Kolumne «Miniatur des Alltags»Ach, du liebes Fettnäpfchen!
Kleinere und grössere Fauxpas gehören zum Leben. Die Frage ist, wie man damit umgeht.
Es gibt drei Arten, Fettnäpfchen zu begegnen: Da sind die Profis, die sie gekonnt umschiffen. Dann gibt es Menschen, die es mit Fettnäpfchen so halten wie mit kalten Seen: kurz den grossen Zeh hineinhalten und dann sofort wieder zurück ins Warme. Und dann gibt es Menschen wie mich, die quasi mit Kopfsprung in Fettnäpfchen tauchen und dann noch ein bisschen darin plantschen.
«Wie ist das möglich?», mag man sich da fragen. Nun, zum Beispiel folgendermassen: Mein Freund und ich gingen kürzlich zusammen an ein Konzert. Während ich mich am Eingang noch kurz mit einer Kollegin unterhielt, ging er voraus in Richtung Bar. Als ich mich ebenfalls auf den Weg dorthin machte, hatte ich ihn aus den Augen verloren.
Gut, war es ein übersichtlich kleiner Raum und ich entdeckte ihn bald an der Bar lehnend. Sein Gesicht sah ich zwar nicht, aber die Körperhaltung passte. Also «schlich» ich mich an, packte ihn an den Hüften – und erschrak wahnsinnig, als sich «mein Freund» umdrehte. Nicht nur war es nicht mein bärtiger, langhaariger Freund, es war eine kurzhaarige Frau. Ohne Bart, versteht sich.
Die Verwechslung war so absurd, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlug. Das passiert selten. Doch die Situation wäre absolut rettbar, das Fettnäpfchen schnell verlassbar gewesen. Ein einfaches «Exgüsi, ich hab dich mit jemandem verwechselt» hätte gereicht.
Aber nein, ich sagte das wohl Unüberlegteste, was einem einfallen konnte, nämlich die exakte Wahrheit: «Exgüsi, ich hab dich mit meinem Freund verwechselt.» Ich hatte die Gute also nicht nur quasi belästigt, sondern als Begründung gleich noch eine Beleidigung nachgeschoben. In dem Moment wünschte ich mir ein echtes Fettnäpfchen, um darin abzutauchen. Zum Glück hatte mein Verwechslungsopfer Humor und ich nun eine lustige Geschichte zu erzählen.
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