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Erstmalige Kanzlerkandidatur
AfD setzt auf Alice Weidel für den Wahlkampf

BERLIN, GERMANY - DECEMBER 07: Alice Weidel, co-leader of the far-right Alternative for Germany (AfD) political party, arrives to speak to the media with AfD co-leader Tino Chrupalla shortly after the AfD leadership confirmed Weidel as the party's candidate for chancellor on December 07, 2024 in Berlin, Germany. Germany is scheduled to hold snap parliamentary elections on February 23 following the recent collapse of the federal thee-party coalition government. The AfD is currently in second place in polls at about 18% behind the German Christian Democrats (CDU). (Photo by Maryam Majd/Getty Images)
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Die AfD hat mit Alice Weidel erstmals eine Kanzlerkandidatin nominiert. Die Parteispitze beschloss in Berlin einstimmig, die 45-Jährige beim anstehenden Parteitag im Januar in Riesa zur Wahl vorzuschlagen. Vor dem AfD-Sitz im Norden Berlins protestierten während der Veranstaltung nach Polizeiangaben rund 200 Menschen gegen die AfD.

«Heute ist ein grosser Tag für die Partei und ein grosser Tag für Deutschland», sagte Weidel nach der Kandidatenkür bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteichef Tino Chrupalla. Sie verwies auf die Umfragewerte der AfD. Daraus leite sich einen Regierungsauftrag ab.

Chrupalla sprach von einem historischen Tag und sagte, man sehe sich «als Mannschaft mit einer Stürmerin». Er werde die Mannschaft als Libero unterstützen, «dass unsere Stürmerin so viel wie möglich Tore erzielt und dahingehend auf Torschützenkönigin wird». Weidel bezeichnete sich selbst als Mannschaftsspielerin.

Erstmalige Kanzlerkandidatur der AfD

Es ist das erste Mal in der fast zwölfjährigen Geschichte der AfD, dass sie einen Kanzlerkandidaten benennt. Weidel hatte die Pläne auf Nachfrage in einem Interview im Sommer 2023 bekanntgegeben, als ihre Partei wegen deutlich gestiegener Umfragewerte zusehends in den Fokus rückte. Deutschlandweit liegt die AfD aktuell zwischen 18 und 19 Prozent an zweiter Stelle hinter der Union mit 32 bis 33 Prozent. Nach dem Ampel-Aus ist für den 23. Februar eine vorgezogene Neuwahl des Bundestags geplant.

BERLIN, GERMANY - DECEMBER 07: Alice Weidel, co-leader of the far-right Alternative for Germany (AfD) political party, arrives to speak to the media with AfD co-leader Tino Chrupalla shortly after the AfD leadership confirmed Weidel as the party's candidate for chancellor on December 07, 2024 in Berlin, Germany. Germany is scheduled to hold snap parliamentary elections on February 23 following the recent collapse of the federal thee-party coalition government. The AfD is currently in second place in polls at about 18% behind the German Christian Democrats (CDU). (Photo by Maryam Majd/Getty Images)

Da im Bundestag keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin oder einen AfD-Kanzler in Sicht sind, weil keine Partei mit der AfD dafür stimmen würde, hat die Kandidatur Weidels vor allem symbolischen Charakter. Ein Kanzlerkandidat kann mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und eventuell auch mehr Anhänger mobilisieren. Weidel sagte, die Parteibasis erwarte, dass man mit einem Kanzlerkandidaten antrete.

Weidel will mit Nomination «demütig umgehen»

Fragen nach ihren persönlichen Ambitionen auf das Kanzleramt hatte sie schon vorher zurückhaltend beantwortet und von «Zukunftsmusik» gesprochen. «Ich sehe die Sachen eher realistisch. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen. Jetzt ruft die Partei erstmalig einen Kanzlerkandidaten aus. Das soll ich jetzt werden. Und damit gehe ich recht demütig um und versuche, das Beste aus dem Wahlkampf zu machen.»

Weidel und Chrupalla präsentierten bei der Pressekonferenz auch den Wahlkampfslogan der AfD: «Zeit für Deutschland», der in abgewandelter Form, etwa als «Zeit für sichere Grenzen», «Zeit für bezahlbare Energie» oder «Zeit für Frieden» auf Wahlplakaten zu sehen sein wird. Es werde auch viele Plakate mit ihrem Bild geben, sagte Weidel auf Nachfrage.

Sie wiederholte Kernforderungen ihrer Partei nach weniger Steuern, einer Wiedereinführung der Kernkraft, gegen Gesetzgebung zur Förderung von Ökostrom und einer deutlich schärferen Migrationspolitik. «Wir streichen sämtliche Sozialleistungen an ausländische Staatsbürger, die zu uns gekommen sind, die nie in unser Sozialsystem eingezahlt haben.»

Ein konkretes Wahlziel nannten die AfD-Chefs auf Nachfrage nicht. «Möglichst viel», sagte Weidel lediglich. Bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 hatte die AfD 10,4 Prozent geholt.

Activists demonstrate on December 7, 2024 against Germany's far-right Alternative for Germany (AfD) party in front of the venue in Berlin, where the party is holding a press conference to officially nominate party co-leader Alice Weidel (not in picture) as the AfD's candidate for Chancellor at a snap election scheduled for February 2025. Founded in 2013 to oppose Germany's membership of the European Union, the AfD has seen its support gradually rise in recent years as it has seized on fears about migration and a stumbling economy -- especially in former East Germany. The party is currently polling at around 18 percent in second place behind the conservatives, prompting it to name an official chancellor candidate for the first time. (Photo by Tobias SCHWARZ / AFP)

Ganz ungestört lief die Veranstaltung der AfD nicht ab. Direkt vor der Parteizentrale im Norden Berlins, die mit Zäunen und Sichtschutz gesichert war, versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 200 Menschen mit Plakaten und Fahnen und protestierten gegen die AfD und die Nominierung von Weidel. Sie forderten ein «AfD-Verbot jetzt» und riefen in Sprechchören «Alle zusammen gegen den Faschismus». Grössere Zwischenfälle gab es der Polizei zufolge keine.

DPA/ij