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Geldblog: Rendite versus Sicherheit
Altersgeld ist nicht zum Spekulieren da

Rendite gibt es nicht umsonst: Bei hohen Renditen muss man bei der Sicherheit Abstriche machen.
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Ich werde seit einiger Zeit von der Firma Holinvest belagert, die mir eine Investition in den biologischen Pfefferanbau in Afrika schmackhaft machen möchte. Es wäre eine Investition à Fonds perdu von 8'100 Euro und es wird von einer 9,5-Prozent-Rendite gesprochen. Die Investition läuft 12 Jahre. Das Geld ist nicht rückzahlbar, sondern man erhält den Gewinn. Das heisst, mithilfe des erwirtschafteten Gewinns sollte man nach circa 6 Jahren den einbezahlten Betrag zurückhaben und die folgenden Jahre den Reingewinn kassieren.

Gemäss Firma steigt der Preis von Biopfeffer etwa 3 Prozent jährlich und der Ertrag der Pflanzen steigert sich ebenfalls. Ich bin frisch pensioniert und habe etwas Geld aus der BVK genommen, wobei ich dieses gerne sicher und zu mehr Gewinn als die circa 4, 84 Prozent des Umwandlungssatzes anlegen möchte. Ist das eine gute Anlage? Leserfrage von A.S.

Ich kenne die von Ihnen erwähnte Firma nicht und kann mich weder zu diesem Unternehmen, noch zu seinem Geschäftsmodell oder Angeboten äussern. Aufgefallen ist mir lediglich ein Hinweis der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Diese macht geltend, dass sie Anhaltspunkte dafür habe, «dass die Holinvest AG, Luzern, in Deutschland eine Vermögensanlage unter der Bezeichnung Pfefferinvestment ‹Kinole› öffentlich anbietet. Entgegen dem § 6 Vermögensanlagengesetz wurde hierfür kein Verkaufsprospekt veröffentlicht.»

Nun muss man allerdings festhalten, dass die BaFin in Ihrem Fall nicht zuständig ist, da Sie in der Schweiz kontaktiert wurden und die Firma ihren Sitz in der Schweiz hat. Zuständig wäre hierbei die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma. Aber wie gesagt: Ich kenne die Firma nicht und will mich daher auch nicht zu dieser äussern. Ich empfehle Ihnen, die Meinung Ihrer Hausbank dazu einzuholen.

Zu Ihrer Frage kann ich daher nur grundsätzlich Stellung nehmen. Generell wäre ich bei Angeboten, die im aktuellen Tiefzinsumfeld eine hohe Rendite versprechen, sehr vorsichtig. Sie müssen sich bewusst sein: Eine hohe Rendite ist nie kostenlos und hat immer einen Preis. Sehr sichere Angaben wie die Obligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft – etwa die Bundesobligationen mit zehnjähriger Laufzeit – bringen momentan sogar eine Negativrendite.

Darum halte ich Investitionen, die man selbst ohne Bank, Börse oder andere Expertise und Aufsicht in eine Privatfirma vornimmt, für hoch spekulativ.

Auch andere Obligationen in Schweizerfranken von erstklassigen Schuldnern bringen nur mickrige Renditen. Wenn man dennoch mehr Rendite will, muss man Abstriche bei der Schuldnerqualität machen. Bei Obligationen von schlechten Schuldnern geht man das Risiko ein, dass man unter Umständen sein Geld verliert. Wenn nun jemand für eine Anlage im derzeitigen Zinsumfeld fünf oder zehn Prozent Rendite verspricht, sollte man hellhörig werden. Sichere Anlagen sind dies nicht. Bei Anlagen in Fremdwährungen trägt man zusätzlich auch noch ein Währungsrisiko.

In erster Linie sollte man sich fragen, wer genau für das Geld bürgt, das man einer Firma zur Verfügung stellt. Was passiert, wenn sich das Geschäftsmodell nicht so erfolgreich entwickelt wie geplant? Wie kann man seine Interessen wahren, auch dann, wenn etwas schief geht? Und wie transparent ist das Unternehmen, in das man investiert?

Bei Firmen, deren Aktien oder Obligationen an der Börse gehandelt werden, gibt es strenge Transparenzvorschriften und weitere Regulierungen, welche die Anlegerinnen und Anleger schützen. Auch Anlagefonds unterstehen einer strengen Aufsicht. Bei einer Anlage, die man selbst in eine private Firma tätigt, besteht diese Regulierung nicht. Man trägt das volle Risiko. Darum halte ich Investitionen, die man selbst ohne Bank, Börse oder andere Expertise und Aufsicht in eine Privatfirma vornimmt, für hoch spekulativ.

Auf keinen Fall würde ich mit Geld, das Sie aus der Pensionskasse bezogen haben, in irgendeiner Weise spekulieren. Dieses Geld benötigen Sie für Ihr Alter und sollten es aus meiner Sicht besonders vorsichtig anlegen. Egal, ob in private Firmen oder an der Börse: Mit Vorsorgegeld sollte man aus meiner Sicht nicht spekulieren, sondern wenn überhaupt nur mit Geld, das man im schlimmsten Fall auch problemlos verlieren kann. Dazu gehört Altersgeld aber definitiv nicht.