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Fehlalarme ärgern Rettungskräfte
Apple Watch und iPhone lösen falsche Notrufe beim Skifahren aus

Es müssen keine wilden Sprünge sein – schon beim normalen Skifahren lösen Apple-Geräte einen Notruf aus.
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Es kann bei diesem Job um Leben und Tod gehen. Wer in der Einsatzleitzentrale die Notrufe der Nummer 112 entgegennimmt, muss schnell handeln. Seit einigen Monaten erhalten die Verantwortlichen aber immer öfter Meldungen, die sich als Fehlalarme herausstellen.

Der Grund: Eine Funktion von Apples neueren Smartphones und Uhren kontaktiert den Notruf fälschlicherweise beim Skifahren und Snowboarden. Dabei wäre der automatische Alarm für rasche Hilfe bei schweren Autounfällen gedacht.

Das ärgert die Notrufzentralen in verschiedenen Kantonen. «Es ist richtig lästig», sagt ein Mitarbeiter der Walliser Einsatzleitzentrale, bevor er an die Medienstelle verweist. Christian Zuber, Sprecher der Walliser Kantonspolizei, bestätigt das Problem. «Wir hatten wegen Apple-Geräten schon über sechzig Fehlalarme seit Anfang Jahr.»

«Offenbar reicht schon ein scharfes Abbremsen beim Skifahren und Snowboarden, und das Gerät meldet einen Unfall.»

Christian Zuber, Kantonspolizei Wallis

Am Apparat ist jeweils kein Mensch, sondern eine Computerstimme. Sie meldet, dass ein schwerer Unfall geschehen sei. Je nach Gerät hört man danach die Livegeräusche der Anrufenden.

Für die Notrufzentrale bedeutet das viel Arbeit. Sie müssen genau abklären, ob die Person tatsächlich in einen Unfall verwickelt ist. Nicht immer erreicht man die Betroffenen auf Anhieb. Wenn das gelingt, zeigt der Kontrollanruf dann jeweils, dass sich die angeblich in Gefahr befindenden Apple-Nutzerinnen und Nutzer beim Wintersport vergnügen.

«Offenbar reicht schon ein scharfes Abbremsen beim Skifahren und Snowboarden, und das Gerät meldet einen Unfall», sagt Zuber. «Hundert Prozent dieser Notrufe waren bisher Fehlalarme.» Auslöser sind laut der Kantonspolizei vor allem die Modelle des iPhone 14 und neuere Versionen der Apple Watch.

Auch Bern, Graubünden und St. Gallen sind betroffen

Mit übervorsorglichen Apple-Geräten hat es auch die Berner Kantonspolizei zu tun. Aus den Skiregionen des Berner Oberlands treffen immer wieder falsche Unfallmeldungen ein, sagt Lena Zurbuchen, Sprecherin der Berner Kantonspolizei.

«Wir erhalten regelmässig Alarme von Modellen des iPhone 14, aber auch von der neuen Version der Apple Watch.» Dabei könne dann aber kein Notfall festgestellt werden. «Die meisten dieser Alarme gehen bislang von Personen ein, die Ski oder Snowboard fahren.»

Apple räumt Probleme ein: Neuere Versionen der Apple-Watch lösen überflüssige Notrufe aus.

In Graubünden kennt man das Problem ebenfalls. Eine Häufung solcher falschen Alarme habe es über Weihnachten und Neujahr gegeben, sagt Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden. Seither sei das weiterhin vorgekommen. Man führe aber keine Statistik über die Anzahl der Fehlalarme. Auch in den Ostschweizer Skiregionen sind solche Fälle schon vorgekommen, wie die Kantonspolizei St. Gallen bestätigt.

«Lawine an falschen Notrufen» in den USA

Wie reagiert Apple auf den Ärger der Notrufzentralen? Die Schweizer Medienstelle des US-Konzerns wollte keine Stellung dazu nehmen. Sie verwies auf die Antworten der Firmenzentrale in einem Artikel der «New York Times». Denn in den USA hat das Ganze noch viel grössere Ausmasse. Die Zeitung berichtet in einem Beitrag unter dem Titel «Meine Uhr meint, ich sei tot» von einer «Lawine an falschen Notrufen».

Ein Skifahrer und Träger einer Apple Watch berichtet, dass seine Uhr seit drei Tagen ständig Notrufe aussende. Wegen solcher Anrufe komme es vor, dass tatsächliche Notfälle in der Warteschlange landen, berichtet die Zeitung.

Laut Apple hat man zehn Sekunden Zeit, um den Alarm auszuschalten.

Apple räumt Probleme ein: «Wir haben festgestellt, dass diese Funktionen in bestimmten Fällen den Notruf ausgelöst haben, obwohl der Nutzer keinen schweren Autounfall oder Sturz hatte.» Der Konzern verweist darauf, dass die Geräte vibrieren und ein akustisches Signal aussenden, bevor sie den Notruf aktivieren. Man habe zehn Sekunden Zeit, um den Alarm auszuschalten.

Allerdings dürften Skisportler mit Helm oder warmer Mütze diesen Alarmton des Öfteren überhören. Und in der dicken Winterjacke bleibt wohl auch die Vibration unbemerkt. Apple spricht weiter von Software-Updates Ende des vergangenen Jahres, die für eine Optimierung der Technologie sorgten. Das System habe bei Unfällen bereits Leben gerettet.

Unfallmeldung vom Velo-Hometrainer

Neben Skifahren und Snowboarden lösen offenbar auch andere sportliche Aktivitäten einen Alarm aus. Die «New York Times» berichtet von einem Fall auf dem Velo-Heimtrainer und einem Beispiel, bei dem der Schlag auf einen Boxautomaten, wie sie bei Chilbis vorkommen, die Notrufzentrale alarmierte. Schon im vergangenen Jahr gab es Berichte über Fehlalarme in Vergnügungsparks – bei der Fahrt auf Achterbahnen.

In der Schweiz sind die Blaulichtorganisationen verschiedener Kantone im Gespräch über das Problem. Eine Lösung müsse auf Schweizer Ebene gefunden werden, sagt Lena Zurbuchen von der Kantonspolizei Bern. Jede Technologie, die Leben rettet oder in Notfällen alarmiert, sei grundsätzlich positiv. «Sie muss jedoch präzise und sicher sein, um die Einsatzzentralen nicht zu überlasten und unnötig Ressourcen zu binden.»

Angesichts der regelmässigen Fehlalarme, die von iPhone 14 und Apple Watch automatisch ausgelöst werden, sei diese Präzision bei den Apple-Geräten derzeit noch nicht gegeben.