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Meinung

Kolumne «Heute vor»
Als man sich am Zürichsee über Lokomotiven und Gejohle ärgerte

Da zu wenig Züge vorhanden waren, mussten die SBB vor 75 Jahren wieder Dampflokomotiven auf den bereits elektrifizierten Strecken am Zürichsee einsetzen.
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Einen grossen Teil unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Wie wichtig uns dieser Schlaf eigentlich ist, merken wir spätestens nach einer Nacht, in der wir zu wenig oder schlecht geschlafen haben. Das Stören dieser kostbaren Nachtruhe ist ein zeitloses Vergehen, wie ein Blick ins Archiv dieser Zeitung zeigt. Vor 75 Jahren gab es gleich mehrere Schlafräuber, welche Anwohnerinnen und Anwohnern am Zürichsee aus ihrer Traumwelt rissen.

«Man gönne uns die Nachtruhe!», schrieb ein aufgebrachter Leser der rechtsufrigen «Zürichsee-Zeitung» im September 1947. Grund für die Empörung waren Dampflokomotiven, die in der damaligen Nachkriegszeit auf den Gleisen um den Zürichsee unterwegs waren. Diese waren vom Abstellgleis geholt worden, da die «Bundesbahnen» nach einer starken Preissteigerung weniger elektrische Lokomotiven als geplant anschaffen konnten. Auf den bereits elektrifizierten Strecken wurden nun also wieder Dampflokomotiven eingesetzt, insbesondere zur Führung von Güterzügen.

Tägliches Frühkonzert

Dass einer dieser Güterzüge jeweils bereits um 4.50 Uhr in der Früh in den Erlenbacher Bahnhof einfuhr, fand bei der Bevölkerung wenig Anklang. In der Zusendung gibt der Leser zu, in den mehr als 20 Jahren des elektrischen Bahnbetriebs etwas verwöhnt worden zu sein. Jedoch stelle es «die Geduld der hiesigen Leute auf eine harte Probe», jeden Morgen durch «den einfahrenden Güterzug mit anschliessendem zischenden, dampfenden und puffenden Frühkonzert bis 5.23 Uhr» geweckt zu werden. Gegen Dampflokomotiven während des Tages habe er aber grundsätzlich nichts einzuwenden.

Am linken Ufer sorgten derweil andere Störenfriede für unruhige Nächte. Der «Anzeiger des Bezirkes Horgen» erhielt zeitgleich eine «temperamentvolle Beschwerde einer Hausfrau, die gerne ihre Ruhe haben möchte». Die Horgnerin wandte sich mit folgenden Worten an die Leserschaft: «Ich möchte die Herren Nachtschwärmer dringend ersuchen, die Grölereien an Abenden zu unterlassen.» Es sei tief beschämend gewesen, wie man sich am letzten Samstag an der Unteren Zugerstrasse aufgeführt habe.

Polizei gefordert

Weiter bat die Frau darum, dass «die Polizei dem nächtlichen Treiben mit saftigen Bussen Einhalt gebieten solle», und drohte den Radaumachern sogar persönlich mit einer «saftigen Ohrfeige». Scheinbar nicht ohne Gehör: Dem Bericht nach sei die Polizei in den darauffolgenden Tagen vermehrt zum Nachtdienst herangezogen worden. Es lässt sich also hoffen, dass die Leserin danach ohne Ruhestörungen durchschlafen konnte – zumindest für einige Zeit.

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