AboChronologie einer FluchtAmina Rahimis Rettung vor den Fängen der Taliban
Vor einem Jahr übernahmen die Taliban in Afghanistan die Macht. In jenen Tagen wurde eine junge Frau zusammen mit weiteren 188 Menschen spektakulär evakuiert.
An einem Abend im April 2022 sitzt Amina Rahimi auf dem Schreibtischstuhl in ihrem WG-Zimmer und blickt über die Idylle der deutschen Vorgärten. Auf einem Trampolin wirbeln Kinder durch die Luft, ein Rasenmäher surrt, ein Mann wuchtet einen Grill über seine Terrasse. Die Luft ist klar, der Himmel wolkenlos, ein erster Frühlingsabend. Hier haben die Menschen Zeit, merkt Rahimi. In Leverkusen, einer Industriestadt im Westen Deutschlands, fünftausend Kilometer von Kabul entfernt, muss niemand jeden Tag um sein Leben fürchten. Hier gibt es keine radikalen Kämpfer, nur selten Selbstmordattentate. Doch diese Angst, dass jeder Tag der letzte sein könnte, sitzt tief bei Rahimi, die eigentlich anders heisst. Aus Sicherheitsgründen möchte sie weder ihren wahren Namen preisgeben noch sich fotografieren lassen.