ZoomAls Musik noch politisch war
Am Anfang war der Jazz, dann kam der Rock – und mittendrin Leni Sinclair mit ihrer Kamera.
Geht man mit Leni Sinclair, einer kleinen, schüchtern wirkenden Dame durch ihre Ausstellung, bleibt sie immer wieder stehen und schaut neugierig auf eines ihrer Schwarzweissfotos.
Sie zeigt auf Fred Smith von der Band «MC5». Der erste Mann von Patti Smith sei leider früh verstorben. «They passed away», wie so viele andere ihrer Bekannten, die einen zu intimen Umfang mit Drogen pflegten, seufzt die 82-jährige Fotografien, die sich mit Deutsch schwer tut und es vorzieht, Englisch zu sprechen.
In Detroit fotografierte Sinclair mit der Kamera, die sie mit dem Abschiedsgeld ihrer Mutter gekauft hatte, die grossen Jazzmusiker bei ihren Auftritten in den Clubs: John Coltrane, Miles Davis und Thelonious Monk.
1964 lernte sie ihren späteren Ehemann John Sinclair kennen. Sie gründeten den alternativen «Detroit Artists Workshop» und die militante «White Panther Party». Mit dem zunehmenden Konsum von Marihuana wuchs auch ihre Liebe zur Rockmusik.
Entscheidend für sie war die Begegnung mit «MC5». Während ihr Mann die Band managte, war Leni Sinclair verantwortlich für die Konzertfotografien und die Gestaltung der Plattencover.
Beim Betrachten der «MC5»-Fotos wird sie etwas nostalgisch. Die Flagge hinter «MC5» stehe für ein besseres Amerika, für das sie damals gekämpft hätten.
Und während wir an Bildern von Mick Jagger, Iggy Pop und Bob Marley vorbeigehen, lässt sie eine Zeit auferstehen, die – so kraftvoll sie noch heute wirkt – endgültig vorbei ist.
Die Ausstellung «Participant Observer – Leni Sinclair» in der Photobastei Zürich läuft bis zum 23. Oktober.
Führungen mit Kurator Romano Zerbini:
Donnerstag, jeweils 18.00 Uhr: 29.9 / 13.10 / 20.10
Sonntag, jeweils 15 Uhr: 2. / 9. / 16. / 23. 10 (Finissage)
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