Krise der MonarchieAlt-König Juan Carlos will wieder nach Hause
Spaniens König Felipe VI. will verhindern, dass sein skandalumwitterter Vater aus dem arabischen Exil heimkehrt. In Abu Dhabi wird es ihm aber allmählich langweilig.
Das sehnsüchtige Warten auf die Könige hat in Spanien Tradition. Hier bringen nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern die Heiligen Drei Könige. In diesem Jahr hat ein weiterer, nicht ganz so heiliger König seine Anreise aus dem Morgenland angekündigt: Juan Carlos, der pensionierte Alt-König, möchte Weihnachten in heimischen Gefilden feiern. Doch sehnsüchtig erwartet wird er nicht. Felipe VI., Juan Carlos’ Sohn und Thronfolger, halte die Rückkehr seines Vaters zu Weihnachten für «verfrüht», meldet die Zeitung «El País». Nach mehr als vier Monaten im Luxushotel Emirates Palace in Abu Dhabi wird Juan Carlos dort die Zeit lang. Er sei müde, einsam und gelangweilt, berichten Vertraute. Jeder Tag verlaufe gleich: Zeitungslektüre, Physiotherapie, lange Telefongespräche.
Seit Anfang August ist der 82-jährige spanische Alt-König im arabischen Exil. Juan Carlos soll mit dem Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Zayed al-Nahyan, gut befreundet sein. Doch kein Freundschaftsbesuch führte ihn nach Abu Dhabi: Gegen den Alt-König laufen in Spanien Verfahren wegen des Verdachts auf Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche, auch in der Schweiz wird gegen ihn ermittelt.
Nun plant Juan Carlos eine «geordnete Rückkehr». Er hat vergangene Woche 678’393 Euro und 72 Cent an den spanischen Fiskus vorausgeschickt. Es handele sich dabei um genau die Summe, die er dem Finanzamt geschuldet habe, sagte sein Anwalt. Juan Carlos benutzte jahrelang Kreditkarten eines Freundes, des mexikanischen Unternehmers Allen Sanginés-Krause. Er habe diese Geschenke angenommen, ohne sie je dem heimischen Finanzamt zu melden.
Keine Geschenke mehr für Mitglieder des Königshauses
Die Rückkehr des Alt-Königs könnte sich zu einer grösseren Krise der spanischen Monarchie auswachsen. Weihnachten ist traditionell die Zeit im Jahr, in der sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Könige richtet. Nicht nur auf die biblischen, sondern auch auf die realen: Am 24. Dezember hält der amtierende König seine Weihnachtsansprache. Felipe wollte die Rede in diesem Jahr nutzen, um das ramponierte Image des Königshauses zu reparieren und die Menschen von seiner Integrität zu überzeugen.
Dazu gehört für ihn auch, sich von seinem skandalumwitterten Vater zu distanzieren. Kehrt dieser nun kurz vor den Feiertagen heim, so wird sich die Öffentlichkeit vermutlich vor allem dafür interessieren, wo der Alt-König wohnt (im Zarzuela-Palast?) oder mit wem er an Heiligabend speist (mit Tochter Elena?). Felipe würde im Schatten seines Vaters verschwinden. Wieder einmal.
Der König schützt seinen eigenen Ruf, indem er sich dem Vater gegenüber unerbittlich zeigt. Mit dessen Zahlung ans Finanzamt ist er nicht zufrieden. Felipe will, dass Mitglieder des Königshauses überhaupt keine Geschenke mehr annehmen und diese stattdessen für wohltätige Zwecke spenden. Juan Carlos sah das noch ganz anders. Er soll mit den Kreditkarten seines mexikanischen Freundes unter anderem seiner Enkelin Victoria Federica, Felipes Nichte, für umgerechnet rund 11’000 Franken ein Pferd gekauft haben. Haufenweise Geschenke gab es vom König und an den König zu Juan Carlos’ Zeiten. In Spanien hat das eben Tradition, seien die Könige nun heilig oder nicht.
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