden mag sie dennoch nicht: «Wir Saanenländer sind bekannt für unsere Diskretion. Als der Regisseur Roman Polanski mal wieder in den Schlagzeilen war, haben mich zwei Journalisten auf der Strasse angehalten und gefragt, wo sein Chalet sei. Da habe ich geantwortet: ‹Polanski? Kenne ich nicht.›» Und die Geschichte geht noch weiter: «Kurz darauf haben sie eine Bäuerin gefragt, diese hat es ihnen auch nicht verraten», sagt Lupi.
Die «Julie-Lämpli» leuchten weiter
«Wir tolerieren uns eben», ist der kritischste Satz, der bei unserem Besuch übers Verhältnis zu den wohlhabenden Gästen zu hören ist. Das liegt sicher auch daran, dass die ganze Region von den Touristen profitiert, fast alle Jobs direkt oder indirekt von ihnen abhängen. Doch das Engagement geht noch weiter: Die britische Schauspielerin und Gstaader Ehrenbürgerin Julie Andrews etwa schenkte dem Dorf in den 70er- Jahren die erste Weihnachtsbeleuchtung, noch immer sind die Leuchtkörper als «Julie-Lämpli» bekannt.
Den Brunnen an der Hauptstrasse hat Elizabeth Taylor spendiert. Und die neue Eggli-Gondelbahn konnte nur gebaut werden, weil eine Gruppe reicher Privatinvestoren, der «Club de Luge», einen zweistelligen Millionenbetrag beigesteuert hat. Seit Ende 2019 fährt die Gondelbahn auf den Gstaader Hausberg, auf dem das ebenfalls neu errichtete Bergrestaurant Eggli in Nicht-Corona-Zeiten hungrige Wintersportler empfängt. Der exklusive zweite Stock bleibt den Mitgliedern des «Club de Luge» vorbehalten.
Die Pisten am Eggli und an den andern Skibergen der Region sind in Topform. Wegen Corona ist aber weniger los. Auch Langläufer, Schlittler und Schneeschuhwanderer kommen im Saanenland auf ihre Rechnung.
Noch bis zum Ende der Wintersaison ist das Spiegelhaus «Mirage» zu sehen, eine Aussenskulptur des amerikanischen Künstlers Doug Aitken. Das begehbare Kunstwerk musste extra für das Saanenland mit einem für Chalets typischen Satteldach ausgestattet werden und reflektiert bei Sonnenschein eindrücklich die Gebirgsszenerie.
Man mag es für übertrieben halten, dass sich sogar die Kunst der von den Saanenländern so geliebten Chalet-Architektur anpassen muss. Doch die strengen Baugesetze aus der Nachkriegszeit haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Region ihren Charme bewahrt hat.
Anreise: mit MOB ab Zweisimmen und Montreux. Ski-Tageskarte: zwischen 49 und 77 Fr. Infos: gstaad.ch.
Die Reise wurde unterstützt von Gstaad Marketing.
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