Die Schweizer bei AthletissimaKambundji überrascht sich selbst, Ehammer hadert nach Zentimeter-Krimi
Die 200-m-Europameisterin Mujinga Kambundji wird in 11,06 Sekunden Dritte über 100 m – und der Appenzeller kämpft wie alle mit der Lausanner Anlage und verpasst die acht Meter.
Am Tag zuvor hatte sie die Öffentlichkeit mit der Ankündigung überrascht, bis zu den Olympischen Spielen 2028 weitermachen zu wollen – wenn sie gesund bleibe. Es wären dann die fünften Spiele für Mujinga Kambundji, die in diesem Sommer ihren EM-Titel über 200 m hat verteidigen können und in Paris zum zweiten Mal im Sprint-Olympiafinal stand.
Am Donnerstagabend dann, in der mit 13’000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften Pontaise, überraschte sie sich bei idealen Bedingungen selbst ein wenig mit einem «coolen» Rennen über 100 m. «Das ist besser geworden, als ich gedacht habe, ich bin zufrieden», sagte die 32-Jährige danach. In 11,06 Sekunden wurde sie Dritte, die Britin Dina Asher-Smith gewann in 10,88 vor Tamari Davis (USA, 10,97). Das spezielle an Kambundjis Leistung war sicher, dass sie alle drei Athletinnen, die ebenfalls im Olympiafinal gestanden hatten, hinter sich lassen konnte. Sie war erneut schneller als die Ivorerin Marie-Josée Ta Lou-Smith, die Jamaikanerin Tia Clayton und auch die Britin Daryll Neita. Kambundji sagte: «Ich habe dennoch die Müdigkeit von Paris ein ganz klein wenig gespürt – vor allem im Kopf.» Anzumerken war ihr das kaum.
Die Schwester sucht nach der Silber-Form
Ihre jüngere Schwester Ditaji hingegen vermochte nicht zu verbergen, dass sie zuletzt hatte auf Wettkämpfe verzichten müssen. In 12,75 Sekunden wurde sie über 100 m Hürden Achte, das Rennen gewann Olympiabronze-Gewinnerin Jasmin Camacho-Quinn (PUR) in 12,35.
Kambundji hat in dieser Saison die Extreme erlebt: Wie leicht und unbeschwert sie im Juni an der EM in Rom in 12,40 zu einem herausragenden Schweizer- und U-23-Europarekord sprintete und Silber gewann. Und wie sie dann an den Schweizer Meisterschaften wegen eines Ziehens in der hinteren Oberschenkelmuskulatur auf den Final verzichten musste und dies der Anfang schwieriger Wochen war. Danach war nur ein modifiziertes Training möglich, an Rennen teilzunehmen war nicht zu denken. Das spürte sie später in Paris, als der Halbfinal (12,68) bereits das Ende ihrer Spiele bedeutet. Ihr fehlten die schnellen Wettkämpfe damals – und auch jetzt noch.
Ehammer noch immer nicht über 8 m
Er hätte es schon gern gehabt, wenn vorne eine Acht gestanden hätte, sagte Simon Ehammer nach einem Zentimeter-Krimi, den der Appenzeller sehr lange angeführt hatte. Ehammer hatte mit seinem zweiten Sprung – auf 7,99 m – eine Marke gesetzt, an der sich auch Olympiasieger Miltiadis Tentoglou und alle anderen die Zähne ausbissen. Nie hatte der Schweizer bis anhin in Lausanne die 8-m-Marke geknackt – und er tat es auch an diesem Abend nicht. Tentoglou machte bei seinem letzten Sprung das, was er schon in seiner ganzen Karriere mit dem letzten Versuch tut: Mit 8,06 m übernahm er die Führung, auch Wayne Pinnock mit 8,01 m liess Ehammer noch hinter sich.
Nie auch nur in die Nähe ihrer Bestleistungen kamen Hürdensprinter Jason Joseph und 400-m-Läufer Lionel Spitz. Joseph blieb erneut ein Rätsel, der EM-Bronzegewinner liess es austrudeln und wurde in 13,78 Achter. Den Hürdensprint gewann überraschend Rasheed Broadbell (JAM, 13,10) vor dem sonstigen Dominator Grant Holloway (USA, 13,14). Spitz wurde in 45,82 Siebter, der Brite Matthew Hudson-Smith siegte in 43,96 und blieb schon zum dritten Mal in dieser Saison unter 44 Sekunden. (mos)
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