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Ungewöhnlicher Hautausschlag
Allergisch auf goldene Tröpfchen

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Es juckte grässlich. Seit drei Monaten schon plagte die 76-jährige Frau ein unangenehmer Hautausschlag am After. Verschiedene antibiotische Salben brachten nichts, eine Kortisoncreme hingegen half. Doch sie beseitigte das juckende Problem nicht.

Mehrere Hautärzte hatten schon alles Mögliche versucht, doch der Hautausschlag blieb. Inzwischen hatte er sich bereits auf die Unterarme, das Décolleté und die Augenlider der Seniorin ausgebreitet. Sie fühlte sich krank und schwach, auch ihre Körpertemperatur war leicht erhöht. Der Hausarzt vermutete einen bösartigen Tumor als Ursache des Juckreizes, zum Glück ergaben aber die entsprechenden Untersuchungen nichts dergleichen. 

Sie nehme keine Medikamente, sagte die Patientin. Damit war auch eine Medikamentenallergie als möglicher Grund für ihre Beschwerden ausgeschlossen. 

Beim Hauttest reagierte sie nur auf Gold

Schliesslich begab sich die 76-Jährige zur allergologischen Abklärung an eine Universitätsklinik. Bei den Standardtests reagierte sie nur auf Gold. Diese Allergie war ihr schon lange bekannt: Eine goldene Zahnkrone, ihren goldenen Ehering und eine Halskette vertrug sie zwar, aber seit ihrer Jugend konnte sie verschiedene goldene Ohrringe nicht tragen. Ihre Ohrläppchen schwollen dann an.

Auf mehrmaliges Nachfragen hin stellte sich schliesslich heraus, dass die Patientin – entgegen ihren ursprünglichen Angaben – eben doch etwas einnahm. Sie wollte damit ihr Herz stärken. Den Ärzten gegenüber hatte sie es gar nicht erwähnt, weil sie annahm, dass von diesen paar homöopathischen Tröpfchen, die sie da täglich schluckte, keinerlei Gefahr ausging. Ein Trugschluss. Der Spruch «Reden ist Silber, Schweigen ist Gold» traf in ihrem Fall jedenfalls nicht zu. 

Zwei Tage nachdem sie das homöopathische Mittel abgesetzt hatte, war der monatelange Juckreiz am After verschwunden. Vier Wochen danach war auch der Hautausschlag weg. 

Von wegen: Im homöopathischen Mittel ist nichts drin

Das homöopathische Mittel, das die Seniorin eingenommen hatte, enthielt neben stark verdünntem Kampfer, Digitalis und weiteren pflanzlichen Substanzen auch Goldchlorid D6. Nur gerade fünf Mikrogramm Gold pro Milliliter enthielt diese Zubereitung. «Dreimal täglich 20 Tropfen», lautete die Anweisung auf der Packung. Diese winzige Menge hatte der Seniorin eine monatelange Odyssee von Arzt zu Arzt beschert. 

«D6» bedeutet, dass die Ausgangssubstanz – in diesem Fall das Goldchlorid – im Verhältnis 1:10 verdünnt wurde, und das sechsmal nacheinander. Entgegen der landläufigen Meinung, dass in homöopathischen Mitteln nichts drin ist, enthalten sie bis zur Konzentration «D24» (beziehungsweise bis zu «C12» bei Verdünnung von 1:100) rechnerisch noch Moleküle des Ausgangsstoffs.

Rückblickend ging der Betroffenen auf, dass die Beschwerden etwa einen Monat nachdem sie mit der Einnahme begonnen hatte, einsetzten. Das aufgenommene Gold wird mehrheitlich mit dem Kot wieder ausgeschieden, ein kleiner Teil mit dem Urin.

Auf die in dem Mittel enthaltenen pflanzlichen Substanzen reagierte sie nicht allergisch. Sie nahm sie problemlos weiter ein.

«Natürliche» Mittel werden oft nicht in Betracht gezogen

Dass Patienten denken, «natürliche» Mittel könnten keine Nebenwirkungen haben, kommt häufig vor. Bittet man sie, alles in die Arztpraxis mitzubringen, was sie, ausser den verordneten Arzneimitteln, zusätzlich einnehmen, kommen manche mit einem ganzen Säcklein frei verkäuflicher Präparate – erwähnten zuvor aber nichts davon, weil das ja alles «natürlich» ist. 

Auch der Gedanke «Ich nehme das schon lange, darauf kann ich sicher nicht allergisch sein» ist ein verbreiteter Irrtum. Eine Allergie kann nämlich zu jeder Zeit auftreten, auch nach lange dauernder Anwendung. 

Ein Gläschen in Ehren – und Wochen später beginnt es zu jucken

Bei einer 47-jährigen Frau vergingen nur acht Wochen, bis es so weit war. Das stellte sich aber ebenfalls erst rückblickend heraus. Sie hatte früher schon keine «billigen» goldenen Ohrringe vertragen und darauf mit einem Hautausschlag an den Ohrläppchen reagiert. Ohrringe aus 24-karätigem Gold hingegen vertrug sie. Weitere Allergien waren ihr nicht bekannt. 

Nun litt die Frau an einem juckenden Hautausschlag an den Unterschenkeln. Ausserdem hatte sie neuerdings einen metallischen Geschmack im Mund. Wie sich herausstellte, rührte beides von ihrer Vorliebe für einen bestimmten Zimtschnaps her: In diesem Getränk schwammen kleine Goldblättchen, die mitgetrunken wurden. 

In den letzten sieben Monaten hatte die Frau davon pro Woche etwa 100 bis 200 Milliliter konsumiert. Auch hier halfen kortisonhaltige Salben – und Abstinenz von diesem Schnaps. Drei Monate später waren ihr Juckreiz und der Hautausschlag verschwunden.