Immobilienkrise in ChinaAktien von chinesischer Baufirma an Hongkonger Börse gesperrt
Der Handel mit Wertpapieren des Bauunternehmens Kaisa ist ausgesetzt worden. Im Fokus der Märkte steht Evergrande, das auf einem Milliarden-Schuldenberg sitzt.
Der Handel mit Aktien des chinesischen Bauunternehmens Kaisa Group Holdings und drei seiner Tochterfirmen ist am Freitag ausgesetzt worden.
Das Unternehmen hatte vorher mitgeteilt, dass eine Tochtergesellschaft die Zahlung für ein Finanzprodukt versäumt hatte. Laut einem Bericht der Hongkonger Börse wurden die Aktien von Kaisa entsprechend am Freitag gesperrt. Die Schwierigkeiten von Kaisa kommen inmitten einer sich verschärfenden Liquiditätskrise im chinesischen Immobiliensektor.
Im Fokus der Märkte stand in den letzten Wochen der chinesische Immobilienkonzern Evergrande, das auf einem Schuldenberg von umgerechnet rund 300 Milliarden Dollar sitzt. Angesichts des Umfangs der Verbindlichkeiten ging an den Finanzmärkten die Sorge um, dass ein Kollaps des Konzerns einen Flächenbrand im chinesischen Immobiliensektor auslösen könnte.
Mitte Oktober schränkte bereits der ebenfalls klamme chinesische Immobilien-Entwickler Fantasia den Handel in Shanghai mit seinen Anleihen nach einer Bonitätsherabstufung ein. Zeitlgeich teilte der kleinere Immobilien-Entwickler Modern Land mit, er wolle bei Investoren um die Verschiebung eines Rückzahlungsdatums für ausstehende Anleiheschulden nachsuchen.
Die Schritte der drei Unternehmen verdeutlichen, welche Welle die Evergrande-Krise inzwischen in der chinesischen Immobilienbranche schlägt. Für viele nichtstaatliche chinesische Immobilienentwickler gehe es nun darum, die nächsten drei Monate zu überleben, meint Immobilienanalyst Cai Hongfei vom Brokerhaus Central Wealth Securities. «Sie auf ihren Rückzahlungsplan in sechs bis zwölf Monaten anzusprechen ist eine Frage, die sie schlichtweg nicht beantworten können.»
Vor zwei Wochen hatte sich der hochverschuldete chinesische Immobilienkonzern mit der Zahlung fälliger Zinsen für eine Anleihe etwas Luft verschafft und konnte so einen Zahlungsausfall abwenden.
Knapp 60’000 Wohnungen fertiggestellt
Mittlereile hat Evergrande bekannt gegeben, in den vergangenen Monaten fast 60’000 fertige Wohnungen fertiggestellt zu haben. Zwischen Juli und Oktober wurden die Schlüssel für genau 57’400 Wohneinheiten an die Käuferinnen und Käufer ausgehändigt, hatte das Unternehmen am Mittwoch über soziale Online-Netzwerke mitgeteilt. Die fertiggestellten Wohnungen gehören demnach zu 184 verschiedenen Projekten. Übergaben von Eigentum hätten «oberste Priorität bei der Evergrande Gruppe», teilte der Konzern weiter mit.
Evergrande war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten extrem gewachsen und hat durch die auf Pump finanzierte Expansion Schulden in Höhe von umgerechnet 260 Milliarden Euro angehäuft. Zuletzt gelang es dem Konzern aber, fällige Zinszahlungen zu begleichen und die Arbeit an mehreren ruhenden Bauprojekten wieder aufzunehmen.
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