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Anschläge in den USA
Einigung mit 9/11-Chefplaner widerrufen

FILE - This Monday, Dec. 8, 2008 courtroom drawing by artist Janet Hamlin and reviewed by the U.S. military, shows Khalid Sheikh Mohammed, center, and co-defendant Walid Bin Attash, left, attending a pre-trial session at Guantanamo Bay Naval Base, Cuba. The man accused of being the main plotter in al-Qaeda's Sept. 11, 2001 attacks has agreed to plead guilty, The Defense Department said Wednesday. (AP Photo/Janet Hamlin, Pool, File)
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Nach heftiger Kritik hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eine Einigung der Justiz mit dem mutmasslichen Chefplaner der Terroranschläge vom 11. September 2001 und weiteren Mitangeklagten widerrufen. Das Pentagon gab die Entscheidung mit der Veröffentlichung eines Memorandums bekannt, in der Austin die Aufseherin des Verteidigungsministeriums über das entsprechende Verfahren mit «sofortiger Wirkung» von ihrer Aufgabe entband. Zugleich übernahm er selbst die direkte Aufsicht über den Fall. 

Er habe festgestellt, dass in Anbetracht der Bedeutung der Entscheidung, «die Verantwortung für eine solche Entscheidung bei mir liegen sollte», erklärte Austin in der am Freitagabend (Ortszeit) veröffentlichten Anordnung. Damit könnte den Angeklagten auch wieder die Todesstrafe drohen.

Kritik bei Republikanern und Betroffenen

Am 11. September 2001 waren bei dem bislang schlimmsten terroristischen Anschlag in den Vereinigten Staaten rund 3000 Menschen getötet worden. Islamistische Terroristen hatten drei gekaperte Passagierflugzeuge in das World Trade Center in New York und das Pentagon nahe Washington gesteuert. Eine vierte Maschine stürzte im Bundesstaat Pennsylvania ab. Chalid Scheich Mohammed gilt als Chefplaner der Anschläge und soll auch die Kommunikation und die Finanzierung des Vorhabens geregelt haben. 

(FILES) The main gate at the prison in Guantanamo at the US Guantanamo Naval Base on October 16, 2018, in Guantanamo Base, Cuba. US prosecutors reached a deal with 9/11 mastermind Khalid Sheikh Mohammed, the Pentagon said Wednesday, reportedly involving a guilty plea in exchange for avoiding a death penalty trial. The agreements with Mohammed and two other accomplices moves the long-running cases -- which have been bogged down in pre-trial maneuverings for years while the defendants remained held at the Guantanamo military base in Cuba -- toward resolution. (Photo by Sylvie LANTEAUME / AFP)

Das US-Verteidigungsministerium hatte die umstrittene Einigung am Mittwoch mitgeteilt. Chalid Scheich Mohammed und zwei weitere Beschuldigte wollten eine Vereinbarung mit der Justiz eingehen und sich schuldig bekennen, hiess es. Die genauen Details wurden zunächst nicht publik gemacht. Auch das weitere Prozedere blieb unklar. 

Die Einigung war sowohl bei Republikanern als auch bei manchen Betroffenen auf Unverständnis gestossen. Unter anderem der Vorsitzende des Ausschusses für Aufsicht und Rechenschaftspflicht im US-Repräsentantenhaus, James Comer, hatte die Einigung in einem Brief an US-Präsident Joe Biden scharf kritisiert. Comer forderte ausserdem Auskunft darüber, ob die Regierung bei der Verhandlung des Deals eine Rolle gespielt habe. Dies hatte Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, am Donnerstag auf Nachfrage von Journalisten verneint. 

Sie hätten der Todesstrafe entgehen können

Chalid Scheich Mohammed sitzt seit vielen Jahren im berüchtigten US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba und wäre US-Medienberichten zufolge durch die Vereinbarung der Todesstrafe entgangen. Zentral für den Deal waren den Berichten zufolge Folter-Anschuldigungen gegen die USA. Rechtsexperten warnten demnach davor, dass etwaige Geständnisse in einem Gerichtsverfahren deswegen keinen Bestand haben könnten.

Republikaner übten aber umgehend Kritik an der Vereinbarung. «Sie (...) signalisieren damit unseren Feinden, dass die Vereinigten Staaten nicht bereit sind, gegen diejenigen, die unser Land angreifen, mit aller Härte vorzugehen», schrieb Comer. Er beklagte zudem einen «absoluten Mangel an Transparenz». Ähnlich kritisch hatte sich schon sein Parteikollege Mike Johnson, der dem Repräsentantenhaus vorsitzt, geäussert: Bidens Regierung habe «das Undenkbare» getan. Die Angehörigen der Opfer hätten «Besseres verdient». 

In US-Medien meldeten sich nach Bekanntwerden der Vereinbarung auch mehrere Ersthelfer und Angehörige von Opfern zu Wort, die mit dem Deal nicht einverstanden waren. Die Gewerkschaft der New Yorker Feuerwehr teilte mit, ihre Mitglieder fühlten sich «betrogen und angewidert». 

Chalid Scheich Mohammed war 2003 in Pakistan festgenommen worden. Im Anschluss wurde er vom US-Geheimdienst CIA verhört. Einem Bericht des US-Senats zufolge wurde er während der Verhöre gefoltert. 2006 wurde er nach Guantánamo überstellt. Dort sollte ihm vor einem Militärtribunal der Prozess gemacht werden. Das Verfahren gegen ihn und mehrere Mitangeklagte verzögerte sich jedoch jahrelang.

DPA/roy