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Nachbefragung zur Abstimmung
Zuwanderung war beim Autobahn-Nein nicht entscheidend

Starker Verkehrsstau auf schneebedeckter Autobahn bei Nacht, mit leuchtenden Rücklichtern der Autos.
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In Kürze:
  • Eine knappe Mehrheit lehnte den milliardenschweren Ausbau der Autobahnen ab.
  • Umweltbedenken waren der Hauptgrund für die Nein-Stimmen der Bevölkerung.
  • Der Autobahnausbau fand bei FDP- und SVP-Sympathisierenden die stärkste Unterstützung.
  • Frauen lehnten den Ausbau häufiger ab als Männer.

Kaum stand letzten November das Abstimmungsergebnis zum Ausbau der Autobahnen fest (rund 53 Prozent Nein), ging die nächste Diskussion los: Warum bloss lehnte eine recht knappe Mehrheit des Schweizer Stimmvolks die Milliardenvorlage ab?

Die Linke deutete das Nein als Ja zu mehr Klimaschutz und als Abwehrhaltung gegen SVP-Bundesrat Albert Rösti («Röstireflex»). Im bürgerlichen Verliererlager hofften manche weiter auf eine Teilumsetzung des Pakets – und machten sich gegenseitig Vorwürfe. Die zuwanderungskritischen Stimmen in der SVP hätten bei der Ablehnung des Infrastrukturausbaus wohl eine Rolle gespielt, klagten FDP-Vertreter.

Demnach wäre das Nein mancher rechter Wähler nicht primär als Abneigung gegen den Ausbau aufzufassen, sondern als Proteststimme gegen die Einwanderungspolitik der Schweiz.

Über 3000 Stimmberechtigte befragt

Eine Vox-Nachbefragung von 3113 Stimmberechtigten zeigt nun: Migration und verwandte Themen waren «kein ausschlaggebendes Argument für ein Nein», hält das Forschungsinstitut GFS Bern in seiner am Freitag veröffentlichten Analyse fest.

Das Argument sei bei der Befragung lediglich zwei Mal als Motiv genannt worden. Entsprechend figuriert der Themenblock Migration nicht einmal als eigener Punkt in der Liste der Gründe dafür, dass jemand ein Nein in die Urne legte.

Motive für Autobahn-Nein

Die meisten Nein-Stimmenden (73 Prozent) gaben laut GFS Bern Umweltbedenken als Hauptgrund an: als Zeichen gegen die Zunahme des Autoverkehrs, als Votum für einen stärkeren ÖV oder grundsätzlich für mehr Umwelt- und Klimaschutz.

Ein Teil der Befragten fand die Vorlage kontraproduktiv: Sie zweifelten daran, dass sich damit langfristig Engpässe und Staus beseitigen lassen, weil der Ausbau zu mehr Verkehr und damit wieder zu Staus führe. 36 Prozent der Nein-Stimmenden nannten dies als Hauptgrund. Weitere 9 Prozent störten sich an den Kosten.

Bei den Ja-Stimmenden war hingegen die Überzeugung entscheidend, dass der Ausbau zu weniger Staus führen werde, den Verkehr entlaste oder dass er angesichts des Bevölkerungswachstums nötig sei. 86 Prozent von ihnen nannten dies als Hauptmotiv ihrer Zustimmung. 17 Prozent machten persönliche Gründe geltend («Ich profitiere davon»). 12 Prozent sagten Ja zur Vorlage, weil sie diese als Form der Wirtschaftsförderung betrachteten.

Vor allem FDP-Anhänger waren dafür

Das Abstimmungsverhalten folgte dabei recht stark dem Links-rechts-Schema, heisst es in der Vox-Analyse: «Je weiter ‹rechts› sich eine Person selbst einstuft, desto höher war die Zustimmung.»

Mit Blick auf die Parteien zeigt sich allerdings ein etwas differenzierteres Bild: Am meisten Anklang fand der Autobahnausbau unter FDP-Sympathisanten; hier stimmten 84 Prozent dafür. Auf dem zweiten Platz folgt die SVP (73 Prozent), dann die Mitte (57 Prozent).

Bei den GLP-Anhängern befürwortete nur eine Minderheit von 30 Prozent den Ausbau. Noch geringer war die Zustimmung bei Sympathisanten der SP mit 20 Prozent, am geringsten bei jenen der Grünen mit 9 Prozent.

«Signifikante Unterschiede» konstatieren die Studienautoren bei den Geschlechtern: Während Männer die Vorlage mehrheitlich angenommen haben (57 Prozent) , wurde diese von Frauen deutlich verworfen (38 Prozent). Zu diesem Befund waren bereits diese Redaktion und «20 Minuten» bei ihrer Nachbefragung gekommen.

Die wichtigsten Gründe für ein Ja beziehungsweise ein Nein wurden von GFS mit einer offenen Frage erhoben. «Obwohl eine Mehrheit der Stimmenden anerkennt, dass das heutige Autobahnnetz aus allen Nähten platzt, scheiterte die Vorlage an der Urne», so das Fazit.

Mietvorlagen: Abweichler bei der GLP

Die 3113 Stimmberechtigten wurden auch zu den anderen Themen befragt, die am 24. November zur Abstimmung standen.

Bei den Mietvorlagen, die beide von einer Mehrheit versenkt wurden, zeige sich «ein tiefer Graben zwischen Mietenden und Eigentümerinnen sowie Eigentümern», so das nicht ganz so überraschende Fazit im Vox-Bericht. Auffällig sei jedoch, dass die Mehrheit der GLP-Sympathisierenden trotz einer nationalen Ja-Parole ihrer Partei gegen die Vorlage gestimmt habe.

Bei der vierten Vorlage zur einheitlichen Finanzierung im Gesundheitswesen, für die sich 53,3 der Stimmenden aussprachen, habe es eine «gewisse Unterstützung von ‹links› bis ‹rechts aussen›» gegeben, heisst es.