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Meinung

Kolumne «Heute vor»
Als eine Wädenswilerin das Eis brach und Küsnacht mit Ferien geizte

Das Schiff «Wädenswil» hinterliess auf seiner Eisbrecherfahrt 1963 eine Schneise in der Eisschicht.
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Vor 60 Jahren ging die Seegfrörni in die Geschichte ein. Jung und Alt amüsierte sich tagelang ausgelassen auf der eisigen Oberfläche des Zürichsees. Zur Enttäuschung der Bevölkerung, doch ganz zu Freuden der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft begann der Märzföhn, die Eisdecke abzuschmelzen. Die ausbleibenden Fahrten rissen der Gesellschaft ein klaffendes Loch von 70’000 Franken in die Kasse, das es möglichst schnell zu stopfen galt.

Deshalb unternahm die Gesellschaft Eisbrecherfahrten, um eine Rinne in die teils zwölf Zentimeter dicke Eisschicht zu brechen. Das Schiff, das dank seiner «antriebsstarken Schrauben» und der «besonders soliden Schale» für diese Aufgabe auserkoren wurde, war das Motorschiff «Wädenswil».

Ein Journalist der «Zürichsee-Zeitung» wohnte der Fahrt gemeinsam mit zahlreichen anderen Presseleuten bei. «Krachend durchbrach das Schiff die Eisdecke, am Heck eine sprudelnde Wasserstrasse hinterlassend», schilderte er seine Erfahrung. Schön sei es, schreibt er weiter, dass die «Wädenswil» auf ihrer «eisbrecherischen» Fahrt als besonderer Frühlingsbote nach ausnehmend hartem Winter gelten durfte. 

In Küsnacht entbrannte derweil eine hitzige Debatte über die «wichtigsten Ferien des Jahres» – die Wintersportferien. Der Aufschrei in der Bevölkerung liess nicht lange auf sich warten, nachdem die Schulpflege den Entschluss gefasst hatte, die Feriendauer von zwei auf eine Woche zu reduzieren. Daraufhin meldete sich ein Arzt und Vater von Küsnachter Schulkindern in der «Zürichsee-Zeitung» zu Wort. Demnach profitierten die Kinder nicht nur vom Skivergnügen, sondern auch von einem «gesundheitlichen Gewinn».

Dieser sei nämlich durch eine Dauer von zwei Wochen Ferien wesentlich grösser als nach einer Woche. So schreibt der Arzt: «Das Entrinnen aus der kalten Nebelatmosphäre in die gesunde, trockene, sonnige Höhe ist der Festigung der Gesundheit dienlich.» Die ersten Tage in der Höhe würden jedoch für die «Akklimatisation» verbraucht. Deshalb sollten die Kinder erst nach zweiwöchigem Aufenthalt in den Bergen ins Tiefland zurückkehren.

Vier Tage später rechtfertigte ein anonymer Schulpfleger ebenfalls in der «Zürichsee-Zeitung» den Entscheid, die Wintersportferien zu verkürzen. Man habe die Entscheidung nach «bestem Wissen und Gewissen zum Wohle unserer Schüler» getroffen, hält er dem Kritiker entgegen. Doch offenbar blieben die Befürworter der zweiwöchigen Sportferien standhaft – zum Vorteil der heutigen Schulkinder in Küsnacht.

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