Corona-Medienkonferenz des Bundesrats«Ich gehe davon aus, dass die Bergkantone jetzt ihre Skiterrassen schliessen»
Am Montag gehen Läden, Museen und Sportanlagen auf, aber der Bundesrat wehrt sich dagegen, Restaurants früher zu öffnen. Der Live-Ticker der Pressekonferenz zum Nachlesen.
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Das Wichtigste in Kürze
Der Bundesrat bleibt seinem vorsichtigen Corona-Kurs weitgehend treu
Am Montag dürfen Läden, Museen, Sportanlagen öffnen.
Draussen sind neu Treffen mit bis zu 15 Leuten erlaubt.
Trotz Druck aus Politik und Wirtschaft werden Beizen-Terrassen nicht früher geöffnet.
Der Bundesrat erwägt, den nächsten Lockerungsschritt auf 22. März vorzuziehen, wenn die Corona-Lage es erlaubt.
Das wäre 10 Tage früher als ursprünglich geplant.
Zusammenfassung
Der Bundesrat bleibt seinem eingeschlagenen Corona-Kurs weitgehend treu: Trotz Kritik der Kantone und Parteien verzichtet er auf umfassendere Öffnungen, Restaurants bleiben bis auf weiteres zu. Das gilt auch für Restaurantterrassen. Diesen rascheren Lockerungsschitt hatte unter anderem eine knappe Mehrheit der Kantone gefordert.
Auch sonst betätigte der Bundesrat in den allermeisten Punkten seinen vergangene Woche vorgeschlagenen Lockerungsplan. Einige Anliegen der Kantone und weiterer Akteure seien aber aufgenommen worden.
2. Schritt vorgezogen
So soll der nächste Öffnungsschritt bereits am 22. März erfolgen – zehn Tage früher als ursprünglich geplant. Am 12. März wird der Bundesrat analysieren, ob und wie Restaurants – unter Umständen auch Innenräume – wieder geöffnet werden können. Auch über Lockerungen für Kultur- und Sportveranstaltungen mit Publikum, Sport in Innenräumen sowie Präsenzunterricht an Hochschulen soll gesprochen werden – und nicht zuletzt auch über die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht.
Nach einer Konsultation der Kantone will er am 19. März fix über den zweiten Öffnungsschritt entscheiden. Voraussetzung für weitere Lockerungen ist eine günstige epidemiologische Entwicklung, wie dies in den vergangenen Wochen der Fall war.
Erleichterungen für mehr junge Menschen
Ab Montag wieder öffnen können Läden, Museen, die Aussenbereiche von Zoos, botanischen Gärten und Freizeitanlagen sowie Sportanlagen im Freien. Es gelten überall Maskenpflicht sowie Abstandsregeln und Kapazitätsbeschränkungen. Im Freien sind Treffen im Familien- und Freundeskreis sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten mit bis zu 15 statt 5 Personen wieder erlaubt.
Grosszügiger ist der Bundesrat bei Aktivitäten von jungen Menschen. Diese sollen ab 1. März wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit haben. Bis 20-Jährigen (Jahrgang 2001) sollen neu auch Wettkämpfe in allen Sportarten sowie Konzerte ohne Publikum wieder erlaubt sein. Kinder- und Jugendchören ist das Singen wieder gestattet.
Parmelin: Entscheid dient Gemeinwohl
Der Bundesrat sei sich bewusst, dass viele Leute nicht glücklich seien mit den getroffenen Entscheiden, sagte Bundespräsident Guy Parmelin am Mittwoch vor den Bundeshausmedien. Für viele gingen die Schritte nicht weit genug. Es sei die Rolle des Bundesrates, Entscheide zu treffen, auch wenn diese nicht allen Freude bereiteten, sagte Parmelin. «Regieren bedeutet, politische Entscheidungen zu treffen, die nach bestem Wissen und Gewissen dem Gemeinwohl dienen».
Aber die Kritik werde gehört und der Bundesrat analysiere jeden Entscheid sorgfältig. Nicht ein geteiltes Land, sondern ein geeintes Land werde diese Epidemie überwinden. Der Bundesrat erwarte, dass die Massnahmen weiter von allen eingehalten und umgesetzt würden. «Nur gemeinsam besiegen wir dieses Virus», sagte Parmelin.
Berset: Öffnung mit Risiko
Laut Gesundheitsminister Alain Berset sind die vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen der Corona-Massnahmen nur möglich, «wenn wir aufpassen». Man nehme mit dem ersten Öffnungsschritt ein adäquates Risiko in Kauf. «Wir wollen alle so schnell wie möglich zurück zur Normalität, müssen aber weiterhin flexibel bleiben im Umgang mit dem Virus», sagte Berset . Die vergangenen Tage hätten die fragile Situation unterstrichen: «Die Zahlen gehen nicht mehr runter, nicht nur bei uns.» Alle müssten deshalb vorsichtig bleiben.
Glücklich zeigte sich Berset darüber, dass die Zahl der Hospitalisationen und Todesfälle seit Wochen stetig zuürckgeht. «Die Perspektive ist gut.» Man befinde sich nun aber in der Periode, die schon seit Monaten als «schwierigste Situation der Pandemie» vorhergesehen worden sei.
Frage: Unmut in der Bevölkerung?
Man sei in einer Demokratie, sagt Parmelin, man dürfe demonstrieren, das gehöre zu den Grundrechten, solange man das Gesetz einhalte. Da dürfe man seinen Unmut auch kundmachen. Bei zivilem Ungehorsam etwa von Restaurants müsse man schauen, was da die Konsequenzen wären, das werde man nicht auf Vorrat beschliessen.
Damit endet die Medienkonferenz zu den Öffnungsschritten.
Frage: Funktioniert die Covid-App?
Die Science Taskforce sei keine Organisation des Bundes, erklärt Berset, das seien Wissenschaftlerinnen und Experten, die zusammenarbeiten, ob es da genaue Vorgaben für Protokolle gebe, sei für den Bundesrat kein grosses Problem. «Ich bin der Meinung, dass sie funktioniert. Ich habe selber auch einmal eine Meldung bekommen», sagt Berset auf eine Teilfrage. Die sei freiwillig, es sei eher eine Hilfe, aber kein Wundermittel.
Frage: Bereit für 3. Welle?
Werden die Massnahmen rückgängig gemacht, wenn sich die 3. Welle anbahnt? Das sei schwierig zu sagen, erklärt Berset. Die Situation sei nicht mehr wie letztes Jahr. Man habe jetzt die Impfung, wie man aber genau reagieren würde, wenn sich eine 3. Welle aufbaue, dass wisse er nicht, das müsse der Bundesrat dann anschauen.
Frage: 12 Sonntagsverkäufe?
Parmelin sagt, er habe von dieser Entscheidung der Wirtschaftskommission noch nichts gehört. Das Ziel sei, ein Ausgleich zu schaffen für die Verluste, man werde schauen, ob das Parlament dem zustimme. Man müsse man das noch mit den Sozialpartnern anschauen und gemeinsam eine Lösung finden.
Frage: Mutationen bei Jugendlichen weiter verbreitet?
Nun gibt es Lockerungen für Jugendliche bis 20 Jahren, obwohl sich bei denen gemäss nordamerikanischen Studien die Mutationen besser verbreite? Berset übergibt dafür an Masserey vom BAG. Masserey sagt, sie kenne die genauen Studien nicht, aber ja, die Varianten könnten sich unter jungen Menschen besser verbreiten. Das Risiko sei da mit den Lockerungen, deshalb gebe es auch Schutzkonzepte, es gebe Tests, Massnahmen, Quarantänen, das bleibe. Berset ergänzt, man gehe schon ein nicht unwesentliches Risiko ein mit der Strategie. Es sei ein politischer Entscheid, man wolle das, aber es gebe dabei ein Risiko.
Frage: Konsequenzen für offene Terrassen?
Berset erklärt, es habe bisher Interpretationsschwierigkeiten gegeben, er glaube nicht, dass die Kantone das Bundesrecht nicht respektieren wollen. Das werde sich also regeln, glaubt Berset. Wenn die Kantone aber nicht schliessen würden? Berset sagt, die werden schon schliessen. Es gebe keine Interventionsmittel, aber es wäre völlig neu, wenn das umgesetzt würde. Es sei nun genau geklärt und geregelt.
Frage: Parlament könnte weiter lockern?
Das sei eine legitime Frage, sagt Parmelin. Der Bundesrat habe seine Vorschläge übermittelt, man werde sehen, was da in den Kommissionen und im Parlament rauskomme.
Frage: Aussichten für Kultur?
Können Veranstalter für Anfang Mai etwas für Geimpfte planen? Es sei schwierig, das zu beantworten, sagt Berset, die heisse Phase der Impfungen komme im April, Mai, Juni, die Aussichten bessern sich ständig, es sei wünschenswert, dass kleine Events organisiert werden. Nicht Festivals mit Tausenden Menschen dicht an dicht, aber andere Veranstaltungen kann man sicher bald ins Auge fassen, dass wolle man ermutigen, aber man wisse nicht genau, wann das sei.
Frage: Vor einem Jahr zu naiv?
Der Gesundheitsminister sagt, vor einem Jahr hatte man wirklich noch keine Erfahrung mit einer Pandemie. Mit dem neuen Epidemiengesetz dachte man, dass man gut aufgestellt sei. Die Krise brachte aber so viele neuen Überraschungen, er hätte nie gedacht, dass die Pandemie so lange dauern könnte, dass man ein Jahr später immer noch hier sitze, jetzt mit Maske. Dazu fehlte vor einem Jahr schlicht die Erfahrung. Es werde nötig sein, in einem ruhigen Moment eine Bilanz zu ziehen und daraus zu lernen.
Parmelin sagt, man habe aus der Situation in diesem Jahr bereits viel gelernt, aber es gebe immer noch Entwicklungen, die man nicht voraussehen könne. Es gebe den wirtschaftlichen Aspekt, man müsse immer alles abwägen. Wenn wir vor einem Jahr wussten, was wir heute wissen, dann hätte man anders entschieden, das sei klar. Aber das sei in der Realität halt anders. Es gebe eine Grenze zwischen naiv, proaktiv und reaktiv. Es sei schwierig genau im richtigen Moment das richtige zu entscheiden. Was auch nicht erwartet wurde sei, dass so viele Leute noch Antikörper haben, dass diese viel länger erhalten bleiben, als gedacht, das sei durchaus positiv.
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Frage: Amateurwettkämpfe?
Berset erklärt, für die Jungen bis 20 Jahre sei das ab 1. März möglich, das sei eine wichtige Erleichterung, man habe versucht, auf die jungen Menschen zu achten. In der Kultur kann man sicher nicht kurzfristig etwas organisieren, man wolle Perspektiven geben, die man dann einhalten könne. Wenn sich die Situation im März bessere, dann könne man im März bereits Öffnungen planen. Berset verspricht, langfristig seien Verbesserungen in Aussicht, es brauche Zeit, aber gerade mit den Impfungen gebe es positive Auswirkungen, das sehe man in Israel. Noch brauche es etwas Geduld.
Frage: Massentests obligatorisch?
Die Kantone hätten nun Interesse daran, sagt Virginie Masserey, aber man sei nicht an einem Ort, um das obligatorisch zu erklären.
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Frage: Dürfen Kantone früher lockern?
Berset sagt, dass es keine so grossen Unterschiede zwischen den Kantonen gibt wie 2020, das Virus zirkuliere überall. Lockerungen, die nicht einheitlich in der Schweiz sind, seien nicht geplant. Letztes Jahr führte das zu Wirrwarr und zu Wettbewerb, wo Menschen einfach in andere Kantone in Restaurants gingen. Das wolle man nicht mehr.
Frage: Szenario der Taskforce?
Die Taskforce habe ein Szenario mit bis zu 20'000 Neuinfektionen vorgestellt. Ob das realistisch ist? Berset sagt, diese Szenarien fliessen mit ein, zusammen mit vielen anderen Parametern, die wirtschaftlichen, die gesellschaftlichen Auswirkungen. Ob man bei den Fallzahlen in einem derartigen Szenario sei, wisse man nicht, man versuche das abzuwägen, aber das könne nur die Zeit zeigen.
Frage: Vier Richtwerte für Restaurants?
Berset erklärt ein mögliches Szenario: Wenn die Fallzahlen kontinuierlich runtergehen, dann könne man rascher öffnen und auch Innenräume der Restaurants früher öffnen. Es könne aber auch stabil bleiben oder steigen, das wisse man nicht. Es gebe immer wieder Überraschungen, die 2. Welle war plötzlich da, sagt Berset, fast niemand habe das erwartet. Man versuche, die Lage so präzis wie möglich zu erfassen.
Parmelin ergänzt, dass die Richtwerte Entscheidungshilfen seien. Die seien nicht fix, sondern helfen dem Bundesrat.
Frage: Genügend Daten für 2. Schritt?
Das sei eine gute Frage, sagt Berset. Andere Länder entscheiden nur alle 5 oder 6 Wochen. Der Bundesrat wollte alle 4 Wochen die Lage überprüfen, nun habe man sich auf Wunsch der Kantone doch auf 3 Wochen geeinigt. Aber am 12. März werden die Auswirkungen des 1. Öffnungsschritt noch nicht vollständig erfasst sein. Man wisse dann aber immerhin, wie sich die Fallzahlen weiter entwickeln. Und bis zum definitiven Entscheid am 19. März habe man dann auch genügend Daten aus der Lockerung vom 1. März.
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Frage: Ziviler Ungehorsam der Restaurants?
Der Bundespräsident sagt, dass die Entscheide umgesetzt werden. Den Restaurants die sich widersetzen wollen, sagt Parmelin, dass man alles unternehme, um sie zu unterstützen, mit Härtefallhilfen, die so schnell und einfach wie möglich ankommen sollen. Es gebe Probleme in einigen Kantonen, dort müsse man nun die Kadenz erhöhen. Das Geld sei aber nur das eine, nicht mit Geld beheben könne man den psychischen Effekt. Aber man hoffe nun, dass die Situation erlaube, dass man früher öffnen könne.
Frage: Was sagt Bundesrat den Wirten?
Es gebe nicht so viele Terrassen, die tatsächlich offen seien, sagt Berset auf eine Nebenfrage, er erwarte jetzt, dass das Bundesgesetz umgesetzt werde. Sprich, die Terrassen, die jetzt noch geöffnet sind, müssen schliessen.
Den Wirten sagt Berset, dass sie nichts dafür können, dass es zu dieser Situation kam. Es gebe wirtschaftliche Hilfen und nun gebe es auch Perspektiven. Im Rahmen der nächsten Wochen könne man lockern, das sei doch positiv. Berset erinnert, dass auch bei den Öffnungen 2020 nicht mit den Restaurants begonnen wurde.
Parmelin ergänzt, dass es das Härtefallprogramm für Restaurants gebe, viele Kantone überweisen bereits Geld, in Freiburg wurden schon 75 Prozent der Anfragen behandelt, andere Kantone seien nicht so schnell, aber sie gäben Gas, um so schnell wie möglich Geld an die Empfänger zu bringen.
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Frage: Schluss der 2. oder Anfang der 3. Welle?
Er sei kein Epidemiologe, sagt Berset. Die Prognosen der Taskforce zu den Mutationen von Anfang Jahr seien bis jetzt korrekt. Wohin es nun genau gehe, wisse er nicht. Die Befürchtung sei, dass es wieder hochgehe. Aber man habe auch die Impfkampagne, die stimme positiv. Er könne selber keine Prognosen machen, er hoffe, dass sich die Lage auf den Frühling hin weiter stabilisiere und verbessere. Man habe gesehen im November und Dezember, wie schwer es sei, die Kontrolle wieder zu erlangen, wenn sie mal verloren gegangen ist. Darum sei es wichtig, dass man nun die Kontrolle halte.
Frage: 15-Personen-Regel
Auf eine weitere Frage erklärt Berset, was sich bei den Versammlungen bis 15 Personen geändert hat. Das betreffe nun auch Sport und Kultur, dort hiess es letzte Woche noch, dass dort weiterhin die 5er-Regel gilt, nach der Konsultation der Kantone habe der Bundesrat heute entschieden, dass dies auf 15 Personen ausgeweitet wird.
/anf
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