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Impf-Umfrage bei Leserschaft
Alles Idioten? Von wegen

Spritzen harren der Patienten: Mitte September 2021 sind 31 Prozent der Über-12-Jährigen in der Schweiz nicht gegen Corona geimpft.
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Lassen Sie sich immer noch nicht impfen? Falls ja: Warum? Das wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen. Bisher sind rund 800 Mails zur Umfrage eingegangen.

Wer nun vermutet, die Schreiber seien vor allem hässige Querdenker, täuscht sich.

Spezifische Vorbehalte

«Stecken Sie sich doch selber die Nadel in den Arm, Sie Impfjunkie» – solche Aufforderungen gab es zwar, aber sie lassen sich an einer Hand abzählen. Selten waren auch Zuschriften, die in der Manier der «Freunde der Verfassung» staatsrechtlich oder philosophisch gegen die Impfung argumentieren.

Der Ton der Mails ist meist freundlich, ja dankbar. Viele haben den Eindruck, ihre Bedenken würden in der Öffentlichkeit nicht ernst genommen. Sie fühlen sich zu Unrecht dem Lager der radikalen Impf- und Staatsgegner zugeschlagen. Und sie freuen sich über die Gelegenheit, ihre Argumente und Zweifel darlegen zu können.

Einige Leserinnen und Leser leiden an schweren Allergien und anaphylaktischen Schocks. Sie haben Angst, auf die Impfung ähnlich zu reagieren. Andere haben Operationen hinter sich und fürchten, mit einer Impfung ihr Immunsystem zu überfordern.

Auch wenn es Nerven kostet: Die Auseinandersetzung mit Skeptikern gehört im Spätsommer 2021 zur Seuchenbekämpfung dazu.

Geschrieben haben auch Schwangere und Stillende. Sie sind verunsichert, weil ihnen zu Beginn der Schwangerschaft von einer Impfung abgeraten, nun aber eine Impfung empfohlen wird. Auch sie haben spezifische, aber keine grundsätzlichen Vorbehalte gegenüber der Impfung.

Mails erreichten uns auch von Genesenen, deren Erkrankung über ein halbes Jahr zurückliegt. Um ans Zertifikat zu kommen, müssen auch sie sich impfen oder testen lassen. Einige liessen sich auf Antikörper testen, um ihren nach wie vor vorhandenen Schutz zu beweisen. Sie finden es unfair, trotzdem in die Kategorie der Schutzlosen eingeteilt zu werden.

Schliesslich sind da noch die mRNA-Skeptiker. Sie würden sich sofort impfen lassen, sobald der Bund Alternativen zu Pfizer und Moderna bereitstelle, sagen sie. Einige suchten sogar im Ausland nach Möglichkeiten dazu. Manche warten auf den Stoff von Johnson & Johnson, wenige auf das neuartige Novovax-Vakzin.

Muss man sich noch mit solchen Bedenken beschäftigen? Sind Vorteile und Notwendigkeit der Impfung nicht längst bewiesen und für alle offensichtlich? Steigt denn nicht gerade jetzt, nach Ausweitung der Zertifikatspflicht, die Impfquote? Sollten wir nicht ganz auf negative Anreize setzen?

Keine gute Idee. Zum einen machen gerade Hunderttausende in der Schweiz eine neuartige Ausgrenzungserfahrung, die viele verbittern und radikalisieren dürfte. Eine Gefahr, die mit jedem zusätzlichen Druckversuch steigt.

Aufklärung ist ein ewiges Projekt

Wer sich andererseits als Impfbefürworter auf eine unversöhnliche Basta!-Haltung zurückzieht, kappt den Dialog mit jenen, die nach wie vor zweifeln und zaudern. Menschen wie der Grossteil der Leserinnen und Leser, die an unserer Umfrage teilgenommen haben. Die keine Fundamentalkritiker des Bundesrates sind und die Impfung nicht grundsätzlich ablehnen, aber noch offene Fragen haben. Und mit deren Überzeugung die Impfquote nochmals steigen würde.

Auch wenn es manchmal Nerven kostet: Die Auseinandersetzung mit Skeptikern gehört auch im Spätsommer 2021 zu einer pragmatischen Seuchenbekämpfung dazu. Die Aufklärung ist ein ewiges Projekt.

Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, wird in den kommenden Tagen auf dieser Website zehn Zweifel und Argumente noch ungeimpfter Leserinnen und Lesern kommentieren.