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Geldberater beantwortet Fragen
Warum es sich lohnt, sein Vermögen gesamtheitlich zu beurteilen

Das Dach eines Einfamilienhaus, fotografiert am Mittwoch, 29. Juni 2022 in Uster. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Ich versuche für meine Investitionsentscheide, mein Vermögen in einer holistischen Sichtweise zu betrachten. Was mich umtreibt, ist die Klassifikation des Vermögens in der Pensionskasse. Welcher Risiko- und Anlageklasse würden Sie das Pensionskassenvermögen zuordnen? Ist dies im Sinne von Investitionen in Obligationen zu betrachten? Die Pensionskasse ist auch in Aktien investiert, allerdings partizipiere ich nicht vollumfänglich an Gewinnen, und umgekehrt werden Verluste geglättet durch die Mindestverzinsung. Meine Pensionskasse ist die BVK. M.Z.

In der Pensionskasse haben die meisten Leute den grössten Teil Ihres Ersparten deponiert. Darum ist es wichtig, dass man als Versicherter Kenntnis hat, wie die eigene Kasse das Vorsorgegeld investiert. Jedenfalls trägt die gewählte Anlagestrategie einer Kasse nicht unwesentlich dazu bei, ob man später mehr Geld in der 2. Säule angespart hat oder nicht.

Informationen zur Anlagestrategie der eigenen Kasse bekommt man von seiner Vorsorgeinstitution und meist problemlos übers Internet. Ihre Kasse, die BVK, legt 45 Prozent der Gelder in festverzinsliche Anlagen wie Obligationen, Hypotheken und Liquidität an, 36 Prozent sind in Aktien investiert und 19 Prozent in Immobilien. Das Fremdwährungsexposure beträgt 15 Prozent. Auf dieser Basis können Sie das von Ihnen in der Pensionskasse parkierte Vorsorgeguthaben recht gut auf die verschiedenen Anlageklassen in Ihrem gesamtheitlich ausgerichteten Depot herunterbrechen und zuordnen.

Ihre diesbezüglichen Überlegungen finde ich sinnvoll: Meist macht man als Privatinvestor den Fehler, dass man nur die Strategie seines Privatvermögens anschaut und andere Vermögensbereiche wie eigene Immobilien sowie die Pensionskassengelder und die Säule 3a nicht berücksichtigt. Wenn man ein Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung besitzt, ist sehr viel Geld bereits in Immobilien investiert. Da ist es nicht sinnvoll, wenn man zusätzlich Erspartes in Immobilienfonds oder -aktien investiert, da man ohnehin schon ein Klumpenrisiko im Schweizer Immobilienmarkt trägt.

Wenn Sie nun wissen, dass mit 45 Prozent Ihres Vorsorgevermögens aus der Pensionskasse ein beträchtlicher Teil bereits in festverzinslichen Anlagen investiert ist, können Sie aufgrund Ihrer Gesamtbetrachtung allenfalls für Ihren Sparbatzen einen höheren Aktienanteil wagen. Wenn Sie zusätzlich wissen, dass Ihre Kasse vom Aktienanteil von 36 Prozent nur 4 Prozent in Schweizer Aktien anlegt, könnten Sie bewusst einen Grossteil Ihres Sparbatzens nur auf Schweizer Titel setzen, ohne dass Sie ein übertriebenes Klumpenrisiko eingehen, da Ihre Kasse bei den Aktien bereits sehr stark international diversifiziert.

Dass man als Versicherter an den Gewinnen der Pensionskasse nicht vollumfänglich partizipiert, da diese nicht den gesamten Gewinn in Form von Zinsen ausschüttet, sondern auch Reserven bildet und ebenso in schlechten Jahren die Verluste glättet, aber immerhin im obligatorischen Bereich den Mindestzins auszahlt, führt zwar bei einer Gesamtvermögensbetrachtung zu einer leichten Verzerrung, kann meines Erachtens aber vernachlässigt werden.

Allein schon die Tatsache, dass man als Privatanleger eine Gesamtsicht seines Vermögens vornimmt und dabei auch die Gelder aus der 2. und der 3. Säule und allenfalls noch Immobilieneigentum mitberücksichtigt, bringt den Diversifikationsgedanken in ein anderes Licht und gibt Ihnen bei Ihrer persönlichen Anlagestrategie einen veränderten – meist einen erhöhten – Handlungsspielraum. Wenn man weiss, dass die eigene Kasse eine konservative Anlagestrategie verfolgt, kann man privat einen höheren Aktienanteil fahren. Umso erstaunlicher ist es, dass sich viele Leute schlicht nicht um Ihre Pensionskasse kümmern und keine Ahnung haben, ob diese gut oder schlecht performt.

Vereinfacht gesagt, ist es lächerlich, wenn man viel Energie dafür verwendet, dass man auf seinen Sparbatzen ein wenig mehr Zins bekommt, aber sich beim riesigen Vermögensbetrag, den man in der Pensionskasse hat, nicht darum kümmert, wie viel dieser abwirft und den Pensionskassenausweis nicht einmal anschaut. In diesem Fall fokussiert man auf das Unwesentliche, vernachlässigt aber das Wesentliche.