Kolumne «Dorfgeflüster»Als in Hombrechtikon ledige Landjäger das Gesindel jagten
An einem kleinen Häuschen an der Seestrasse flitzen heute täglich Tausende Autos vorbei. Beachtet wird es kaum. Dabei hat es eine bemerkenswerte Geschichte.

Wer das rechte Zürichseeufer entlang gegen Rapperswil fährt, der kann es nicht verfehlen, und doch findet es kaum Beachtung: Die Rede ist von dem kleinen weissen Häuschen mit den grünen Fensterläden, das im Hombrechtiker Ortsteil Feldbach unweit der Kantonsgrenze an der viel befahrenen Seestrasse steht.
Wer hier für einmal rastet, statt zu hasten, der wird nicht nur mit einem wunderbaren Ausblick auf das Schloss Rapperswil und die Glarner Alpen belohnt, sondern erhält auch einen Einblick in die Geschichte der Zürcher Kantonspolizei.
Möglich macht es der Verein Pro Hombrechtikon, der 57 historische Örtlichkeiten im ganzen Gemeindegebiet mit Informationstafel ausgestattet hat. Verbunden sind sie durch vier Routen, die, immer ausgehend vom Gemeindehaus, in alle Himmelsrichtungen führen.
Das Häuschen an der Seestrasse liegt auf der Südroute und wurde vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut. Ab 1805 diente es als einer der ersten Polizeiposten im Kanton. Wobei es den Beruf des Polizisten im heutigen Sinn noch gar nicht gab. Das Verbrechen hingegen ist so alt wie die Menschheit selber.
Doch erst 1804 wurde die Verbrechensbekämpfung in der Schweiz erstmals kantonal geregelt. Ein aus rund 60 Mann bestehendes Landjägerkorps sorgte fortan im Kanton Zürich für Recht und Ordnung. Und das war speziell an der Kantonsgrenze wichtig. Darum wurde auch einer der zwingend ledigen, bewaffneten und schön uniformierten Landjäger im Wachthaus von Feldbach stationiert. Seine Aufgabe: «Die Jagd nach Bettlern, herrenlosem Gesindel, falschen Steuersammlern, liederlichen Weibspersonen und anderen verdächtigen Leuten».
Knapp 70 Jahre dauerte der Kampf gegen den unerwünschten Zuzug an. Dann wurde aus dem einstigen Polizeiposten eine Mietwohnung. Bis 1959 soll darin eine ältere Dame gelebt haben. Ihren Lebensunterhalt habe sie sich dadurch verdient, dass sie Raucherwaren feilgeboten habe. Ob sie auch «fremdes Gesindel» zu ihrer Kundschaft zählte, ist nicht überliefert. Heute steht das kleine Haus mit grosser Vergangenheit unter Denkmalschutz.
Fehler gefunden?Jetzt melden.