Abfahrt in KvitfjellDreifachsieg für die Schweiz – doch für den Spruch des Tages sorgt ein anderer
In Norwegen kommt es zum nächsten Schweizer Skifest. Franjo von Allmen gewinnt vor zwei Teamkollegen und setzt Marco Odermatt im Kampf um die Kristallkugel unter Druck.

Das Zitat des Tages kommt von Justin Murisier. «Ich bin nur viertbester Schweizer, das ist nicht gut.» Das also sagt der Walliser, der in dieser Abfahrt von Kvitfjell auf Rang 10 landet – «eigentlich eine gute Leistung», wie er findet. Nur reicht das in diesem Schweizer Abfahrtswunderwinter eben nicht, um die grossen Schlagzeilen zu schreiben. Selbst wenn Murisier Vierter geworden wäre, er wäre nur viertbester Schweizer gewesen.
Als müssten sie Anfang März noch einmal beweisen, wie hochüberlegen sie sind in dieser Saison der Tempobolzer, lassen sie der Konkurrenz auch im hohen Norden nur Brosamen übrig. Nachdem am Freitag der Südtiroler Altmeister Dominik Paris gar einen helvetischen Vierfachsieg verhindert hat, feiert das Team von Trainer Reto Nydegger am Samstag den totalen Triumph: Franjo von Allmen vor Marco Odermatt und Stefan Rogentin, so lautet das Resultat der vorletzten Abfahrt des Winters.
Letztmals 1996 – und jetzt gleich zwei Dreifachsiege in einer Saison
Nach dem Skifest von Crans-Montana ist es schon das zweite Mal in dieser Saison, dass bei einer Abfahrt nur Schweizer auf das Podest steigen. Zuvor war das letztmals 1996 passiert, als Bruno Kernen in Veysonnaz vor William Besse, Daniel Mahrer und Xavier Gigandet siegte und die Schweiz gleich vierfach jubelte. Die aktuelle Generation begeistert wie die einstige Garde an Abfahrtsgrössen.
In den bislang acht Abfahrten haben die Schweizer 17 Podestplätze herausgefahren – von 24 möglichen. Die Dominanz ist erdrückend. Sie zeigt sich auch in der Disziplinenwertung: Der Kampf um die kleine Kristallkugel für den besten Abfahrer ist ein innerschweizerischer.
Von Allmen sorgt an diesem Samstag dafür, dass er noch nicht entschieden ist und es beim letzten Rennen in Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho noch um etwas geht. Odermatt hätte nur vor dem Berner ins Ziel kommen müssen, um sich zum zweiten Mal in Folge zum besten Abfahrer zu krönen. Wobei das mit dem «nur» eben so eine Sache ist, wenn von Allmen gleich der Schnellste von allen ist. «Natürlich hatte ich zum Ziel, das Rennen um die Kugel schon zu entscheiden. Aber wenn Franjo gewinnt, ist es nicht einfach, schneller zu sein als er», scherzt der Nidwaldner am Mikrofon von SRF. «Aber ich bin sehr zufrieden, hier erneut auf dem Podest zu stehen. Ich wäre Anfang Woche sofort einverstanden gewesen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich den Vorsprung auf Franjo in Kvitfjell gar ausbauen kann. Er ist dermassen in Form, und hier ist der Grundspeed entscheidend.»
Weil Odermatt am Freitag Zweiter und von Allmen Vierter geworden ist, reist der Zentralschweizer mit einem Vorsprung von 83 Punkten zu den Finalrennen in den USA, die ab dem 22. März stattfinden. Ein 14. Rang reicht dem 27-Jährigen, um sich nach der Super-G- auch die Abfahrtskugel zu sichern.
Odermatt ist jetzt auch definitiv Gesamtweltcupsieger
Eine andere Entscheidung ist derweil gefallen, die wichtigste überhaupt im Skisport: Marco Odermatt ist zum vierten Mal in Folge Gesamtweltcupsieger. Die einzige Möglichkeit, ihn noch am Triumph zu hindern, hatte Loïc Meillard. Und auch das nur theoretisch.
Weil der Neuenburger angedeutet hat, dass er sich beim Weltcupfinal neben seinen Disziplinen Slalom, Riesenslalom und Super-G gar einen Start in der Abfahrt vorstellen könnte, kann der 28-Jährige in den letzten sieben Rennen rein rechnerisch noch 700 Punkte holen. Sein Rückstand nach diesem Wochenende beträgt aber 735 Punkte.
Und dass Edeltechniker Henrik Kristoffersen, der mit 520 Punkten Rückstand der erste Verfolger Odermatts ist, plötzlich die Speeddisziplinen für sich entdeckt und in diesen aus dem Nichts auch noch zu den Schnellsten gehört, ist auszuschliessen. Einen Super-G hat der Norweger letztmals vor fünf Jahren bestritten, zu einer Abfahrt ist er im Weltcup noch gar nie gestartet. Die Chancen für Odermatt stehen gar gut, dass er wie im Vorjahr gleich mit vier Kristallkugeln von den Finalrennen abreist: Auch im Riesenslalom steht er an der Tabellenspitze.
Odermatt also überstrahlt auch in diesem Winter alle. Doch in seinem Sog haben so viele Schweizer so schöne Geschichten geschrieben. In dieser Woche etwa Rogentin, der es am Freitag als Dritter erstmals auf ein Abfahrtspodest schafft – und am Samstag als Dritter gleich nachdoppelt.
Oder natürlich er, Franjo von Allmen, der Shootingstar des Schweizer Teams. In diesem Winter, seinem erst zweiten auf höchster Stufe, hat der 23-Jährige nun schon drei Weltcuprennen gewonnen. Dazwischen ist er in Saalbach-Hinterglemm Abfahrtsweltmeister geworden.
In Kvitfjell siegt er vor zwei Teamkollegen – wie vor zwei Wochen in Crans-Montana. «Das macht es umso schöner», sagt von Allmen. «Liefert einer nicht, tut das ein anderer. Und am Nachmittag bauen wir uns beim Konditionstraining wieder auf und geben eine positive Stimmung mit für den nächsten Tag.»
Am Sonntag steht in Norwegen noch ein Super-G auf dem Programm. Die Worte von Allmens dürften den Schweizer Gegnern nicht unbedingt Hoffnung machen, dass es für sie besser wird. Positiver als nach einem Dreifachsieg kann die Stimmung in einem Team jedenfalls nicht sein.
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13 Justin Murisier
Schon ist der nächste Schweizer unterwegs, Murisier, der Sieger der ersten Abfahrt dieser Saison in Beaver Creek. Dem Walliser gelingt ein guter Start, liegt bei der zweiten Zwischenzeit nur 16 Hundertstel hinter Teamkollege von Allmen. Dann verliert er doch etwas mehr Zeit. Im Ziel sind es 1,05 Sekunden und ist es Zwischenrang 8.
12 Miha Hrobat
Der Slowene hat in dieser Saison immer wieder geglänzt. Auch heute hält er mit den Schnellsten mit und landet nur knapp hinter dem Schweizer Trio: Rang 4 mit 43 Hundertsteln Rückstand.
11 Marco Odermatt
Für den Nidwaldner geht es heute um den vorzeitigen Gewinn der Abfahrtskugel. Im oberen Teil hat Odermatt einige Probleme, landet neben der Ideallinie – und doch ist er schnell unterwegs, hat nur knapp drei Zehntel Rückstand bei der dritten Zwischenzeit. Doch die Kugelparty muss Odermatt verschieben, weil er hinter von Allmen landet – Rang 2 mit 28 Hundertsteln Rückstand.
10 Bryce Bennett
Der gross gewachsene Amerikaner macht sich jetzt auf mit der Mission, das Schweizer Duo ganz vorne zu verdrängen. Das gelingt deutlich nicht, Bennett landet mit 2,38 Sekunden Rückstand am Tabellenende.
9 James Crawford
Der Kanadier war in Kitzbühel der grosse Sieger der Abfahrt. Und auch heute hält er mit den Schnellsten mit – nach Rang 26 am Vortag. Nur 9 Hundertstel Rückstand sind es bis zur dritten Zwischenzeit. Doch dann unterlaufen Crawford einige Fehler. Er büsst 87 Hundertstel ein und landet auf Rang 4.
8 Alexis Monney
Die nächste Schweizer Hoffnung ist unterwegs. Der 25-Jährige Freiburger, der im kleinen Wintersportort Les Paccots das Skifahren erlernt hat, startet ähnlich schnell wie seine Teamkollegen. Dann allerdings büsst er Zeit ein, bei der dritten Zwischenzeit liegt Monney 57 Hundertstel hinter von Allmen. Das reicht nicht zur Führung, Rang 6 mit 1,12 Sekunden Rückstand. Das ist eine kleine Enttäuschung für Monney.
7 Vincent Kriechmayr
Der beste österreichische Abfahrer versucht nun, das Schweizer Duo an der Spitze zu knacken. Doch der Routinier kann nicht ganz mithalten mit von Allmen und Rogentin. Er verliert bis ins Ziel 1,01 Sekunden, gibt Zwischenrang 4 für Kriechmayr.
6 Franjo von Allmen
Schon ist der Shooting-Star aus dem Schweizer Abfahrtsteam unterwegs. Von Allmen ist der Einzige, der Marco Odermatt die Kristallkugel für den Sieg in der Abfahrtswertung noch wegschnappen kann. Und der Berner legt schon einmal vor: Führung mit 38 Hundertsteln Vorsprung.
5 Stefan Babinsky
Der Österreicher verliert kontinuierlich Zeit auf Rogentin – und rutscht dann beinahe weg. Babinsky rettet sich, optimal ist das aber nicht. Im Ziel fehlen Babinsky 1,34 Sekunden auf Rogentin, Rang 4.
4 Elian Lehto und das Eichhörnchen
Der Finne gilt im Skizirkus als halber Schweizer, trainiert er doch mit den Abfahrern von Swiss-Ski. Er machte auch mit, als es an der WM darum ging, sich besonders kreative Frisuren zu rasieren. Lehto bekam ein Schweizer Kreuz rasiert.
In Kvitfjell hat er Mühe mit der Strecke – und dem nicht genug: Da rennt bei seiner Fahrt auch noch ein Eichhörnchen über die Piste. Ein paar Sekunden, bevor der Finne bei dieser Passage ankommt. Einfluss auf die Fahrt von Lehto hat das aber nicht. Rang 4 mit 1,79 Sekunden Rückstand.
3 Stefan Rogentin
Der Bündner ist im Hoch. Am Freitag ist Rogentin erstmals in seiner Karriere als Dritter auf einem Abfahrtspodest gelandet. Auch heute ist er schnell unterwegs, nimmt Sejersted bis zur zweiten Zwischenzeit 29 Hundertstel ab. Dann allerdings verliert er etwas Zeit. Es reicht knapp zur Führung: 13 Hundertstel Vorsprung für Rogentin.
2 Adrian Smiseth Sejersted
Der Norweger kennt die Piste natürlich in- und auswendig. Und er startet auch deutlich schneller als Eichberger, liegt bald eine halbe Sekunde vor dem Österreicher. Im Ziel übernimmt Sejersted die Führung mit 57 Hundertsteln Vorsprung – im unteren Teil hat er noch viel Zeit liegen lassen.
1 Stefan Eichberger
Der Österreicher eröffnet das Rennen auf der Olympia-Piste von 1994. Der 24-Jährige kommt ohne nennenswerte Probleme durch und setzt eine erste Richtzeit: 1:46,54 Minuten. Zum Vergleich: Freitags-Sieger Dominik Paris kam nach 1:44,67 Minuten ins Ziel, Eichberger in jenem Rennen nach 1:46,19 Minuten. Das dürfte also noch schneller gehen.
Herzlich willkommen
Guten Morgen und herzlich willkommen zur zweiten Männer-Abfahrt von Kvitfjell. Auch heute lautet die Devise: Alle gegen die Schweizer. Am Freitag hat die Rolle des helvetischen Partycrashers der Südtiroler Routinier Dominik Paris übernommen. Mit seinem Triumph verhinderte er gar den ersten Schweizer Vierfachsieg seit 29 Jahren, als Bruno Kernen in Veysonnaz vor William Besse, Daniel Mahrer und Xavier Gigandet gewann. Nun landeten Marco Odermatt, Stefan Rogentin, Franjo von Allmen und Alexis Monney auf den Rängen 2 bis 5.
Sie alle gehören auch heute zu den Favoriten. Und für einen geht es gar um mehr als den Sieg: Odermatt kann sich nach dem Gewinn der Super-G-Kugel auch den Triumph in der Abfahrtswertung sichern. Er liegt 103 Punkt vor von Allmen. Kommt der Nidwaldner vor dem Berner ins Ziel, hat er die Kugel auf sicher – steht doch nur noch die Abfahrt in der Finalwoche im amerikanischen Sun Valley an.
Neuigkeiten gibt es aus dem österreichischen Team. Daniel Hemetsberger, der am Freitag wegen akuter Rückenschmerzen abgereist ist, kann Entwarnung geben. Er erlitt einen Hexenschuss, der mit Medikamenten behandelt werden kann. Bei den Finalrennen ab dem 22. März sollte er wieder am Start stehen können.
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