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Verhaftung in Venezuela
Schon wieder ist ein Italiener in Geiselhaft

Ein Mann mit dunklem Haar und Bart schaut nachdenklich in die Kamera. Der Hintergrund ist unscharf.
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Das Letzte, was man von Alberto Trentini weiss: Am 16. November 2024 wird er an einer Strassensperre verhaftet. Der 45-jährige Italiener ist für das internationale Hilfswerk Humanity and Inclusion im Süden Venezuelas unterwegs, um Hilfsgüter in ein Dorf zu bringen. In der Stadt Guasdualito, nahe der kolumbianischen Grenze, endet seine Reise.

Laut der italienischen Zeitung «La Repubblica» haben venezolanische Sicherheitskräfte über informelle Kanäle mitgeteilt, dass sich Trentini seither in der Gewalt der Dirección General de Contrainteligencia Militar (DGCIM) befindet, eines militärischen Geheimdienstes, der für seine Brutalität berüchtigt ist. Laut UNO-Berichten foltern die Schergen des DGCIM ihre Gefangenen, demütigen sie oder missbrauchen sie sexuell.

Kein Anruf und kein Besuch für Trentini

Nach seiner Festnahme durfte Trentini weder seine Familie in Italien anrufen, noch konnten ihn Angestellte der italienischen Botschaft in Caracas besuchen. Damit verstösst die Regierung des sozialistischen venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro gegen internationales Recht. Unklar ist auch, was Trentini vorgeworfen wird. Italienische Medien erwähnen Gerüchte, wonach die venezolanische Polizei auf dem Handy des NGO-Mitarbeiters kritische Bemerkungen über Maduros Regime gefunden hat. «Ich weiss nicht, wo er sich befindet, wie es ihm geht, wie sie ihn behandeln», sagt Trentinis Mutter in einem verzweifelten Gespräch mit «La Repubblica».

Dass sie seit mehr als zwei Monaten nichts mehr von ihrem Sohn gehört habe, erzeuge in ihr eine unvorstellbare Angst. «Es raubt mir den Atem und den Schlaf», sagt die 80-Jährige. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni solle sich auch für ihren Sohn einsetzen. Damit spielt die Mutter auf den Fall der bekannten italienischen Journalistin Cecilia Sala an, die vom 19. Dezember 2024 bis zum 8. Januar 2025 im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert war.

Zuvor hatten die italienischen Behörden den iranischen Ingenieur Mohammad Abedini Najafabadi auf Ersuchen der US-Justiz am Mailänder Flughafen festgenommen. Kurz nach Salas Freilassung, für die sich Meloni persönlich vehement eingesetzt hatte, durfte auch der Iraner in sein Heimatland zurückkehren.

Italienische Journalistin Cecilia Sala, nach ihrer Freilassung aus dem Iran, kommt in Rom am 8. Januar 2025 an, sitzt in einem Auto.

Zwei italienische Staatsbürger wurden also fast zeitgleich von diktatorischen Regimes faktisch in Geiselhaft genommen, um Italiens Regierung zu erpressen – im Falle des Irans offensichtlich erfolgreich. Maduro dürfte es mit der Festnahme Trentinis darum gehen, die italienische und andere europäische Regierungen dazu zu bewegen, ihn als legitimen Präsidenten anzuerkennen, obwohl er bei den Wahlen vom 28. Juli 2024 betrogen hat.

Mittlerweile setzen sich in Italien Kulturschaffende und Abgeordnete für Trentini ein, und vor einigen Tagen hat Staatspräsident Sergio Mattarella dessen Mutter angerufen. Ganz Italien stehe auf ihrer Seite, man werde alles tun, um die Geisel freizubekommen. Aber von lebhafter öffentlicher Empörung und Anteilnahme, wie sie bei der ungleich bekannteren Cecilia Sala herrschten, ist wenig zu spüren.