Abfahrt der Frauen in CortinaSuter erleidet Kreuzbandriss – und Shiffrin stürzt schwer
Der Sieg der Österreicherin Stephanie Venier vor Lara Gut-Behrami wird in den Dolomiten zur Nebensache. Viele Stürze sorgen für Schockmomente – und Diskussionen.
Zum zweiten Mal sind an diesem Mittag in Cortina d’Ampezzo die Rotoren des Helikopters zu hören. Nicht wegen Federica Brignone, die ebenfalls zu Fall kommt und bei der sich auch der Airbag öffnet, sondern weil Corinne Suter medizinisch versorgt werden muss. Bei der Landung nach einem Sprung kann die Schwyzerin gerade noch vor den Fangnetzen abbremsen, sie schien sich dabei aber am Knie verletzt zu haben – jedenfalls schrie sie vor Schmerz.
Suter wird daraufhin ins Spital gebracht und später in die Schweiz überführt. Schon am Abend werden die schlimmen Befürchtungen Tatsache: Kreuzbandriss im linken Knie, Meniskusverletzung, Saisonende. Am Samstag wird Suter in der Hirslanden-Klinik Zürich operiert, wie Swiss-Ski mitteilt. Bereits vor Jahresfrist flog die Speedspezialistin in Cortina spektakulär ab, sie erlitt dabei eine Gehirnerschütterung.
Auch Shiffrin stürzt heftig
Das Rennen war noch jung, als der Helikopter ein erstes Mal zum Einsatz kam: Mikaela Shiffrin war zuvor bereits auf der Piste gelegen, sie regte sich vorerst nicht. Im oberen Streckenteil war sie gestürzt, sie drosch ins Fangnetz, der Aufprall war heftig, und gewaltige Kräfte wirkten auf ihren Körper ein.
Nach einigen bangen Minuten konnte sie aufstehen, das linke Bein aber nicht belasten. Ausgerechnet Shiffrin also, die erfolgreichste Athletin in der Geschichte dieses Sports, die nie ernsthaft verletzt gewesen ist. Mit dem Helikopter wurde sie abtransportiert, wie zwei Wochen zuvor ihr Freund Aleksander Kilde, der in Wengen schwer gestürzt war und den Rest des Winters verpassen wird. Immerhin: Shiffrin gab nach dem Rennen Entwarnung. Per Whatsapp-Nachricht schrieb sie ihren Teamkolleginnen, gab dabei einmal leichte Entwarnung. Das Kreuzband im linken Knie soll intakt sein.
Gut-Behrami fährt nach langem Unterbruch Bestzeit
Die Amerikanerin ging mit Nummer 8 ins Rennen, vor ihr war bereits Suters Teamkollegin Priska Nufer nach einem Sprung ins Sicherheitsnetz gedonnert, der Airbag öffnete sich und verhinderte eine Verletzung. Nach Shiffrins Sturz wurde das Rennen 20 Minuten lang unterbrochen, trotz gestörter Startvorbereitung stellte Lara Gut-Behrami danach die Bestzeit auf. Es ist eine Fahrt wie aus einem Guss, ohne kleinsten Wackler, aber mit viel Überzeugung.
Auch die Deutsche Emma Aicher und Michelle Gisin kommen zu Fall, die Engelbergerin landet in den Netzen, kann jedoch selbständig ins Ziel fahren. Wie Swiss-Ski noch am Abend mitteilt, verspüre Gisin Schmerzen im rechten Unterschenkel. Sie befindet sich vor Ort in medizinischer Untersuchung und wird bei den weiteren Rennen an diesem Wochenende nicht an den Start gehen.
Es ist ein verrücktes Rennen in den Dolomiten, eines, das im Nachgang für reichlich Diskussionen sorgen dürfte. Die Piste ist schneller geworden im Vergleich zum Training zwei Tage zuvor, «mit drei, vier zusätzlichen km/h fuhren wir auf die Sprünge zu – das verändert einiges», sagt die Österreicherin Cornelia Hütter (8.), «es bleibt weniger Zeit, sich aufs Abheben vorzubereiten». Wobei dies nicht überraschend kommt, sondern bereits bei der Besichtigung ein Thema war. Weshalb etwa ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer die Frage aufwirft, ob die Trainer ihre Athletinnen nicht stärker hätten darauf hinweisen sollen, an gewissen Stellen etwas Tempo herauszunehmen.
Gut-Behrami lange auf Siegeskurs
Wobei es durchaus Fahrerinnen gibt, die beweisen, dass dies gar nicht nötig wäre. Gut-Behrami etwa, die im oberen Abschnitt klar die Schnellste ist, im technisch anspruchsvollen Teil glänzend fährt. Dass es nichts wird mit ihrem 41. Sieg im Weltcup, dem 13. in einer Abfahrt, liegt an Stephanie Venier. Auf den letzten 37 Fahrsekunden holt die Österreicherin über eine Sekunde auf Gut-Behrami heraus, aus 63 Hundertsteln Rückstand werden 39 Vorsprung. Venier, die 2017 in St. Moritz WM-Silber holte, in den letzten drei Saisons der Konkurrenz aber hinterherfuhr, kann im Ziel kaum glauben, was ihr gelungen ist.
Gut-Behrami beweist ihre tolle Verfassung, erstmals in diesem Winter steht sie auch in der Königsdisziplin auf dem Podest. Zeitgleich Dritte werden Sofia Goggia, Veniers überraschende Teamkollegin Christina Ager und die Kanadierin Valerie Grenier, die mit Nummer 31 verblüfft. Joana Hählen wird Zehnte, Jasmine Flury Zwölfte.
Es sind Nebensächlichkeiten an einem schwierigen und intensiven Renntag. Dass nur ein Training hat stattfinden können, habe die Aufgabe auf der schwierigen Strecke nicht einfacher gemacht, resümiert Siegerin Venier. «Hoffen wir, dass alle, die gestürzt sind, bald wieder am Start stehen.»
Lara Gut-Behrami wiederum sagt, für sie sei das Rennen an und für sich nicht speziell gewesen. «Das Problem ist, dass alles immer perfekt sein muss. Die Abstimmung muss stimmen, es verträgt keine Fehler. Daneben herrscht eine Unsicherheit, dass man zu wenig macht. Wenn man mal zwei Tage frei hat, geht man irgendwo trainieren und vernachlässigt die Erholung. Und einige sind am Start wohl schon verunsichert und haben keinen Plan mehr, wenn auf der Piste etwas anders ist als vorgesehen.» Früher seien die Sprünge heftiger gewesen, sagt die Tessinerin, «aber wir waren es uns gewöhnt». Kurz: Es bräuchte mehr Flexibilität, mehr Intuition.
Wie auch immer: Es ist davon auszugehen, dass der Weltskiverband FIS reagieren und die eine oder andere Passage auf der Strecke entschärfen wird.
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