Nachbefragung zu AbstimmungenDie Frauen brachten Röstis Autobahnausbau zu Fall
Ginge es nach den Männern, würde das Netz der Nationalstrassen ausgebaut. Doch die Frauen obsiegten. Nicht nur bei dieser Vorlage, wie unsere Umfrage zeigt.

- Die Männer haben gestern durchs Band anders abgestimmt als die Frauen.
- In drei von vier Fällen setzten sich die Frauen durch.
- Auch die Bevölkerung auf dem Land hat den Autobahnausbau abgelehnt.
- Eine deutliche Mehrheit will Airbnb-Vermietungen künftig beschränken.
Dieser Geschlechtergraben dürfte noch zu diskutieren geben: Vier nationale Vorlagen standen gestern zur Abstimmung – viermal waren die Frauen und die Männer unterschiedlicher Meinung. Dies zeigt eine Nachbefragung, die das Institut Leewas im Auftrag von Tamedia und «20 Minuten» bei 13’215 Personen durchgeführt hat.
Besonders gross ist die Kluft beim Autobahnausbau. Hier sagten 56 Prozent der Männer Ja. Ginge es nur nach ihnen, hätte Verkehrsminister Albert Rösti den Abstimmungskampf komfortabel gewonnen. Doch die Frauen haben dies vereitelt. Von ihnen wollten laut der Nachbefragung 61 Prozent nichts von den sechs Autobahnprojekten wissen. Unter dem Strich resultierte am Ende ein Nein-Anteil von 52,7 Prozent.
Auch bei den Mietvorlagen haben die Frauen die Männer überstimmt. Unter Letzteren wollte eine Mehrheit die Regeln fürs Untervermieten verschärfen. 54 Prozent der männlichen Abstimmenden gaben in der Nachbefragung an, sie hätten ein Ja eingelegt. Das reichte aber nicht, um sich gegen die Frauen durchzusetzen, denn unter ihnen sagten 56 Prozent Nein. Dies liess schliesslich den Mieterverband gegenüber den Hauseigentümern siegen – wenn auch knapp.
Ganz ähnlich – bloss etwas deutlicher – lief es bei der Frage, ob das Kündigen bei Eigenbedarf erleichtert werden soll. Die Männer waren mit 52 Prozent mehrheitlich dafür, die Frauen mit 59 Prozent dagegen. Somit obsiegten die Frauen auch hier.
Einzig bei der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (Efas) vermochten sich die Männer durchzusetzen. Hier waren die Frauen – wie bei den anderen drei Vorlagen – mehrheitlich dagegen. Und die Männer stimmten – auch hier – mehrheitlich zu. Dieses Mal war das Ja der Männer mit 60 Prozent aber stärker als das Nein der Frauen mit 53 Prozent. Somit kam die Reform am Ende mit einem Ja-Anteil von 53,3 Prozent durch.
Neben dem Geschlechtergraben offenbart die Nachbefragung auch einen Einkommensgraben. Jene, die weniger als 7000 Franken pro Monat verdienen, stimmten bei allen vier Vorlagen mehrheitlich Nein. Ganz anders jene, die monatlich auf mehr als 13’000 Franken kommen: Unter ihnen dominierte bei sämtlichen nationalen Vorlagen das Ja. Die Reichen konnten sich bei diesem Kräftemessen nur bei Efas durchsetzen. Bei den Mietvorlagen und beim Autobahnausbau hatten sie das Nachsehen.
Wie erwartet kamen die Mietvorlagen vor allem in den Städten und (etwas weniger ausgeprägt) in den Agglomerationen schlecht an. Auf dem Land hingegen hat eine Mehrheit zugestimmt.
Ähnliches hätte man beim Autobahnausbau erwarten können. Aber die Nachbefragung zeigt ein anderes Bild: Selbst auf dem Land sagten 53 Prozent Nein. Und in den Agglomerationen, wo viele Pendlerinnen und Pendler wohnen, war man gespalten.
Die Nein Stimmenden argumentierten in der Nachbefragung vor allem damit, dass ein Ausbau der Autobahnen zu weiterem Verkehr führe. Auch investiere man das Geld angesichts der Klimakrise besser in den öffentlichen Verkehr und für Velos. Die Befürworter hielten in erster Linie dagegen, der Autobahnausbau reduziere den Ausweichverkehr.
Wir wollten auch wissen, ob das Vermieten via Airbnb und ähnliche Plattformen eingeschränkt werden soll. Dabei zeigt sich, dass eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent dies begrüssen würde. Demnach sollen solche Vermietungen per Gesetz auf maximal 90 Tage pro Jahr gedeckelt werden. Lediglich 31 Prozent sprechen sich gegen eine solche Begrenzung aus.
Weniger eindeutig ist die Meinung bei der Frage, ob die Zahl der Spitäler aus Kostengründen reduziert werden soll. Knapp die Hälfte ist dafür und etwa gleich viele dagegen. Auch das dürfte noch viel zu diskutieren geben.
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