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Folgen des Brexit
Amsterdam lässt London beim Aktienhandel hinter sich

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Seit Jahresanfang ist der Brexit Realität. Das hat zu einigen Bewegungen am europäischen Kapitalmarkt geführt. So hat Amsterdam London als grösste Drehscheibe im europäischen Aktienhandel abgelöst. Im Januar wurden an der Amsterdamer Börse Aktien im Wert von durchschnittlich 9,2 Milliarden Euro pro Tag gehandelt. Damit hat sich das Volumen im Vergleich zum Dezember mehr als vervierfacht. London fiel hingegen von rund 14,6 Milliarden im Dezember auf ein Volumen von 8,6 Milliarden Euro im Januar. Auch die Börsen in Paris, Frankfurt und Mailand legten zu.

London glaubt an seine eigenen Finanzinstitute

Zu den Verschiebungen kam es, weil die EU nach dem Brexit die britische Börsenregulierung nicht mehr als gleichwertig anerkennt und damit London die sogenannte Börsenäquivalenz entzogen hat. Damit ist es in der EU ansässigen Finanzinstituten verboten, dort zu handeln.

Mujtaba Rahman, Experte für politisches Risiko der Eurasia-Gruppe, meint aber, dass die britische Regierung gar nicht an der EU-Äquivalenz interessiert sei: «Sie glaubt, dass der Finanzdienstleistungssektor besser und effektiver durch das Finanzministerium und die Bank of England reguliert wird als durch Brüssel.»

London nutzte zum Beispiel die neue Unabhängigkeit bereits und anerkennt seit Anfang Februar die Schweizer Börsenregulierung an. Damit dürfen künftig wieder Schweizer Aktien in London gehandelt werden. Im Gegenzug können wieder britische Aktien an der Schweizer SIX ge- und verkauft werden.

Im Streit um einen Rahmenvertrag zwischen der Schweiz und der EU hatte Brüssel im Sommer 2019 der Schweiz die Anerkennung der Schweizer Börsenregeln entzogen. Das hat zur Folge, dass in der Schweiz keine EU-Aktien mehr gehandelt werden dürfen. Der Bundesrat antwortete mit einem Verbot, Schweizer Titel an EU-Börsen zu handeln.

Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Folgen dem Kapital nun die Arbeitskräfte von der Insel aufs europäische Festland? «Im Rahmen des Brexit kommt es sicherlich zu einer gewissen Abwanderung von Arbeitsplätzen aus Grossbritannien, insbesondere im Bereich der Finanzdienstleister», sagt Finanz- und Steuerexperte Christoph Pauli von der Unternehmensberatung PWC. «Aber auch in gewissen anderen Branchen wie zum Beispiel der Automobilindustrie.» Im Bereich der Finanzdienstleister müsse davon ausgegangen werden, dass die Abwanderung aus Grossbritannien primär in den EU-Raum erfolge, um weiterhin vom EU-Marktzugang zu profitieren. Schätzungen zufolge sind bisher rund 7000 Arbeitsplätze der Finanzindustrie von London auf das Festland verlagert worden.

«Die Schweiz ist gut aufgestellt für Zuzüge von Firmen und Mitarbeitern aus Grossbritannien.»

Christoph Pauli, Unternehmensberatung PWC

Ob die Verschiebungen von Handelsvolumina zwischen Grossbritannien und dem EU-Raum auch Auswirkungen auf den Schweizer Finanz- und Arbeitsmarkt haben, sei laut Pauli momentan noch schwierig zu beurteilen. Auch nach dem Brexit seien die Rahmenbedingungen für den Kapital- und Personenverkehr zwischen Grossbritannien und Schweiz aber gut. Die Schweiz sei deshalb «gut aufgestellt für Zuzüge von Firmen und Mitarbeitern aus Grossbritannien».