Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Grotesker Fall im Eishockey
Er ist angeklagt wegen sexuellem Missbrauch – und fordert 20 Millionen

Ambri's Alex Formenton during the game between Switzerland's HC Ambri-Piotta and Froelunda HC, at the 95th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, on Friday, December 29, 2023. (KEYSTONE/Melanie Duchene)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Karriere des Kanadiers Alex Formenton war vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. Mit 24 hängte der Kanadier die Schlittschuhe in diesem Sommer an den Nagel – nicht ganz freiwillig. Zusammen mit vier anderen Spielern muss er sich 2025 wegen möglicher sexueller Übergriffe vor Gericht erklären. Ihm droht eine längere Gefängnisstrafe. An einem Spieler mit einer solch belasteten Geschichte will sich kein NHL-Club mehr die Finger verbrennen. Und derweil andere der Mitangeklagten weiter um ihre Karriere kämpfen, in der Slowakei oder der russisch-geprägten KHL spielen, mag Formenton nicht mehr.

Dafür hat er nun seine Anwälte in den Kampf geschickt: Er verklagte seinen früheren Agenten Wade Arnott von der Newport-Gruppe, die Stars wie Connor Bedard oder Erik Karlsson und auch den Schweizer Kevin Fiala vertritt, auf 20,5 Millionen Dollar. Dieser habe ihn schlecht beraten und so verunmöglicht, dass er in den letzten beiden Jahren noch gutes Geld in der NHL hätte verdienen können. Pikant aus Schweizer Sicht: Weil sich Formentons Agent nicht mit den Ottawa Senators einigen konnte, stürmte Formenton in den letzten beiden Saisons während mehrerer Monate für Ambri.

Am Spengler-Cup brillierte er

Den Tessiner Sportchef Paolo Duca störte es scheinbar nicht, dass über Formenton dunkle Wolken schwebten. Im Januar 2024, kurz bevor dieser in Kanada angeklagt wurde, trennte sich Ambri dann von ihm. Immerhin verhalf der schnelle Stürmer den Leventinern mit grossen Auftritten zum Spengler-Cup-Sieg 2022. Bei beiden Teilnahmen Ambris am Traditionsturnier brillierte Formenton. Inzwischen blickt er offenbar mit gemischten Gefühlen auf seine Zeit in Ambri zurück. In der Klage steht, er sei von seinem Agenten nicht darüber informiert worden, dass sein Wechsel in die Schweiz seine künftige NHL-Karriere kompromittieren könnte.

Die Argumentation erscheint angesichts der Vorwürfe, die im Raum stehen, geradezu grotesk. Formenton und die vier Mitangeklagten sollen sich im Juni 2018 im Rahmen einer Ehrung für den Titel an der U-20-WM sexuell an einer jungen Frau vergangen haben. Die fünf Spieler bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Seit der Fall publik ist, hat indes keiner von ihnen mehr in der NHL gespielt. Formenton verfolgt nun eine Karriere in der Baubranche, derweil er sich einen finanziellen Zustupf von seiner Klage erhofft.