Armee durchkämmt KrankenhausWas die Israelis im Shifa-Spital alles gefunden haben
Waffen, Geheimdienstmaterial und der Eingang zu einem Tunnel: Die israelische Armee durchsucht akribisch das Gelände des grössten Krankenhauses in Gaza. Ein Überblick.
Die israelische Armee hat am Freitag ihre Suche nach mutmasslichen Hamas-Verstecken auf dem Gelände des Shifa-Krankenhauses intensiviert. Das ist bisher über den Einsatz bekannt.
Was wurde im Shifa-Spital gefunden?
Eigenen Angaben zufolge hat die Armee in der grössten Klinik im Gazastreifen Kommando- und Kontrollzentren der radikalislamischen Hamas gefunden. Einsatzkräfte hätten neben Waffen auch Geheimdienstmaterial über die Angriffe vom 7. Oktober sichergestellt.
Auf dem Gelände sei ausserdem ein mit Sprengfallen versehenes Fahrzeug mit einer grossen Menge an Waffen, Munition und Handschellen entdeckt worden. Das Militär veröffentlichte Fotos und Videoaufnahmen, die seine Darstellungen belegen sollen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Israels Armeesprecher erklärte, Soldaten hätten auch «den Eingang zu einem Tunnel im Al-Shifa-Krankenhaus entdeckt, und Militäringenieure sind derzeit dabei, die Infrastruktur vor Ort auszugraben».
Liegt unter dem Spital die vermutete Kommandozentrale der Hamas?
Bisher ist unklar, ob die Armee die unter der Shifa-Klinik vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Islamistenorganisation gefunden hat. Die Hamas bestreitet die Existenz einer solchen Basis unter der Klinik.
«Wir konzentrieren uns auf das, was unter der Erde liegt, einschliesslich der Krankenhäuser», sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend. Die Hamas erklärte, Israel habe mehrere Abteilungen des Al-Shifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza zerstört.
Gibt es Hinweise auf Geiseln im Shifa-Spital?
Armeesprechern zufolge entdeckten die Streitkräfte Informationen und Filmmaterial, das Geiseln zeigen soll, auf Computern und anderen Geräten im Shifa-Krankenhaus. Das Material werde nun geprüft.
Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärte, dass in der Al-Shifa-Klinik auch Geiseln festgehalten worden sein könnten. «Wir hatten konkrete Hinweise, dass sie im Shifa-Krankenhaus festgehalten wurden, was einer der Gründe ist, warum wir das Krankenhaus betreten haben», sagte Netanyahu den «CBS Evening News». «Wenn sie dort waren, wurden sie herausgeholt.»
Am Freitag gab die Armee bekannt, dass in der Nähe des Krankenhauses eine weitere Leiche einer Hamas-Geisel geborgen wurde. Dabei soll es sich um die sterblichen Überreste einer 19-jährigen Soldatin handeln, die am 7. Oktober aus einem Stützpunkt im israelischen Grenzort Beeri entführt worden sei. Das Militär hatte bereits am Donnerstag in einem Nachbargebäude des Krankenhauses die Leiche einer 65-jährigen Geisel entdeckt.
Befinden sich im Shifa-Spital noch Zivilisten?
Militärkreisen zufolge halten sich noch immer Hunderte Patienten und Mitarbeiter im Krankenhauskomplex auf. Israels Militär hat dem Spital nach eigenen Angaben am Freitag mehr als 4000 Liter Trinkwasser und 1500 Essensrationen geliefert. Fotos auf X (ehemals Twitter) zeigten einen Lastwagen mit Wasserflaschen und das Abladen einer Palette durch einen Gabelstapler. Die Informationen des Militärs liessen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Gab es bei der Durchsuchung anderer Kliniken in Gaza neue Funde?
Dem israelischen Militär zufolge sei auch im Rantisi-Krankenhaus ein Tunnel der Hamas entdeckt worden. Zudem seien im Al-Kuds-Krankenhaus Waffen und Munition aufgespürt worden. Das Militär veröffentlichte Fotos der Funde. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Die Armee hatte vor einigen Tagen auch mitgeteilt, dass im Keller des Rantisi-Krankenhauses Geiseln festgehalten worden sein könnten. Die Armee hatte dort damals auch Waffen gefunden. Das Rantisi-Krankenhaus ist spezialisiert auf die Behandlung krebskranker Kinder.
Israel steht wegen seines Einsatzes in Kliniken im Gazastreifen international in der Kritik. Einige Staaten werfen dem Land Kriegsverbrechen vor. Laut humanitärem Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Wenn zivile Objekte allerdings für militärische Zwecke missbraucht werden, gilt dies laut Völkerrechtlern nicht mehr zwangsläufig.
Seitdem die Armee die Nutzung der Shifa-Klinik durch die Hamas Ende Oktober bekannt gemacht habe, habe die Islamistenorganisation daran gearbeitet, ihre Infrastruktur und Beweise in der Klinik zu vertuschen, hiess es aus israelischen Militärkreisen weiter.
AFP/SDA/aru
Fehler gefunden?Jetzt melden.