Neue Covid-VakzineAstraZeneca scheitert mit nasalem Impfstoff
Das Produkt des britisch-schwedischen Pharmakonzerns entspricht nicht den Erwartungen. In Indien und China sind derartige Impfstoffe seit kurzem zugelassen. Die Hoffnung ist, dass diese helfen, Viren schneller zu bekämpfen.
Das Ziel von AstraZeneca war, einen über die Nase zu verabreichenden Covid-Impfstoff zu entwickeln, der einen lang anhaltenden Schutz vor einer Infektion gewährleistet und zudem die Übertragung des Virus eindämmt. Das ist – zumindest im ersten Anlauf – nicht gelungen. Diese Woche hat die Firma die Ergebnisse einer kleinen Studie mit 42 Freiwilligen veröffentlicht. Zwar sei der Impfstoff gut verträglich, schreiben die Autoren in ihrer Publikation im Onlinejournal «eBioMedicine». Aber offenbar war eine Wirkung kaum nachweisbar. Die Immunantwort war bei den Testpersonen weder in den Schleimhautzellen noch sonst im Körper deutlich genug.
Auch die Tatsache, dass sich 7 der 42 Studienteilnehmer innerhalb von 16 Wochen mit Sars-CoV-2 infiziert hätten, sei «entmutigend», schreibt das Team. Diesen Impfstoff und das System, mit dem er über die Nase verabreicht wurde, wird die Firma nicht weiter verfolgen. Es gebe jedoch eine Reihe von anderen Möglichkeiten, diese Impfstoffe zu verbessern, so die Forschenden.
Dass nasale Impfstoffe durchaus zur Marktreife gelangen können, haben jüngst zwei Produkte in Indien und China gezeigt. Anfang September wurde in Indien ein Covid-Impfstoff der Firma Bharat Biotech zugelassen, der in die Nase getropft wird. Und kurz zuvor gaben Chinas Zulassungsbehörden grünes Licht für einen Impfstoff des Herstellers CanSinoBio, der durch Nase und Mund inhaliert wird. Wie das Unternehmen diese Woche auf einem Kongress in Barcelona zeigte, soll die durch die Inhalationsimpfung hervorgerufene Immunantwort gegenüber den Omikron-Coronaviren doppelt so stark sein im Vergleich zum muskulär verabreichten Impfstoff.
Die Viren dort bekämpfen, wo sie in den Körper eintreten.
Die drei Impfstoffe von AstraZeneca, Bharat Biotech und CanSinoBio basieren auf einem ganz ähnlichen Prinzip. Es handelt sich dabei um sogenannte virale Vektorimpfstoffe. Die Impfstoffe aller drei Firmen sind ursprünglich als muskuläre Vakzine entwickelt und zahlreichen Menschen mithilfe einer Spritze verabreicht worden. Sie enthalten abgeschwächte Adenoviren. Das sind harmlose Erkältungsviren, die als Transporter Teile des Erbguts von Sars-CoV-2 in die Körperzellen schleusen.
Weltweit sind zahlreiche Firmen daran, Covid-Impfstoffe zu entwickeln, die über Mund und Nase verabreicht werden sollen. Der Vorteil dieser Darreichung ist, dass diese Impfstoffe die Viren direkt dort bekämpfen sollen, wo sie in den Körper eintreten, in Nase und Rachen. So soll einerseits verhindert werden, dass sich die Viren bis in die Lunge verbreiten, und zudem, dass sie schnell weitergegeben werden.
Auch in der Schweiz wird ein nasaler Impfstoff entwickelt, zusammen mit deutschen Forschenden. Dieser Covid-Impfstoff basiert jedoch auf einem anderen Prinzip. Es handelt sich dabei um einen Lebendimpfstoff. Dieser besteht aus Sars-CoV-2-Viren, die mit modernen Methoden so abgeschwächt wurden, dass sie das Immunsystem anregen, aber keine Erkrankung auslösen können. Es wird erwartet, dass der Impfstoff in etwa einem Jahr in ersten Studien an Menschen getestet werden kann.
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