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Meinung

Resistenz gegen Antibiotika
Die Schweiz muss sich stärker gegen die Antibiotika-Krise engagieren

ARCHIV - 21.07.2015, Bayern, Erlangen: ILLUSTRATION - Eine Labormitarbeiterin an einem Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene hält im Diagnostiklabor eine Indikatorkulturplatte zum Nachweis von resistenten Bakterien in der Hand. (zu dpa: «Experten alarmiert wegen Antibiotikaresistenzen») Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Daniel Karmann)
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1928 entdeckte Alexander Fleming das Penicillin – ein Wendepunkt in der Geschichte. Plötzlich konnten Menschen geheilt werden, die vorher an einfachen Wundinfektionen gestorben waren. Heute, fast 100 Jahre später, stehen wir vor einem riesigen Problem: Immer mehr Keime werden resistent und die Antibiotika wirkungslos. Das hat tödliche Folgen: Jährlich sterben 4,95 Millionen Menschen weltweit aufgrund von Antibiotikaresistenzen – mehr als an Malaria oder Aids. Auch in der Schweiz zählt man jährlich 300 Tote, Tendenz steigend. 

Am 18. November beginnt die «World AMR Awareness Week», die Woche, die für die Gefahren von Antibiotikaresistenzen sensibilisieren soll. Die Schweiz folgt seit 2016 der «Nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen» und konnte damit den Antibiotikaverbrauch in der Human- und Veterinärmedizin in den letzten Jahren senken und auch Fortschritte in der Krankenhaushygiene machen. Das reicht jedoch nicht. Weil die Resistenzen weltweit zunehmen und die (resistenten) Bakterien nicht vor Landesgrenzen haltmachen, müssen auch neue Antibiotika entwickelt werden.

Doch fast alle grossen Pharmaunternehmen sind aus der Produktion dieser Medikamente ausgestiegen: Forschung und Entwicklung in diesem Bereich ist riskant, teuer und lohnt sich wirtschaftlich kaum. 

Es gibt vielversprechende Initiativen

Aus diesem Grund wurde 2016 das «Global Antibiotic Research & Development Partnership» (GARDP) gegründet. Die Genfer Stiftung entwickelt zusammen mit forschenden Pharmaunternehmen neue innovative Antibiotika, neue Kombinationen existierender Antibiotika und optimiert den klinischen Einsatz so, dass langfristig weniger Resistenzen entstehen. Gleichzeitig sorgt sie mit Stewardship-Programmen dafür, dass diese neuen Antibiotika auch überall auf der Welt zielgerichtet eingesetzt werden. Zuletzt hat GARDP beispielsweise ein neues Medikament gegen resistente Gonorrhoe (Tripper) erfolgreich in fünf Ländern getestet und bereitet nun die Marktzulassung vor. Dank der schlanken Kostenstruktur konnten die Ausgaben für die Entwicklung des Medikaments sehr tief gehalten werden.

Während andere Länder und die EU bereits umfangreiche Programme verabschiedet haben, um die Forschung und Entwicklung neuer Behandlungsmethoden voranzutreiben, hinkt die Schweiz hinterher. Auch die Stiftung GARDP wird durch andere Länder massiv stärker finanziert: Deutschland, Grossbritannien oder die Niederlande haben zwischen 22 und 128 Millionen Euro investiert, die Schweiz bisher bloss 5 Millionen Euro. Hier verpasst die Schweiz eine wichtige Gelegenheit, um mit einer Stiftung im eigenen Land kostengünstig neue Medikamente zu ermöglichen. 

Mehr Investitionen sind im Interesse der Schweiz und ihrer Bevölkerung: Erstens zeigte kürzlich eine OECD-Studie, dass pro Franken, der in Massnahmen gegen Antibiotikaresistenzen investiert wird, bis zu sechs Franken an Gesundheitskosten eingespart werden können. Und zweitens hat die Covid-Pandemie gezeigt, wie wichtig es ist, Know-how über die Bekämpfung von Krankheiten im eigenen Land zu behalten.

Peter Hegglin ist Ständerat des Kantons Zug und Mitglied der Gesundheitskommission.