Angriff aus der ChefetageArbeitgeberpräsident prangert «Wohlstandsverwahrlosung» der Schweiz an
Die drei grossen Wirtschaftspräsidenten zeigten sich gemeinsam auf der Bühne: Die Chefs von Economiesuisse und Gewerbeverband gaben sich nett. Valentin Vogt aber scherte aus.
Die obersten Köpfe von Economiesuisse, dem Arbeitgeber- und dem Gewerbeverband wollen sich nach eigenen Worten «zusammenraufen», wie sie am Dienstagabend an der Jahresversammlung der Handelskammer beider Basel sagten. Nach dem Aus für das Rahmenabkommen und der Vielzahl verlorener Abstimmungen fürchten sie sonst an Einfluss zu verlieren. Darum zeigten sie sich gemeinsam, was nur höchst selten vorkommt, wie sie betonten. Auftritte dieser Art dürften nun aber häufiger der Fall werden.
«Wir müssen die Positionierung der Wirtschaft in der Gesellschaft verbessern», sagte Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder. Zwei Monate vor einer Abstimmung Plakate aufzuhängen, werde immer weniger ausreichen, um eine Kampagne zu gewinnen. Denn der Einfluss von anderen Gruppierungen über soziale Medien und das Auseinanderdriften der Bevölkerung nehme zu.
«Die 2 Milliarden Franken, die jeden Tag für das Bruttoinlandprodukt der Schweiz erzielt werden, fallen nicht vom Himmel.»
Auf Frontalkurs gegen Schweizerinnen und Schweizer ging Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt: «Wir leiden an einer Wohlstandsverwahrlosung», rief er aus. Der Bevölkerung sei nicht mehr bewusst, was die Wirtschaft für sie leiste. «Die 2 Milliarden Franken, die jeden Tag für das Bruttoinlandprodukt der Schweiz erzielt werden, fallen aber nicht vom Himmel.» Im Nachbarland Österreich mit einer ähnlichen Bevölkerungszahl sei es nur halb so viel. Die Schweiz verdanke ihren Wohlstand vor allem der hohen Dichte internationaler Konzerne.
Kleine und Grosse wollen zusammenarbeiten
Konzerne und KMU wollen nun besser zusammenspannen, versprach der dritte Präsident, Fabio Regazzi, vom Schweizerischen Gewerbeverband. «Sicher geniessen KMU mehr Sympathien, aber wir wollen die Kleinen nicht gegen die Grossen ausspielen.»
Zuletzt hatte es beim Rahmenabkommen Differenzen gegeben, die Gewerbler waren dagegen gewesen. Aber in 90 Prozent der wirtschaftspolitischen Fragen seien sich die drei Verbände einig, versicherten sie.
Gemeinsame Projekte wollten die drei Präsidenten in Basel noch nicht öffentlich machen.
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