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AfD-Parteitag in Essen
Tausende an Demonstration – Weidel/Chrupalla bleibt Chefduo

29.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: Menschen demonstrieren gegen den AfD-Parteitag. Wenige Stunden vor Beginn des AfD-Bundesparteitags hat es am Samstagmorgen einen ersten Zusammenstoß von Demonstranten mit der Polizei gegeben. Foto: Henning Kaiser/düa/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Henning Kaiser)
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An der Grossdemonstration gegen die AfD und ihren Bundesparteitag in Essen nehmen nach Angaben der Veranstalter mehr als 50’000 Menschen teil. Die Demonstrierenden zögen Richtung Grugahalle, wo der Parteitag stattfindet, teilte die Gruppe Widersetzen am Samstagmittag mit. Zu der Grossdemonstration hat das Bündnis Gemeinsam Laut aufgerufen.

Insgesamt würden 70’000 Menschen in Essen gegen den AfD-Bundesparteitag demonstrieren, teilte Widersetzen mit – am Freitagabend hätten bereits 10’000 Menschen demonstriert, am frühen Samstagmorgen rund 7000. Weitere tausende Demonstrierende würden noch zu einer Kundgebung vor der Grugahalle um 14.00 Uhr erwartet.

«Am Wochenende demonstrieren mehr Menschen lautstark gegen die AfD, als die Partei Mitglieder hat», erklärte die Sprecherin von Gemeinsam Laut, Linda Kastrup. «Die AfD ist hier ganz klar nicht willkommen. Gemeinsam stehen wir für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft.»

Der Parteitag der AfD begann mit einer halben Stunde Verzögerung um 10.30 Uhr. Gegen 11.30 Uhr waren 555 von 600 Delegierten in der Halle, wie eine Zählung der Partei vor Ort ergab.

29.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: Demonstranten und Polizei stehen sich gegenüber. Wenige Stunden vor Beginn des AfD-Bundesparteitags hat es am Samstagmorgen einen ersten Zusammenstoß von Demonstranten mit der Polizei gegeben. Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Henning Kaiser)

Nach Polizeiangaben kam es zu mehreren gewalttätigen Aktionen und Festnahmen. Demonstranten hätten sich teilweise vermummt und Einsatzkräfte angegriffen. Protestierende liessen auch einige Journalisten nicht zur Halle durch.

Vernagelte Fenster, geschlossene Geschäfte

Vor dem AfD-Parteitag haben die Sicherheitsvorkehrungen den beliebten Einkaufs- und Ausgeh-Stadtteil Rüttenscheid schon am Freitag teilweise lahmgelegt.

Bewohner kamen nur noch zu Fuss und nach einer Ausweiskontrolle in ihr Zuhause. Autofahrer mussten die Grugahalle weiträumig umfahren. Über der Stadt kreiste ein Polizeihelikopter. Auch der beliebte Grugapark mit dem grossen Freibad war aus Sicherheitsgründen nicht mehr geöffnet.

«Unfreiwillig geschlossen» war auf einem Schild in einem Geschenkeladen an der eigentlich sehr belebten Rüttenscheider Strasse zu lesen. «Wenn die Kunden sowieso nicht zu uns kommen, kann ich den Laden auch gleich zu lassen», sagte eine sichtlich genervte Einzelhändlerin. An einigen Ladenlokalen waren aus Angst vor Ausschreitungen Bretter vor die Schaufenster geschraubt.

28.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: An einem Geschäft in der Nähe des AfD-Parteitags sind aus Sorge vor Ausschreitungen Bretter vor den Schaufenstern angebracht worden. Einen Tag vor Beginn des AfD-Bundesparteitags bringen sich in Essen die Gegendemonstranten in Stellung, die Polizei zieht starke Kräfte zusammen. Man rechne im Laufe des Wochenendes mit 80 000 Demonstranten, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul (CDU). (zu dpa "Kreativer Protest: Demos gegen AfD-Parteitag beginnen") Foto: Marc Herwig/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Marc Herwig)

Einige Kilometer ausserhalb der Stadt auf einer Freifläche an der Ruhr füllte sich am Freitag ein Zeltlager für Demonstranten. Das «Camp gegen Rassismus» war ursprünglich an einer zentraleren Stelle geplant, wurde dort aber wegen Sicherheitsbedenken von der Polizei untersagt – sehr zum Ärger der Veranstalter. Nun müssen die bis zu 4000 Aktivisten ihre Zelte auf einer Wiese an der Stadtgrenze zu Bochum aufschlagen.

Weidel und Chrupalla als Chefduo wiedergewählt

Der Parteitag erbrachte, dass Tino Chrupalla und Alice Weidel Chefs der AfD bleiben. Der Parteitag bestätigte beide für die kommenden zwei Jahre mit grossem Rückhalt im Amt. Gegenkandidaten gab es keine. Weidel und Chrupalla schlugen sich gegenseitig vor. Zuvor hatten sich die Delegierten mit deutlicher Mehrheit dafür entschieden, dass die Partei weiterhin von einer Doppelspitze geführt werden soll. Auch eine Einzelspitze wäre laut Satzung möglich.

Chrupalla bekam 82,72 Prozent der Stimmen und damit ein deutlich besseres Ergebnis als beim letzten Parteitag vor zwei Jahren in Riesa. Damals hatte der 49-Jährige 53,4 Prozent geholt. 426 der 531 abgegebenen Stimmen waren «Ja»-Stimmen, 89 Delegierte stimmten mit «Nein», 16 enthielten sich.

Weidels Wahlergebnis fiel anschliessend etwas schwächer aus als Chrupallas: Sie bekam 79,77 Prozent der Stimmen, in Riesa vor zwei Jahren waren es 67,3 Prozent. 418 von 537 Stimmen waren dieses Mal «Ja»-Stimmen, 106 Delegierte stimmten mit «Nein», 13 enthielten sich.

DPA/nag